Eine 358-Milliarden-Nuckelflasche

Auf 358 Milliarden Euro belaufen sich derzeit die Rettungsgelder, die europäische Staaten und EZB in Griechenland stecken haben, hat der Münchener Ökonom Hans-Werner Sinn vor kurzem festgestellt und daran erinnert, dass die allgemeine Arbeitslosigkeit in Hellas noch immer bei 25 und die Jugendarbeitslosigkeit bei 49 Prozent liegt: “Ich würde sagen, das Experiment ist krass fehlgeschlagen – und trotzdem macht man so weiter mit dem Dritten Rettungsschirm.”

Hier ist der Vortrag, den der ifo-Chef Ende November bei einem Mittelstandstreffen gehalten hat. Er sprach über eine Menge Dinge. Die Passage über Griechenland beginnt in der 30. Minute. Das eingebettete Video startet am Beginn der Griechenlandpassage.

Die Nuckelflasche an ausländischer, größtenteils europäischer Finanzierung, an der  das Land saugt. beläuft sich nach Sinns Rechnung derzeit auf 358 Milliarden Euro, was genau 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2014 sind. Anders als die meisten anderen, rechnet Sinn nicht nur die Gelder der Rettungsvehikel, sondern auch die Hilfen, die das EZB-System in die gesamte Volkswirtschaft hat fließen lassen.

Diese Außenstände setzen sich per 30. Sptember folgendermaßen zusammen: 105 Milliarden Euro Target-Kredite (was mit einem Girokonto vergleichbar ist, das zum Abwickeln der Bankgeschäfte angeschafft wurde, das sich aber zu einer Kreditquelle entwickelt hat, AvdK.) 21 Milliarden zusätzliche Banknotenausgabe durch die Griechische Zentralbank (mit Rückendeckung durch EZB). 13 Milliarden Euro, die die EZB aus dem SMP noch (schon wieder) an griechischen Staatsanleihen hält sowie eben 219 Milliarden an fiskalischen Rettungskrediten (vor allem EFSF).

Sinn vergleicht diese Summe bzw. deren BIP-Äquivalent mit den ERP-Krediten, die Westdeutschland nach dem Krieg bekommen hat und stellt fest:  “Griechenland würde 38 Marshallpänen entsprechen.”.

Derzeit gebe es ein wenig Streit wegen der Erfüllung der Auflagen für das dritte Paket, meint Sinn, “aber ich wette, man wird mit den hotspots, den Flüchtlingsaufnahmeeinrichtungen, ein gemeinsames Verhandlungsergebnis erzeugen.” Und weiter: “Dass man Griechenland jetzt den Hahn zudreht, weil es die Auflagen nicht erfüllt, man aber auf es angewiesen ist, dass sie die Flüchtlinge abwehren, das kann ich mir nicht vorstellen.”

Nachbemerkung

Jetzt könnte man sich achselzuckend abwenden und sagen, die Eurozone sei halt ein politisches Konstrukt, das mit Schmiergeld aufgebaut wurde – die bittere Wahrheit ist aber, dass sich Eurokraten und -pathen gern auch von Nicht-EU-Staaten erpressen lassen. Siehe die Goodies, die Lügenbaron & Company dem Sultan Erdogan versprochen haben, um ihn davon abzuhalten noch ein paar Hunderttausend Syrer nach Mitteleuropa zu schicken.

Unabhängiger Journalist

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