Gaskrise: In Österreich jagt ein Taschenspielertrick den anderen

Bundes-Charlie und Schnatter-Leonore beharren darauf, dass die östliche Alpenrepublik trotz eines ungünstigen Monatswerts im Dezember ’22 ihre Abhängigkeit von russischem Erdgas abgebaut habe. Das kann sein – oder auch nicht und kann seriös erst beurteilt werden, wenn die Importmenge von März bis Dezember ’22 mit jener eben dieser Monate 2021 verglichen werden kann (“like to like”) Das scheint freilich weder in die Hirne von Politicos noch in jene von sich unabhängig nennenden Staats-Journos zu gehen.

Derzeit befindet sich die veröffentlichte Meinung noch in einer Art frühkindlichem Entwicklungsstadium, das dadurch bestimmt ist, dass der jeweils letzte Monatswert extrapoliert und als Basis für eine Analyse hergenommen wird.

Das haben, zugegeben, Bundes-Charlie und Werner Williamsbirne zum Jahreswechsel auch getan.

Die sind zwar doof, aber nicht so extrem doof, dass sie nicht merken würden, wenn sie “aus politischen Gründen” Äpfel mit Birnen vergleichen. Taschenspielertrick 1.

Schnatter-Lorchen, die jetzt, nach eineinhalb Monaten, zweifellos schon über die angeblich noch zu berechnenden Zahlen verfügt, sagt heute, dass der Anteil von russischem Importgas seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine auf unter 50% gesunken ist

- was an sich sehr wohl nach einer Reduktion klingt.

Tatsächlich kann man das aber erst wissen, wenn für den Wert passende Vergleichszahlen 2021 vorliegen.

Aber wahrscheinlich weiß Lorchen das auch, weil sie nicht dümmer ist als z.B. Bundes-Charlie oder W. Williamsbirne, die beide Männer sind.

Der vorerst eigentlich bloß suggerierte Taschenspielertrick 2 besteht (bestünde) darin, allfällige Reduktionen der vergangenen 9 Monate im gleichen Tempo für die Zukunft fortzuschreiben,

was natürlich Unsinn ist.

Zuerst müsste ein sauberer Vergleich auf den Tisch und womöglich krankt’s schon dieser Einstiegshürde.

Der nächste Tort im offiziösen Happy Talk ist die ständig vorgenommene Vermengung von “reservierten Kapazitäten” mit tatsächlichen Lieferungen aus nicht-russischen Quellen

- etwas, worüber sich  dieser Blogger endlos alterieren könnte -  Taschenspielertrick Nummer 3.

Und schließlich wird, Taschenspielertrick 4, so getan, als gäbe es tatsächlich nennenswerte Alternativen zu den 2021 nach Europa importierten 167 Mrd. m3 russischen Erdgases.

Diese gibt es aber weder in Norwegen, noch in Algerien oder beim Flüssiggas, wie jeder einigermaßen seriöse Blick auf die zugrunde liegenden Großenordnungen zeigt.

Dazu noch eine kleine Tabelle mit -  zugegeben -  “alten Zahlen” aus 2021. Quelle ist die BP Statistical Review 2022.

Erdgas in Europa (in Mrd. m3)
2021 in % des Verbrauchs
Verbrauch pa 571,1  100
Import aus RF (Pipeline) 167,0  29,2
Lieferung aus NO (Pipeline) 112,9  19,8
LNG ex RF  90.8 15,9

Unabhängiger Journalist

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