Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Journaille (im Regelfall) weder sachkundig noch am Objekt der Berichterstattung interessiert ist, dann liefern ihn die atemlosen Berichte über die letzten Meter zum Klimaabkommen von Paris. Was dabei journalistisch “geleistet” wird, ist weniger als nichts. Die Coverage besteht im Nachvollziehen eines Scripts, das die Organisatoren der Konferenz schon vor langer Zeit geschrieben haben. Besagtes Drehbuch verlangt für die Nacht davor Emotion, Action und Drama – und die Journos tun diesbezüglich, was in ihrer Macht steht. Dummerweise können nur die wenigsten verbergen, dass sie nicht kapieren, worüber sie schreiben.
COP 21 ist ein Artefakt, das nur insofern real ist, als Regierungsvertreter von 190 Ländern ihre Unterschrift unter ein verbindliches Abkommen setzen werden, das die Lebenswelt der nächsten Generation entscheidend prägen wird, vor allem in Europa und Japan.
Distanzierte Begleitung, wahrheitsgetreue “Übersetzung” und kritische Korrektur eines solchen Prozesses wären eigentlich Kernaufgaben von Medien, die sich rühmen frei zu sein – sollte man meinen.
Sie haben dabei aber kläglich versagt – soweit sich das schon beurteilen lässt. Es ist eine dramatische non performance, die nur dadurch abgemildert wird, dass sie schon bisher eher Regel denn Ausnahme war. Es ist das sich ständig wiederholende Versagen, jene Rolle zu spielen, die den Medien von der Demokratietheorie eigentlich zugedacht wäre: die der vierten Gewalt.
Dieser Anspruch kann nicht mehr glaubwürdig erhoben werden – und die Leser/Seher wissen das (oder ahnen es zumindest). Die Folge ist, dass die einen – wo ihnen möglich – stillschweigend den Bezug dieser Medien einstellen.
Die anderen machen das nicht stillschweigend. Sie denken nicht daran, zum Abschied leise Servus zu sagen. Sie sind den Medien böse und nennen sie schnell noch einmal Lügenpresse.
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Vielleicht ist manchen von ihnen nicht bewusst, dass sie lügen, aber die Dinge, über die sie berichtet haben, sind entweder banal, irrelevant, oder schlichtweg falsch:
- banal wie der Umstand, dass ein Entwurf vorliegt, den man unterzeichnen kann. Wie sollten zwei Jahre Vorbereitung und der Konferenztourismus Hunderttausender Staatsdiener sonst enden ? Wer könnte sich trauen, nichts zu unterzeichnen ?
- dass es einen Interessensunterschied zwischen Industriestaaten und Schwellenländern gibt sowie,
- dass COP 21 der Reduzierung der Treibhausgase gedient hat. Das Gegenteil ist der Fall, siehe hier.
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