Dröhnende Medien-Omertà zu Ulfkottes “Gekaufte Journalisten”

Kopp_AnzeigeEigentlich wollte ich über Ulfkottes neues Buch erst schreiben, nachdem ich es wirklich zu Ende gelesen habe. Davon muss ich abgehen. Das Motiv: Der fast totale Boykott des deutschsprachigen “Mainstreams” ist ein atemberaubender Anblick, der einfach dokumentiert werden muss. Trotz des organisierten (Ver)Schweigens der Medien-Lämmer hat sich das Buch schon an die 30.000 Mal Mal verkauft und wird in Foren und Blogs – durchaus auch kontrovers – diskutiert. Auch in nicht-deutschsprachigen. Ein besseres Beispiel für ein Kartell, das seine Marktmacht missbraucht, gibt es nicht.

„Wer taub, blind und stumm ist, lebt hundert Jahre in Frieden.“ Sizilianisches Sprichwort

Es gibt zwei Gründe, warum ich mich in diesem speziellen Fall eigentlich etwas zurücknehmen und abwarten wollte: der erste besteht darin, dass ich – ähnlich wie Ulfkotte – manchmal in (zu) schnelle und (zu) pauschale Urteile verfalle und dabei auch Leute erwische, die das nicht verdienen; zweitens bilde ich mir ein, auch ein bisschen was über die Branche zu wissen, über die Ulfkotte schreibt und deswegen sind meine eigenen Ansprüche an den Blogeintrag vielleicht höher als sonst. Paradoxerweise gehen Dinge, über die man weniger weiß, leichter von der Hand.

Grundsätzlich glaube ich, dass Ulfkotte mit seinem vor einem Monat erschienenen Buch einen Finger in eine tiefe Wunde gelegt hat und dass er zwar plakativ formuliert, dass er inhaltlich aber eher unter- als übertreibt. Der vielleicht gefährlichste Stolperstein für sein Buch ist der rechtliche, denn die Leute, die er auf’s Korn nimmt, beschäftigen Legionen von Juristen. (Davon abgesehen kann letztendlich niemand wollen, dass jemand zu Unrecht an den Pranger gestellt und “medial hingerichtet” wird. Auch Ulfkotte nicht, der 2003/04 selbst erfahren musste, wie das schmeckt.)

Der zweite Stolperstein ist die Wahrnehmung seiner Person und seines Verlags: irgendwie rechts, irgendwie verschwörerisch, esoterisch und überhaupt. Für denkfaule Letztendlich-doch-Konformisten bieten sich zahlreiche Schubladen an, in die sie das Phänomen verschwinden lassen können, damit es ihnen nicht mehr unter die Augen kommt und Angstzustände verursacht.

Ob das alles tatsächlich “rechts” ist, ist fraglich. In Sachen Wirtschaftsideologie und außenpolitische Positionierung ist Ulfkotte keinesfalls besonders “rechts” (was ohnedies eine mehr als fragliche Etikettierung ist). Doch Ulfkotte kritisiert die “Islamideologie” und ihre Folgen für die hiesige Gesellschaft. Er belästigt die Multikulti-Ideologen und ihre politischen Schutzherren und verteidigt Sarrazin – was ausreicht, sich eine Menge Hass zuzuziehen. Ich sehe aber nicht, dass Ulfkotte wirklich rassistisch argumentiert und auch nicht, dass er z.B. für die Abschaffung der Religionsfreiheit wäre.

Ulfkottes Image spiegelt sich auch in der “linken” Rezeption des neuen Buchs im Internet wider – mehr davon in meiner Hauptrezension. Das ideologische Problem, das man mit diesem Autor wg. “Ausländern” haben könnte, ist trotzdem keine Rechtfertigung, dieses Buch großflächig auszublenden. Man könnte es zum Beispiel ja verreißen. Das wäre eine Kernaufgabe einer “Medienlandschaft”, die sich als demokratisch ausgibt.

Nein, hier findet ein organisiertes Blackout statt, das, wie Ulfkotte mutmaßt, zentral verabredet worden ist und in dem Verstöße gegen die Schweigepflicht angeblich mit Kündigung bedroht sind. Bezeichnend auch, dass Ulfkotte nach eigener Aussage bisher noch nicht Mal verklagt wurde.

