Die Geldbeschwörer aus den Zentralbanken und ihre Komplizen

cover_prinsDie frühere Wallstreet-Managerin Nomi Prins zeigt in ihrem kürzlich erschienen Collusion, wie die Zentralbanken der G-7, untereinander abgestimmt, Aberbillionen Dollar aus dem Nichts heraufbeschworen, den Großbanken und deren Eigentümern in die Taschen gestopft und dabei Mega-Spekulation und Schuldenexzesse verursacht haben. Eine Buchbesprechung.

“The Fed set the precedent of supporting big banks and then dodging criticism as the regulator of those institutions. Similar activities took place around the world, but not to the extent as in the United States where conjured money first took flight. While savers and pensioners are getting close to no interest on their nest eggs and small businesses have to leap through hoops to get loans, grow, and hire workers, big banks game the system repeatedly and central banks abet them.”

Die Prins gehört also zu jenem Drittel Amerikaner, das nach Meinung unserer Anti-Verschwörungstheoretiker dem paranoiden politischen Denken huldigt und das sich immer auf’s Neue der Welterklärung per Presseaussendung verschließt.   :mrgreen:

Diese für alle möglichen Populismen anfällige Spezies, kritisieren bezahlte Establishment-Akademiker, glaube daran, dass Politik auch in unserem Zeitalter zuerst im nichtöffentlichen Raum stattfindet und dass sogar die zeitgenössischen demokratischen policy maker Geheimnisse und versteckte Agenden hätten.

Auch unsere liberalen Journos, die wiederum vermeinen, dass nichts vor ihren Augen verborgen bleiben kann, finden so etwas irrational und antirgendwas.

Für die Journaille existiert letztlich nur, was von ihnen approbierte Experten-Sprechpuppen schon einmal von sich gegeben haben.

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Die Prins vertritt in dem hier thematisierten Buch nun die Ansicht, dass es beginnend mit 2008 zu einer Kollusion von Fed, EZB, BoJ etc. gekommen ist, mit dem Ziel, über Zins- und “unkonventionelle Geldpolitik” das System in Liquidität zu baden – mit dem Vorwand, dass man auf diese Weise echte Investitionen in der wirklichen Welt auslösen könne.

Das Vorgehen der “Verschwörer” sei international arbeitsteilig gewesen, siehe z.B. 2015/16, als die Amerikaner mit ihrem money conjuring aufhören mussten und EZB-Super-Mario ihr Staffelholz übernahm (und bis heute weiterträgt).

Der Anführer der Gang sitzt für Prins aber zweifelsfrei in Washington.

The Fed pushed its strategies globally. It saw no other option. So entangled and codependent were the big US and global banks that the only way to keep the money flowing into the banking system was to enlist the help of allies the world over (…) The major G7 central banks followed the Fed for two reasons: geopolitics and fear. They feared a deeper and more prolonged liquidity crisis if they didn’t do the Fed’s bidding.”

Natürlich kann die Autorin ihre Verschwörungs-These nicht beweisen, etwa durch Gesprächsprotokolle aus Basel oder Jackson Hole, aber die von ihr angeführte circumstantial evidence ist beachtlich.

Und klarerweise pflichtet dieser Rezensent der Rezensierten nicht in jeder Hinsicht bei.

Ein Beispiel für eine solche Divergenz ist beispielsweise, dass die Autorin der Meinung zu sein scheint, dass Kreditblasenschlägerei, richtig gemacht, nicht der Wall, sondern der Main Street zugute kommen könne.

Ein weiterer gravierender Unterschied besteht in der Bewertung der Geldpolitik der PBoC und dem Agieren der Chinesen auf internationaler Ebene (“IMF/SDR”), die Prins – einigermaßen naiv – als einen underdog wahrnimmt, der gegen die imperialistische Finanz-Weltordnung der Anglos und ihrer Vasallen rebelliert.

Dieser Blogger ist da ziemlich “dogmatisch”:

Kreditbooms laufen immer auf eine ziemlich hohe Endbrechnung hinaus (was der Mitwelt freilich oft verborgen bleibt) – und fabriziertes Geld bleibt ebendieses, auch wenn es von Feinden des Dollar-Systems in Umlauf gesetzt wird.

Ein Aufnötigen von Kredit bewirkt auch keine Prosperität, sondern die Fehlallokation von Ressourcen.

Ferner beruhen Notenbanken hie wie da auf der “Macht der Nicht-Gewählten” und die von Prins zu Recht beklagte increasing inequality via Zentralbankpolitik ist wohl nicht nur eine Folge der Dollar-Kollusion.

Auch wird “die Finanzarchitektur” nicht dadurch stabiler, dass eine (vielleicht) nicht “mitverschworene” Zentralbank Geld aus dem Nichts heraufbeschwört.

Davon abgesehen ist Collusion ein beeindruckender Anlauf für eine realitätshaltige Finanzgeschichte der vergangenen 10 Jahre.

Nomi Prins, Collu$ion. How Central Banks Rigged the World. 2018

Unabhängiger Journalist

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