Asterix & die dt. Energiewende

Cover_BerguerandWährend Berlin sich anschickt, mit stolz geschwellter Brust gegen die Wand seiner Energiewende zu brettern, ist man sich in Paris einig: Ils sont fous, ces boches - sie sind wie in ihrer Geschichte immer mal wieder unfähig, rationale Entscheidungen zu treffen. Einen guten Plan für die leider ziemlich düstere europäische Energiezukunft haben aber auch die Nachkommen von Asterix & Obelix und René Descartes nicht. NB zum “globalen Erdöl-Psyop”.

Der Autor des Buchs Transition Énérgetique – une vraie necessité? hat schon gar keinen Plan. Der ist, energieideologisch gesehen, sowieso fast ein halber Deutscher (pardon), mit seinem Faible für die letztlich inadäquaten erneuerbaren Energien.

Gemeint ist eher Jean-Marc Jancovici, der in seinem “Dormez tranquilles jusqu’en 2100″ – mit guten Argumenten – über die Energiewende des Nachbarlands herzieht:

Der Windstrom sei nicht in der Lage grundlastfähigen, nicht intermittenten Strom nachhaltig zur Verfügung zu stellen,

Deutschland agiere in Sachen Energiepolitik klimaschädlich, volkswirtschaftlich unklug, wettbewerbsverzerrend und es drücke mit hoch subventioniertem Grünstrom die Kraftwerke seiner Nachbarländer so sehr an die Wand, dass denen die Luft wegbleibe.

Alles bemerkenswert richtig (wobei dieser Blogger bei “klimaschädlich” ein Fragezeichen anfügen würde).

Brutal-dumme Deutsche.

Und das alles nur, weil sie nicht auf den unkomplizierten und umweltfreundlichen Strom aus Kernspaltung setzen wollen.     :mrgreen:     

Das sagt Jancovici natürlich SO NICHT, aber der Schreiber dieser Zeilen, ein des Französischen fast unkundiger Tropf ohne besondere Energie-Expertise, hat den guten Mann so verstanden.

Dummer Blogger.

Dabei hat er gegen die Befiunde Jancovicis wenig einzuwenden; dass nämlich Wind-(und Solar)Anlagen wenig netzfreundlich seien, in großem Stil Ressourcen verschwendeten und letztlich mehr CO2 freisetzten als die Kernspaltung.

Speziell J.s Anrufung des CO2 erinnert ihn jedoch an theologische Auseinandersetzungen z.B. im 16. Jahrhundert, wo die Publizisten des reformierten und des papsttreuen Lagers mit enormem Scharfsinn darüber stritten, welche Seite die richtige Auslegung einer bestimmten Schriftstelle habe.

Dass der umstrittene Text

  • gar nicht Gottes Wort sein oder
  • dass Gott überhaupt etwas anderes gemeint haben könnte,

kam damals keiner der streitenden Parteien in den Sinn.

Diese Assoziation schießt diesem Blogger durch den Kopf, wenn er Jancovici Schildchen in die Höhe halten sieht, auf denen beispielsweise Kohlendioxid, AGW oder “GIEC” ( = IPCC) steht.

Dagegen können natürlich auch die Deutschen nichts sagen.

Denn das wäre, als würde man germanischerseits Zweifel an der Schrift anmelden – womit der Streit verloren wäre, sofort und automatisch.

Da agiert der François Berguerand anders, dieser alte Ingenieur, der (nach eigener Aussage) seit  den 1970ern in der Industrie für die Erneuerbare Energie gearbeitet hat.

Der poltert zwar gegen die Politicos, die seit länger als einer Generation eine Luftnummer nach der anderen abziehen und schimpft über die Lobbyisten, die die Politicos davon abhalten das Nachhaltige zu tun - 

doch an der allgegenwärtigen, zentralen Begründung für die Energiewende scheinen sich bei ihm Zweifel eingeschlichen zu haben (nicht, dass Berguerand ganz vom Glauben abgefallen wäre).

Das liest sich in seinem Buch dann z.B. so (eigene Übersetzung):

Es ist wahr, dass die  Erhöhung der Temperaturen auch die Treibhausgase vergrößert … die wieder die (Erd)Erwärmung erhöhen: ein Teufelskreis. Was war jetzt zuerst – die Henne oder das Ei ? Einige Gelehrte behaupten ja, dass die ursprüngliche Erwärmung auf eine Verformung des Magma-Kerns der Erde zurückgeht.”

Uijegerl, François – jetzt würde ich ohne einen Anwalt aber kein Wort mehr sagen.

Tut er aber doch – und erklärt, dass die Russen Beweise für die Erwärmung auch aller anderen Planeten unseres Sonnensystems hätten und dass man auch der Windräder-Lobby nicht in die Falle gehen solle, etc.

Schließlich kommt Berguerand auf die ASPO und drauf, dass spezialisierte Geologen und sonstige  Öl-Experten, die ein Berufsleben lang für eine der kritisierten Energie-Lobbys gearbeitet hätten, nach der  Pensionierung Zweifel an den überall verwendeten Zahlen angemeldet hätten und behaupteten, die Reserve-Schätzungen seien zum Großteil für den Hugo.

