Die Nettoimporte von Erdöl – die USA, China, Indien und Europa

Die Daten der deutschen Netzagentur für die vergangenen 2,5 Jahre haben Erdgasflüsse von und nach D sichtbar gemacht, was den deutschen Wirtschaftsminister Lügen gestraft hat  – siehe hier und hier -.Nettoimportrechnungen lassen sich aber auch längerfristig und für Erdöl anstellen – entsprechende Daten vorausgesetzt. BP und seit gut zwei Jahren das Energy Institute ermöglichen das. Eine solche Rechnung hat soeben der US-Blogger Steve St. Angelo angestellt, von dem eine zentraler Chart rechts als Aufmachergrafik eingebunden wird.steve_NOI_chart_resized Den Srsroccoreport-Blogger interessieren vor allem die im Zug der Shale-Revolution erlangte (relative) Unabhängigkeit der USA von Erdölimporten aus dem Ausland sowie die dramatischen Zuwächse bei den einschlägigen Nettoimporten von China und Indien. Dieser Blogger liefert die (bisher) fehlenden Nettoimporte Europas zu.

St. Angelo hat in seinem kostenpflichtigen Blog die Entwicklung seit 2005 unter die Lupe genommen nd meinte, dass der Rückgang der US-Nettoimporte die Zunahme der Erdöl-Nettoimporte von China und Indien erst ermöglicht habe (ab ca. Minute 8:00 in dieser Präsentation).

Steve greift hier eine überaus wichtige Dynamik auf, die vorher schon Jeffrey Brown u.a. in seinem “Export Land Model” analysiert hat.

Nun hat es zweifellos

  • Importzuwächse auch z.B. in Afrika gegeben
  • und “brutto” importieren die USA noch immer ca. 6 Mio. Barrel schwereres Erdöl (hauptsächlich aus Kanada).

Das ändert aber nichts an der “Validität” der “Diagnose”, denn

  • erstens war das Wachstum nirgendwo so extrem wie bei den beiden asiatischen “Giganten” und
  • zweitens werden die US-Bruttoimporte durch Ausfuhren von leichterem Crude aus den Staaten (über)kompensiert, zuletzt auch nach Europa, siehe z.B. hier (die USA sind seit ’22 zum größten einzelstaatlichen Rohöllieferanten Europas aufgestiegen – EI, Statistical Review 2024, p. 34; blöd nur, dass man das Zeug kaum zur Herstellung von Diesel verwenden kann).

Natürlich wäre das Gesamtbild ohne Europa nicht komplett,  das ein gutes Fünftel aller weltweiten Ölimporte auf sich vereinigt (EI, Statistical Review 2024, p. 34)

Weil ich den Chart von srsroccoreport.com nicht “verschlimmbessern” möchte, folgt eine Tabelle über die europäischen Netto-Ölimporte seit 2005, die zeigt, dass diese bei 10 – 11 Millionen Fass pro Tag stabil sind.

Die europäische Eigenproduktion (inkl. Norwegen und UK) scheint sich mittlerweile auf 3,2 Mio. Barrel in etwa halbiert zu haben (wg. “Umgruppierungen” in der Statistical Review aber nichts Genaueres erkennbar).

Hier nun der  Screenshot einer selbst gemachten Tabelle, die auf den Werten von Statistical Reviews von 2006 bis 2024 beruht (nur “definitorisches Öl”):

master_europe_NOI_bearbeitet_resized

Fazit

Europa ist zwar nicht so stark vom Mittleren Osten abhängig wie China oder Indien, ist kumuliert aber noch immer ein ähnlich großer Nettoimporteur wie VR China im vergangenen Jahr

(jedoch mehr als doppelt so groß als Indien).

Die europäischen Nettoimporte haben sich in den vergangenen 18 Jahren zwar nicht so dynamisch nach oben entwickelt wie jene von China, aber auch nicht so dynamisch nach unten wie jene der USA.

Der interne Öl-Konsum Europas (“all liquids”) ist in etwa auf demselben Niveau verharrt wie 2005, parallel zu jenem der (“verschwenderischeren”) USA

- freilich  ohne dass hier eine “shale revolution” stattgefunden hätte wie die jenseits des “großen Teichs”.

Grafik: srsroccoreport.com, mit freundlicher Genehmigung

Unabhängiger Journalist

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