Klima-Irresein in Deutschland

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Deutscher Michel

Während sich deutsche Politicox (© AvdK) dafür feiern lassen, dass sie mit Geld ihrer Steuerbürger um sich werfen, richten die traditionellen Medien dem Michel und “seiner” Grete aus, diese würden noch immer zu viel Kohlendioxid emittieren. Genauer: Deutschland werde die Klimaziele der Regierung von vor zehn Jahren verfehlen – was eine Schande für das ganze Land sei. Kein Mensch weiß, was dieser Käse soll in einer Welt, in der außerhalb der EU niemand auf irgendwelche CO2-Ziele eingeht. NB zum Ende der DDR-Industrie.

Statt zu kontextualisieren wie es seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit wäre – z.B. durch den Vergleich, welche Länder “wie viele Emissionen eingespart” haben -, greift der Medien-Mainstream auf eine alte Lizitierei zurück, bei der ein Politicox den zweiten zu überbieten trachtete (natürlich auf Kosten von zukünftiger Gesellschaft und Wirtschaft).

Siehe zur Vorgeschichte z.B. hier.

“Minus 40 Prozent bis 2020″ lautete damals das Endergebnis des eher unsinnigen Wettbewerbs um die höchste Hausnummer – und diesen Wert, sagen professionelle Klima-Lobbyisten heute, werde Deutschland “krachend verfehlen”.

Nur 30 Prozent statt 40 Prozent weniger CO2 ist nicht ein bisschen daneben (…)  Hier muss die nächste Bundesregierung ganz schnell nachlegen, um wenigstens in die Nähe ihres vielfach bestätigten Ziels zu kommen.”

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Schlimm, wirklich schlimm.   :mrgreen:

Tatsächlich schaut’s für die Erfüllung der “Vorgabe von 2007″ heute nicht besonders gut aus.

Wie die folgende Tabelle mit Daten aus der EU-Datenbank EDGAR zeigt, hat Deutschland von 1990 bis 2015 nämlich seinen Ausstoß um gerade einmal 24 Prozent verringert.

Aber was war bloß mit dem Rest der Welt los, der die anderen 98 Prozent der Treibhausgase ausstößt?

CO2-Emissionen in Kilotonnen
  1990 2015 Δ
Deutschland 1020145  777906  -23,7%
USA  5003721  5172338  +3,4%
Kanada  448959  555401  +23,7%
Japan  1158386  1252890  +8,2%
China  2293540  10641789  +364,0%

Da kann man nur sagen: Pfui Deibel, Deutschland (abgesehen davon, dass es wahrscheinlich sowieso ziemlich egal ist, wie viel “menschengemachtes CO2″ in die Atmosphäre geblasen wird)!

Hier eine weitere Tabelle mit Daten der Weltbank aus dem Jahr 2014. Sie zeigt auszugsweise den Ausstoß von Kohlendioxid pro Kopf.

Ihr lassen sich zwei bemerkenswerte Einzelheiten entnehmen:

  • Dass nämlich Japan, ein gut vergleichbarer High Tech-Staat mit wenigen Ressourcen, “erkennbar schlechter abschneidet” und
  • dass die Volksrepublik China, ein sogenanntes Schwellenland mit 1,2 Milliarden Einwohnern, gar nicht so weit hinter Deutschland liegt.
CO2-Emission/Kopf (Tonnen/Jahr)
USA 16,5
Kanada 15,1
Japan 9,5
Deutschland 8,9
China 7,5

Indien, das heute noch immer als agrarisch geprägtes Entwicklungsland gelten darf, liegt hier weit abgeschlagen hinten (1,7 Tonnen pro Kopf und Jahr).

Vergleicht man freilich die Emissionsintensität bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt, ist die Wertschöpfung in Deutschland “klimafreundlicher” als die in Indien (0,2 gegenüber 0,3 Kilo CO2 pro kaufkraftbereinigtem BIP-Dollar).

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Deutschland steht in Sachen Emissions- (und damit weitgehend Energieintensität) also gar nicht so schlecht da, wie die Klima-Aktivisten den Leuten weismachen wollen.

Freilich stellt sich die Frage, warum die deutschen Propaganda-Medien nicht in der Lage sind, die Aussagen diverser Interessensgruppen gegenzurecherchieren – um ein etwas ausgewogeneres Bild zu zeichnen.

Können oder mögen die keine Grundrechenarten? Sind sie womöglich nicht imstande Englisch zu verstehen? Oder haben sie einfach nur eine ebenso fixe wie falsche Idee, wer glaubwüridg ist?

Oder steckt was anderes dahinter?

Rätsel über Rätsel!   :-P

Bild: Anonyme Karikatur, gescannt von James Steakley, via Wikimedia Commons (Public Domain)

Nachbemerkung, 8.11.2017, 07.30: Das Thema deutsche “Wiedervereinigung” und ihre Auswirkungen auf die Emissionsbilanz ist legitim, allerdings oft überschätzt.

Auf einer Brutto-Basis mag der Untergang der karbonintensiven DDR-Industrie fünf bis zehn der 24 Prozentpunkte gebracht haben, um die sich die deutsche Emissionsbilanz”verbessert hat”.

Netto freilich nicht um so viel.

Im Zug der “Angleichung der Lebensverhältnisse” und der Transfers wanderten auch CO2-Emissionen in den westlichen Teil des neuen Gesamtsystems – etwas, das ich in Unkenntnis einer genaueren Untersuchung nicht genauer beziffern kann.

Sicher ist jedenfalls, dass der Rückgang der Brutto-Emissionen durch sukzessive Stillegung alter Industriekapazitäten nicht die ganze Wahrheit ist – schon gar nicht die Erklärung für den großen Rückgang des CO2-Ausstoßes.

Unabhängiger Journalist

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