Hellas: Euro-Rauswurf unmöglich, EZB kann aber Geldhahn zudrehen

Athen hätte gerne einen schönen, richtig tiefen Schuldenschnitt und unsere Euro-Herrschaften möchten verbergen, dass sie mit dem Geld ihrer Steuer-Viecher umgehen wie ein Matrose auf Landurlaub mit seiner Heuer. Darum pokern beide bis zum letztmöglichen Zeitpunkt (Dienstag) – wahrscheinlich ohnedies in klammheimlicher Akkordierung. An Wahrheiten, die eigentlich Lügen sind, mangelt es in dieser Phase nicht. Die Ansage des griechischen Finanzministers, dass man sein Land nicht aus dem Euro werfen könne, ist eine solche verlogene Wahrheit.

Hier ist, was Varoufakis dazu gesagt hat – und es stimmt: Es gibt nur Austrittsmodalitäten für das Verlassen der EU, aber keine für den Abschied aus dem Euro. Das bedeutet aber nicht, was Varoufakis nahe legen möchte – dass die EU keine Wahl habe als das Referendum abzuwarten, das für fünf Tage nach dem Auslaufen der “allerallerletzten Deadline” angesetzt worden ist.

Wie bekannt, versucht die griechische Bevölkerung seit Tagen so viele Papier-Euros wie möglich aus ihren Konten zu quetschen – “Bankrun”. Das geht aber nur solange als die Griechische Zentralbank die Geldautomaten mit Scheinchen befüllen lässt. Das wiederum darf sie nur so lange als die EZB ihr das erlaubt.

In dem Moment, in dem der EZB-Rat seine ELA-Notkredite beendet, darf die Bank of Greece keine Euros mehr ausgeben – theoretisch. Jeder ausgegebene Euro wäre “Falschgeld”. Mal sehen, was dann passiert – mal sehen, ob es tatsächlich so weit kommt. Wenn diese Situation eintritt, beginne ich an den bevorstehenden Grexit zu glauben. Die Eurozone/EZB bräuchte jedenfalls keinen hochoffiziellen Rauswurf.

Unabhängiger Journalist

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