Der (scheinbare) Sinneswandel der Trump-Administration gegenüber Syrien und dem dortigen Präsidenten macht weder außenpolitisch noch geostrategisch Sinn. Die plausibelsten Lösungen für dieses Puzzle sind entweder a) ein Großmächte-Deal zur Entfernung Assads oder b) die Auslösung eines (“kontrollierten”) Weltkriegs.
Die abrupte Kehrtwendung der Trump-Administration hat bei Freunden und Feinden innerhalb des eigenen Lagers keinen Stein auf dem anderen gelassen.
Während die Neocons und Hillary Clinton (sowie ihre EU-Kriegshetzerfreunde) dem neuen Präsidenten plötzlich applaudieren, sind viele der bisherigen offenen und halboffenen Trump-Unterstützer demoralisiert.
Ihre neue Sicht des Präsidenten: Trump “sold out” bzw. “has beeen neutered”.
Er besorge jetzt die Geschäfte des militärisch-industriellen Komplexes und der CIA.
Für so etwas spräche äußerlich tatsächlich einiges – gäbe es den Giftgasvorfall von Khan Shaykhun und den angeblich dadurch motivierten US-Raketenschlag gegen Al-Schairat nicht. Die Reaktion der USA auf Ersteren erfolgte
- wider jede Erfahrung, die die USA in den vergangenen drei Jahren in Syrien gesammelt hat,
- im Bewusstsein des gefakten “Röhrchenbeweises” Colin Powells vor der UNO, mit dem der Angriff auf den Irak begründet wurde und
- sie ließ erkennen, dass die Tomahawk-Attacke derartig ineffizient war, dass absichtliches Versagen die beste Erklärung liefert.
Zu den mysteriösen Giftgastoten in Idlib, einer von Al Kaida-Syrien (“Al Nusra”) gehaltenen Provinz:
Während bis heute nicht sicher ist, welcher Kampfstoff verwendet wurde (mittlerweile wird wieder Sarin für wahrscheinlich gehalten), ist für westliche Politicos und die von ihnen kontrollierten Medien eine ernsthafte “kriminalistische” Untersuchung nicht wünschenswert (bzw. “machbar”).
Sie erklären unisono und ohne die Spur eines Zweifels
“Assad war’s.”
Das ist vor allem im Hinblick auf den Giftgasvorfall von Ghouta im Jahr 2013 ziemlich absurd. Wenn es eine Lehre aus den damaligen Ereignissen gibt, dann die, dass derlei Instant-Beschuldigungen keinen Aufklärungswert haben.
Zur Erinnerung:Damals kam es in einem Vorort von Damaskus zu einem Giftgaseinsatz, der mehrere hundert, vielleicht 1.700 Menschenleben forderte.
Welche Seite mit welchen Beständen dieses Verbrechen verübte, ist bis heute nicht offiziell aufgeklärt. Gewiss ist nur: die Wahrscheinlichkeit dass es die vom Westen unterstützten “Rebellen” waren, ist recht hoch.
US-Präsident Obama nahm 2013 im letzten Augenblick von einer bereits verkündeten Invasion in Syrien Abstand und die UNO schickte eine Untersuchungskommission, der u.a. die frühere Anklägerin des Haager Jugoslawien-Tribunals Carla del Ponte angehörte. Diese sagte in der BBC unter anderem:
We collect(ed) some witness testimony, that made (to) appear, that some chemical weapons were used, in particular Nervengas and what appear to our investigation, that that was used by the opponents, the rebels.”
Del Ponte sagte dies zu einem relativ frühen Zeitpunkt, als die Untersuchung noch nicht abgeschlossen war.
Der UN-Bericht, der dazu später herauskam, war nicht mehr so eindeutig und vermied diplomatisch eine Schuldzuweisung an eine Seite. Die UNo stellte jedoch “offiziell” fest, dass die Rebellen über Giftgas verfügten.
Assad willigte damals auf Druck der Russen und Amerikaner ein, “seine” Giftgasbestände vernichten zu lassen – was in den folgenden Jahren durch eine eigene UN-Organisation erledigt wurde.
(Ein paar Monate nach der Attacke gelangte der amerikanische Aufdecker-Veteran Seymour Hersh – “My Lai”, “Abu Ghraib” – zur Meinung, dass es wohl eine Operation der Rebellen gewesen sei und das Gas in der Türkei vorbereitet worden wäre – die Türken dementieren).
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Als vor ein paar Tagen die Giftgastoten in Khan Shaykhun im Fernsehen gezeigt wurden, waren nicht nur die aktuellen Umstände widersprüchlich & aufklärungsbedürftig – es stand “offiziell” auch fest, dass Damaskus überhaupt keine chemischen Kampfstoffe mehr hatte – die Rebellen aber sehr wohl.
In dieser Situation erklärte Trump kurzerhand, dass Assad seine eigenen Bürger attackiere und schoss Tomahawks auf eine syrische Luftwaffenbasis.
Das war der zweite Akt dieses eigentümlichen Dramas.
Einer, der erneut die drängende Frage aufkommen ließ, was hier eigentlich gespielt wird.
Die Tomahawks der Amis waren militärisch ein derartiger Schlag ins Wasser, dass eine oppositionsnahe Gruppe nur wenige Stunden danach berichtete, dass die syrische Airforce ihr “business as usual” wieder aufgenommen habe.
Die Russen waren hochoffiziell vorgewarnt und haben ganz offensichtlich ihre Anti-Raketen-Raketen (SS-300) ausgeschaltet – was bewusst geschehen sein muss.
Kurz: Die Sache mag ein Bruch des Völkerrechts gewesen sein, ein ernsthafter Angriff war dies nicht.
Was war sie dann?
Darüber kann man nur spekulieren.
Die wahrscheinlichste Antwort scheint zu sein, dass es sich um eine symbolische militärische Antwort auf einen false flag-Anschlag handelte, der womöglich vom eigenen Geheimdienst mit veranstaltet wurde.
Aus welcher Motivlage?
Vielleicht, weil Amerikaner und Russen aus teils innenpolitischen Gründen glauben, einen kontrollierten 3.Weltkrieg führen zu können.
Vielleicht, weil beide Seiten in die Machenschaften von diversen Weltuntergangssekten verstrickt sind.
Oder auch nur, weil Trump und Putin gedealt haben, etwa entlang der folgenden Linie: Die Russen bleiben in Syrien militärisch unangefochten, geben dafür aber “ihren Gastgeber” preis.
Die deutet etwa dieser Journo von Rebel Media an:
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