Bemerkenswertes Framing: Die USA, der Iran und der Ölpreis

Red. Strunz hat mit einer Wirtschaftsexpertin ein Interview geführt, das für eine bemerkenswerte Grätsche zwischen Realität und Ideologie verwendet wird. Die USA führen demnach einen Energiekrieg gegen den Iran, um den Ölpreis in die Höhe zu treiben – was für uns Freunde zentnerschwerer Cobalt-Batterien aber wieder gut ist (zwinkerzwinker), wie der Journo nahelegt. NB zu Diesel und Erdgas.

Das als Bericht getarnte Meinungsstück enthät ein Recherchegespräch mit Claudia Kemfert vom DIW. Der Text findet sich in den heutigen Funke-Medien, beispielsweise hier.

Die Kemfert sagt, die USA seien daran interessiert,

ihre eigenen Ölförderungen zu hohen Preisen zu verkaufen und die Fracking-Förderung wirtschaftlich zu machen“,

was ein wesentliches Ziel der Trumpschen Iran-Sanktionen sei.

An dieser Aussage ist wenig auszusetzen.

Man könnte ev. ergänzen, dass der US-Präsident wg. Populismus unter keinen Umständen den Eindruck erwecken darf, er wolle einen höheren Ölpreis – aber vielleicht hat die Kemfert das eh gesagt, nur hat’s der Journo nicht geschrieben.

Klar ist jedenfalls, dass die US-Schieferölindustrie substanziell höhere Ölpreise benötigt, weil sie (in einer ökonomisch nachhaltigen Betrachtungsweise und durchschnittlich) nicht einmal bei 100 Dollar pro Fass profitabel arbeitet und an der möglichst langen Ausdehnung der shale oil revolution sehr viel hängt.

Steve St. Angelo und Art Berman machen immer wieder drauf aufmerksam, dass Schieferöl eigentlich eine retirement party ist

- speziell Ersterer scheint jedoch die extreme Findigkeit zu unterschätzen, die sich einstellt, wenn Systeme noch ein bisschen am Leben erhalten werden sollen, die sich eigentlich überlebt haben.

Die USA streben also deutlich höhere Ölpreise an um ihr shale oil-Strohfeuer noch ein paar Jährchen am Leben zu erhalten und den Saudis ist das recht – auch wenn sie noch immer deutlich billiger produzieren als die besten amerikanischen Öl-Fracker.

Und was kann in dieser Situation “der (deutsche) Verbraucher tun”?

Der darf sich weiter an eine dysfunktionale Elektro-Mobilität klammern.

Auf gutem Weg seien alle Autofahrer, die bereits keinen Diesel oder Benzin mehr tanken, sondern auf Elektromobilität oder heimische Öko-Kraftstoffe setzten”,

hätte die Kemfert ganz im Sprechquak unserer Politicos gesagt (schreibt der Journo).

Dann is’ ja gut.

Das versöhnt uns wieder mit der ernüchternden Realität, die darin besteht, dass die herkömmlichen internen Verbrennungsmotoren  um 50 bis 60 mal energiedichter sind als die modernen Lithium-Ionen-Saurier, siehe z.B. hier.

Nachbemerkung, 16.8.2018, 21.00 Uhr:

Also, so lange noch unklar ist, was die vielversprechendsten Wege nach vorne sind, würde ich schon heute beginnen, einen Stock zahlungskräftiger Devisen für die Nach-Dollar-Welt aufzubauen (um zum Beispiel leichtes Öl erwerben zu können, aus dem sich Diesel machen lässt), und Erdgas – und zwar von so vielen verschiedenen Lieferanten wie möglich.

Trumps „LNG-Angebot an die Europäer“ mag Taktiererei und Großsprecherei sein – oder auch nicht.

Die Europäer sollten sich jedenfalls schon heute um diese Brückentechnologie (-energiequelle) kümmern.

Genügend LNG-Terminals hätten sie ja bereits. Das heißt nicht, dass man nicht auf russisches Gas angewiesen wäre. Aber es wäre gut, auch andere „supplier“ zu haben.

Unabhängiger Journalist

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