Dass die Capi der deutschen Medien-Mafia ein Schweigekartell vereinbart haben, ist nicht zu beweisen. Dass es ein solches gibt, ist aber offenkundig, weil das Muster der medialen Ausblendung dafür spricht. (Wenn das Problem darin bestünde, dass dieses Buch wirklich schlecht wäre, hätte “Gekaufte Journalisten” den Weg wenigstens in vereinzelte Kurzmeldungen gefunden – wie so viele andere suboptimale Werke).

Eine Datenbankrecherche zeigt folgendes Bild:

 

Datenbankrecherche_Tageszeitungen_1010

Erklärung: von 1.9.2014 bis 10.10.2014 hat keine von 37 deutschen Tageszeitungen Ulfkottes Buch erwähnt (Ausnahme: zwei Amazon-Bestsellerlisten). In diesen 37 Quellen sind alle großen deutschen Titel vertreten.

Exhibit 2:

Wochenzeitungen_Magazine

Erklärung: Gleicher Zeitram, 80 Wochenzeitungen/Magazine  (auch schweizerische). Die Schweizer Weltwoche schreibt ein par Zeilen (die ein bisschen an verlegenes Gestammel erinnern, “damit man wenigstens irgendetwas gesagt hat”). Aber nur der Deutsche Wirtschaftsjournalist, ein Branchenmedium, lässt sich wirklich auf den Text ein. DWJ ist die eine große Ausnahme unter den deutschen Medien. Die andere große Ausnahme ist eine Radiosendung des SWR. Sie findet sich hier. Man beachte die nervös-zittrige Stimme des Sendungsgestalters und ich fürchte fast, er wird die Folgen seines Regelverstoßes zu spüren bekommen.

Unterdessen wird Ulfkotte im Internet auf die Schulter gehoben und als Whistleblower und Kronzeuge für die Korruption der deutschen Presselandschaft herumgereicht – was er in bestimmter Hinsicht ja auch ist. Ein Beispiel dafür ist Zerohedge, wo das Posting binnen kürzester Zeit zum meistgelesenen Beitrag wurde. Der Eintrag findet sich hier.

Fazit

Die Sprengkraft von Ulfkottes Buches liegt nicht in der Schilderung von “(Klein)Korruption”, die der Journalismus mit vielen anderen Berufsständen teilt. Sondern im Nachweis, dass das reale Geschäftsmodell des deutschen Journalismus meilenweit von der demokratiepolitischen Funktion entfernt ist, die ihm von blauäugigen Publizistikprofessoren angedichtet wird. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass die “Vierte Gewalt” ein wirkliches Gegengewicht zu Politik, Lobbies und Geheimdiensten bilden würde. Das ist der eine wahre Grund, warum die deutsche Veröffentlichungsbranche ein Blackout über den Titel verhängt hat.

Der andere wahre Grund ist noch nicht ganz zutage getreten. Ulfkotte ist offenbar entschlossen, systematisch die dubiosen Praktiken im Anzeigengeschäft vieler Zeitungen zu thematisieren und das ist etwas, was die Branche brauchen kann wie einen Kropf. Da hört sich “der Spaß” auf. Wirklich, komplett und total. Wenn ich Ulfkotte wäre, würde ich auf meine persönliche Sicherheit sehr, sehr achtgeben.

Das Buch kann man hier beim Verlag und hier bei Amazon bestellen.

Edit, 11.10.2014, 14.00 Uhr: Es gibt Leute, die sich an meiner Formulierung “(nicht) wirklich rassistisch” stoßen. Ich wollte damit nicht sagen, dass Ulfkotte beinahe rassistisch argumentiert. Angedeutet wird nur, dass “rassistisch” heute ein Kampfbegriff ist, der von mancher Seite fast beliebig verwendet wird. Ein solcher “Rassismus” ist in meinen Augen “nicht wirklich rassistisch”. Wenn jemand seine kulturelle Identität in dem Land, in dem er lebt, verteidigen möchte, muss das nichts mit Rassismus zu tun haben. Ich belasse den obigen Text so wie er ist.

Edit 2, 15.10.: nach Angaben des Autors vom vergangenen Wochenende wurden 30.000 Stück an den Großhandel ausgeliefert, wobei laufend nachbestellt wird. Klagen sind noch keine bekannt.

 

 

 

Unabhängiger Journalist

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