Krieg gegen Bargeld: IWF doziert über Governance by Heimtücke

Bécs_010_(4282133536)Nicht, dass unsere Politicos so eine Lektion nötig hätten (wie die erfolgreiche Verschleppung der Nationen in einen europäischen Superstaat beweist) - ein kleiner Auffrischungskurs kann aber nie schaden. Soeben hat der IWF eine Studie publiziert, die einen solchen refresher bietet.

The Macroeconomics of De-Cashing empfiehlt z.B., den offenbar “alternativlosen” Kampf gegen das Cash in niedrigschwellige, harmlos erscheinende Trippelschritte zu unterteilen und mit altruistischen PR-Kampagnen zu unterfüttern.

Hier ist, wie Norbert Haering, einer der wenigen Wirtschaftsjournalisten, die sich über unser Geldsystem Gedanken gemacht haben, in seinem Blog die De-Cashing-Studie des IWF thematisiert:

Man könne zum Beispiel mit der Abschaffung von großen Geldscheinen und Obergrenzen für Barzahlungen beginnen. Es sei vorzuziehen, den Privatsektor mit harmlos erscheinenden Umstellungen vorzuschicken, wie etwa dem Bezahlen von Kaffee mit dem Mobiltelefon.

Direkte staatliche Eingriffe würden angesichts der Vorliebe der Menschen für Bargeld stärker hinterfragt (…)

Nötig sei aus diesem Grund auch ein gezieltes Öffentlichkeitsprogramm um Misstrauen bezüglich der Bargeldbeseitigung abzubauen, insbesondere, dass die Regierungen durch die Bargeldbeseitigung alle Aspekte des Lebens der Menschen kontrollieren wollen, einschließlich wofür sie ihr Geld ausgeben, oder das Misstrauen dass es darum gehe, die persönlichen Ersparnisse in den Bankensektor zu zwingen.

Der Bargeld-Beseitigungsprozess werde besser vorankommen, wenn auf individuellen Vorteilen und Kosten-Nutzen-Abwägung abgestellt werde.”

In einem im vergangenen Jahr publizierten Buch hat Haering auch ausführlich begründet, warum er gegen das “De-Cashing” ist, nämlich weil

  • es die kleinen Leute zwingt, den Banken Kredit zu geben und sie dabei einem konkreten Insolvenzrisiko aussetzt,
  • weil dadurch nicht nur der gläserne Konsument für datenhungrige Unternehmen entsteht, sondern auch ein willkürlich sanktionierbarer Staatssklave, dem, wenn er nicht spurt, einfach der Geldhahn zugedreht werden kann,
  • weil die Abschaffung des Bargelds die logische Ergänzung zur aktuellen Enteignungsstrategie der Banken und ihrer Kapos, der Zentralbanken ist. Erst der ban on cash ermöglicht nachhaltig negative Zinsen – ohne dass die Kreditinstiutute Gefahr laufen müssten, einem bank run ausgesetzt zu werden. Negative Zinsen, von denen vor allem die Reichen mit ihren Vermögenswerten profitieren.
  • Ganz allgemein gesprochen, ist Haering gegen die Abschaffung des Bargelds, weil er gegen die private Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken ist und weil er den Krieg gegen Bares (wohl richtig) als Strategie zur Verlängerung des heutigen Geldsystems sieht.

Der Blogger, der auch Redakteur des Handelsblattes ist, hat sich seinen einschlägigen Ruf als Troublemaker hart verdient, indem er darauf besteht, seinen Rundfunkbeitrag in bar zu entrichten (was ihm laut EU-Vertrag und deutschem Bundesbankgesetz auch zusteht).

Man könnte nun auf den ersten Blick meinen, dass Haering wie Don Quijote einen im Vorhinein verlorenen Kampf kämpft – oder dass es ja nur um vergängliches Fiat-Geld aus Baumwolle gehe, das gestohlen und inflationiert und zu allen möglichen Gesetzesverstößen verwendet werden könne.

Als Buchautor schafft er es aber recht gut deutlich zu machen, dass es bei der “Bargeldfrage” auch um Freiheit und Eigentum geht.

Und dass das Problem eigentlich in der Wolle gefärbte Linke aus der Deckung locken müsste (und nicht den Journalisten einer Zeitung für besser gestellte Menschen).

Haering, nicht faul, verteilt in seiner Abschaffung des Bargelds, großzügig Ohrfeigen an die Finanzwirtschaft – jene Branche, auf die er in seiner täglichen Arbeit angewiesen ist (“Wenn er’s nur aus’halt, der Zgonc”).

So nebenher betätigt sich Haering als Aufklärer über die Geldschöpfung sowie als Jäger liebevoll gepflegter Mythen der Finanzbranche.

So macht er deutlich, was für eine seltsame, hyperprivilegierte Spezies die privaten Banken doch sind und woher das Geld für ihre Manager-Boni und Glaspaläste stammt.

Dabei wird u.a. auch klar, dass er

  • ein Vollgeldler ist, der die Kreditschöpfung allein in die Hände staatlicher Zentralbanken legen will,
  • dass er darin die Lösung der Einnahmenprobleme der demokratischen Staaten sieht und
  • dass er Sympathien für Helikopter-Geld hat, jedenfalls größere als für das quantitative easing von Fed, BoE und EZB .

Der Mann mag einfach Papiergeld, aber es würde seine Intelligenz beleidigen anzunehmen, dass er nicht sieht, dass damit staatlicher Planung in Reinform das Wort geredet wird. Und auch der Schaffung eines echten, nicht einmal mehr ansatzweise kontrollierbaren staatlichen Big Brother (die Staatsgeldler wollen via Zentralbank erzeugtes Buchgeld zu einem vollen gesetzlichen Zahlungsmittel machen).

Haering sieht das m.E. sehr wohl (anders viele seiner “Kollegen” von der Monetative).

Er hat für das Dilemma nur keine Lösung.

Und vielleicht gibt es für das Big Brother-Problem auch keine andere Lösung als ein wirklich anonymes Zahlungsmittel (was wohl nur “analog” geht).

Die neue Herren des Gelds benötigten aber auch ohne nachvollziehbares elektronisches Kontogeld eine eingebaute Bremse (ebenso wie die Sparer Schutz vor der Entwertung ihrer “Vermögen” brauchen).

Die Antwort liegt möglicherweise nicht in einem neuen Gold-Standard, sondern in einer Kombination aus Gold und “Papierwährung”.

Literatur: Norbert Häring, Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen. Der Weg in die totale Kontrolle. Köln 2016

Bild: János Korom Dr. from Wien, Wikimedia Commons (CC by SA  2.0)

Unabhängiger Journalist

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