***

Jancovici hat mit der ASPO nichts am Hut, aber er weiß, dass die Öl- und Gas-Produzenten

  • zwar mit gezinkten Karten spielen,
  • dass sie ihre Produkte aber unglaublich billig verkaufen (müssen).

Auf seiner Webseite hat er den Energieinhalt von den zeitgenössischen Westeuropäern zur Verfügung stehenden Energiequellen (-trägern) einmal mit der menschlichen Muskelkraft verglichen und im Detail nachvollziehbar errechnet, dass der durchschnittliche Franzose “400 Energiesklaven beschäftigt”:

sich also über Auto, Raumheizung und elektronische Geräte jene Energie zunutze macht, die 400 Sklaven mit ihren Muskeln erzeugen könnten, jährlich 30.000 kWh Endenergie.

Zum “Einstimmen” hat Poster Jancovici ein YT-Video eingebunden, das den “Wettkampf” eines 700 Watt-Toasters mit einem menschlichen Kraftpaket zeigt, einem Athleten, der in einem olympischen Fahrradwettbewerb angetreten ist.

Der Radfahrer tritt in die Pedale bis er vor Anstrengung Blut spuckt und hat mit seinem Stunt doch nicht mehr Strom erzeugt als notwendig ist um eine Scheibe Weißbrot zu toasten.

Jancovici schließt aus seinem Gedankenexperiment, dass heute selbst die ärmsten “Westler” in einem Reichtum lebten, der dem eines Moguls vor ein paar hundert Jahren entspricht – dank der “fossilen Energien”.

Wer hätte, bevor Kohle, Öl und Gas (…) in unser Leben getreten sind, mit einem Einzeleinkommen 500 Diener durchbringen können? Nur ein König oder ein großes Land!”

Die politische Folgerung, die Jancovici daraus zieht, ist nach Ansicht dieses Bloggers freilich problematisch – dass nämlich die Energie-Nabobs der Jetzt-Zeit 300 ihrer 400 Energiesklaven abgeben könnten/müssten um das Klima zu retten.

Das Gedankenexperiment macht jedoch deutlich, worum es bei den Klimaverhandlungen in Paris real gegangen ist und welche Rolle die “EU-iten”, die diesen Vertrag unterschrieben haben, dabei gespielt haben könnten:

bestenfalls die Rolle von “Ermöglichern historischer Verteilungsgerechtigkeit”;

und schlechtestenfalls jene von korrupten Führern, die ihre eigenen Leute (bzw. deren Nachfahren) in die “Energiearmut” stoßen, bewusst und zynisch.

***

Dieser Blogger argwöhnt, dass sich hinter dem Narrativ von der Rettung des Weltklimas andere Realitäten verbergen, die in den Medien der industrialisierten Welt jedoch systematisch ausgeblendet werden.

Harsche Realitäten, die – grob gesprochen – mit einer akut schwierigen Ressourcen-Situation auf einem von 8 Milliarden Menschen bewohnten Planeten zu tun haben; und damit, dass es zu kriegerischen  Auseinandersetzungen über diese Ressourcen kommen kann bzw. muss (fiolgt man dem historisch bekannten Muster zur “Lösung von Konflikten”.)

In einer solchen Situation könnte ein Versuch unternommen worden sein, z.B. anstehende Ressourcenkriege durch Übereinkünfte auf höchster Ebene zu vermeiden und einen drohenden jähen die off  zu verhindern bzw. zu verzögern.

So etwas wäre zwar nicht wirklich zielführend (und möglicherweise sogar kontraproduktiv), hätte zweifellos aber eine andere moralische Qualität als gängiges politisches Umverteilungshandeln (“Rob Peter to pay Paul”).

Nachbemerkung, 12.2.2017, 08.15 Uhr: Die Spottdrosseln aus den Strunzdumm-Medien sind wieder an der Arbeit. Sie tun, was sie am besten machen – Nebelkerzen zünden.

Ein früherer Kollege hat sich bei diesem Blogger gemeldet und “zum tausendsten Mal” argumentiert, warum es seiner Ansicht nach auch morgen Erdöl im Überfluss gebe und dieses auch in naher Zukunft frei verfügbar wäre:

Weil sich nämlich 1.) bisher noch nie ein Alarm als stichhaltig herausgestellt habe und weil 2.) der “Ölpreis” noch immer keine ernsthafte Knappheit anzeige.

Genau das sind die beiden zentralen Momente unseres globalen Erdöl-Psyops:  der “Äsop-Effekt”, wie man ihn nach der Reaktion der Dorfbewohner in der antiken Fabel nennen könnte; und  das “Märchen vom Marktpreis”, der für zentrale commodities keine Relevanz mehr hat, das aber trotzdem fast überall geglaubt wird. 

Was hier vonstatten gegangen ist, macht eine großflächige Revolution des Alltagswissens notwendig, auch (und gerade) auf Seiten der “Welt-Patrizier” des Westens.

Die Spottdrosseln des Mainstreams sind zwar intellektuell beschränkt, aber das hier geht weit über kollektives kognitives Versagen hinaus.

Unabhängiger Journalist

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