Das bosnische Außenministerium hat den Grazer Amokfahrer unmittelbar nach der Bluttat als bosnischen Staatsbürger identifiziert und konsularische Hilfe in Aussicht gestellt. Vier Stunden später, nachdem die österreichischen Behörden den Mann wiederholt als Österreicher bezeichnet hatten, korrigierte sich Sarajewo. Der Täter habe seine bosnische Staatsbürgerschaft zurückgelegt. Seither ist Alen R. unbestritten österreichischer Staatsbürger, mit oder ohne Wurzeln.
Schon am Tag nach der Tat waren die Hände des BH-Außenamts und ihres Sprechers wieder so sauber, dass kein Medium mehr auf die Idee kam, blöde Nachfragen zu stellen. Jetzt ging es “nur” mehr um zu Schaden gekommene bosnische Staatsbürger, ein Hochzeitspaar (angeblich ist der unglückselige Ehemann bei der Amokfahrt sogar umgekommen, seine Frau soll im Koma liegen !). Der Außenamtssprecher sagt bei dieser Gelegenheit wie selbstverständlich:
War da was ?
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In der ersten Stellungnahme, die das Außenministerium von Bosnien-Hezegowina über einen Sprecher Nebojša Regoje veröffentlichte, war man noch davon ausgegangen, dass es sich in Graz um einen schweren Verkehrsunfall gehandelt hatte. Die Aussage wurde von der amtlichen Nachrichtenagentur FENA transportiert.
Die Veröffentlichung, die mir im Original nicht vorliegt, muss knapp vor Beginn der ersten Pressekonferenz in Graz am mittleren Nachmittag erfolgt sein.
Der Text der Aussendung in der FENA-Version findet sich hier:
Der Sprecher erklärt, dass das Ministerium nach einer Befragung der Systeme (Datenbankrecherche ?) den Schluss gezogen habe, dass der Täter über einen gültigen Pass Bosnien-Herzegowinas verfüge und dass die Botschaft in Wien auf Wunsch konsularischen Beistand leisten werde.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen der Republika Srpska, RTRS, erwähnt die amtliche Stellungnahme jedenfalls noch in einem Bericht um 16.40 Uhr, also nach der ersten und knapp vor der zweiten “Täter ist Österreicher-Pressekonferenz” in Graz. Siehe hier:
Ungefähr drei Stunden nach diesem Bericht kommt der Schwenk. Sprecher Regoje korrigiert sich und erklärt, der Täter habe die bosnische Staatsbürgerschaft zurückgelegt gehabt. Siehe Vijesti.ba, hier:
Das heißt laut Google-Translate:
Ich will diesen Vorgang nicht werten und die Leser ersuchen, sich selbst ein Urteil darüber zu bilden. Regierungen lügen ohne Skrupel – aber nur, wenn es erforderlich ist und “dafür steht”. Denn sie gehen jedes Mal das Risiko ein erwischt zu werden.
Aus Gründen des Glaubwürdigkeitserhalts werden Aussagen jedenfalls kaum jemals leichtfertig gemacht, solange noch Zweifel bestehen. Schon gar nicht passiert das in Außenministerien.
Die Frage ist, ob das Motiv zur Falschaussage zuerst größer war – oder später, nachdem in Graz der Täter wiederholt als Österreicher bezeichnet worden war.
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