An der Wall Street hat sich in den vergangenen Tagen eine Geschichte abgespielt, die für die aktuelle Situation des Aktienmarkts charakteristisch und gleichzeitig höchst unterhaltsam ist: “16-jährige Day-Trader mit staatlichem Stimulus-Geld und kenntnisreichen Bundesgenossen” sollen einen Hedgefonds an den Rand des Bankrotts getrieben haben, der u.a. einen Computerspiele-Dienstleister aggressiv geshortet hatte.Wären dem HF nicht frenemies aus der Branche zu Hilfe geeilt, hätte er die von den RobinHooders erzeugten “short squeezes” nicht überlebt. Natürlich war deren Nothilfe nicht gratis.
Dieser Blogger, der nie im gehobenen Zocker-Milieu tätig war, ist sich zwar nicht sicher, ob er jedes Detail der auf Zerohedge mehrfach berichteten story – siehe hier und hier – kapiert hat,
er glaubt aber das Wesentliche verstanden zu haben und findet es saukomisch,
sollte ein HF-Insider und (vormaliger) Star-Trader namens Gabe von nicht-professionellen, aber professionell beratenen Nerds tatsächlich ausmanövriert und gezwungen worden sein, nach dem (stärkeren) Onkel zu rufen.
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Hedgefonds agieren idR “opportunistisch” und ergreifen jede sich bietende Gelegenheit Geld zu machen – also auch short trades, wenn sie glauben, dass die aktuellen Kurse bis zu einem bestimmten künftigen Zeitpunkt zurück gehen.
Das hat ein ebenso großes Gewinnpotenzial wie long trades.
Wenn die Kurse entgegen den Erwartungen der “HF-Investoren” aber steigen, verfällt der Wert ihrer Put-Optionen, weshalb “ihre Bank” von ihnen verlangt Geld nachzuschießen (“margin call”).
Wenn man in einer solchen Situation “gerade nicht flüssig ist”, muss man auf Teufel komm raus alles verkaufen, egal wie schlecht die anderen Papiere momentan bewertet sind und das ist “alles andere als optimal”.
Wenn ZH das richtig berichtet hat (und ich richtig verstanden habe), hat Melvin Capital, ein kleinerer Finanz-Hai, Dutzende Titel – besonders aggressiv GameStop Corp. – geshortet,
die in den Tagen davor stark gestiegen waren.
Die Aktien stiegen wider Erwarten aber weiter, vor allem, weil andere Zocker zukauften
- angeblich jugendliche Nerds mit staatlichen Corona-Stimuli, die der Meinung sein sollen, dass es “nur nach oben gehen kann” (vielleicht waren es in Wirklichkeit hauptsächlich andere HF).
Damit hatte Gabe nicht gerechnet und er musste “befreundete Hedgefonds” anpumpen.
Die gaben ihm knapp 3 Mrd. Dollar – nach WS-Maßstäben nicht besonders viel -, verlangten für ihren bailout loan aber (künftige) revenues, also (teilweise) Gewinne/Erträge des Fonds.
Laut Fama hatte einer der Nothelfer Einblick in die Orderbücher vieler RobinHoodies – konnte Melvins missliche Lage also schon zu einem Zeitpunkt beurteilen, als dieser sich deren noch gar nicht bewusst war.
Wie viele revenues Melvin Capital jetzt hergeben muss, weiß man nicht.
Die Geschichte könnte aber auch ohne MC weiter gehen.
Es wird angenommen, dass Gabe die fatalen GME-Positionen geschlossen hat
- wenn das zutrifft, haben andere HF aber neue Shorts eröffnet, sodass “aktuell nur mehr” 139 statt 142% des GME-Floats geshortet sind. Mal sehen, wer zuletzt lacht.
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