Es ist ein Brauch von Alters her: In Alpbach trifft sich in der zweiten Augusthälfte alles, was in der Republik Österreich Rang und Namen hat (oder eben das von sich glaubt). Das Forum dient als Kulisse für etwas, was in der Innenpolitik Herbstauftakt genannt wird. Heuer ist der Geist HCs in geschätzt jedem zweiten Tratscherl auf der Böglerhof-Terrasse präsent. Ob Strache ins Feindesland reist, ist ungewiss. NB zu HC und mir.
Das wäre wohl eine Premiere – und das EU-Dorf in den Kitzbühler Alpen ist ohne jeden Zweifel Feindesland. Aber der FPÖ-Chef übt gerade die Rolle des Bundeskanzlers und als solcher muss man auch einem wenig geneigten Publikum standhalten können, vor allem, wenn es ein Eliten-P. ist. Oder so.
Die Ursprünge des Europäischen Forums reichen bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, als es von Otto Molden gegründet wurde - vielleicht mit Geld der “CIA”.
Das ist dokumentarisch nicht erwiesen, aber das Naheverhältnis von Ottos Bruder zum OSS sowie der Umstand, dass die US-Schlapphüte in jenen Tagen die Anschubfinanzierung für unzählige ähnliche Initiativen in Europa leisteten, machen das durchaus wahrscheinlich.
Aber geschenkt ! Nach dem Zweiten Weltkrieg stand der furchtbare Onkel Joe mitten in Europa, ganz real. 1945 war 1945 und heute ist heute.
Von Erwin Schrödinger zu Jean-Claude Juncker
Damals, das muss man den Alpbach-Gründern lassen, drehte sich die Veranstaltung wirklich um eine Handvoll Kapazunder aus Naturwissenschaft und Philosophie, unter die sich interessierte jugendliche Naseweise mischten.
Heute geht es um ein Defilee von Professoren und Honoratioren, die den Hintergrund für ein paar Dutzend Politicos und Spitzenmanager sowie ein paar hundert Alumni machen. Wobei der Begriff “sich sonnen” im Fall der Alumni eher falsch wäre – die frönen primär der Freuden des Jugendalters und das ist gescheiter als sich selbstgefällig vor anderen zu produzieren.
Speziell bei den Wirtschafts- und Technologiegesprächen, bei den Politischen und den Finanzgesprächen hampeln seit Jahren immer mehr rote, schwarze und grüne Politicos herum, denen das Forum die Gelegenheit gibt, eine(n) auf ExpertIn zu machen.
Zur Bebilderung der folgende als Komödie gelabelte YT-Clip, der eine Veranstaltung zeigt, die von zwei Ministerinnen bestritten wird:
Freilich steht man nicht nur im Kongresszentrum auf dem Boden des herrschenden Politkartells mit seiner europäistischen Ideologie, sondern auch in der Gästestube vom Jakober oder an der Bar des Alpbacherhofs.
Gemeint sind jene Hundertschaften kleiner Geschäftsführer, Generalsekretäre, Branchenvertreter, Lobby- und Aktivisten, die von den Gefälligkeiten der Regierung und/oder der regierenden Parteien abhängig sind. Sie alle benötigen Gesetzesänderungen, Aufträge, Förderungen, Zuschüsse, was auch immer – tonnenweise.
Das Dilemma des Alpbacher Congress-Volks
Besagte Leute waren den Partei-Händen, die sie gefüttert haben, auch dankbar und das Minimalerfordernis dabei war, HC einen krummen Hund oder bösen Wolf zu nennen – was oft in Übereinstimmung mit der eigenen politischen Überzeugung erfolgte.
Doch nun steht zu befürchten, dass der Geschmähte irgendwie Bundeskanzler wird und das stellt das Volk des Alpbacher Congresses vor die schwierige Frage: Opportunismus oder Untergang.
Die Nüchterneren, ideologisch weniger Fixierten, haben sich bereits entschieden. Sie sind entschlossen mit dem Wasser zu kochen, das da ist.
Die anderen werden im Ernstfall ein echtes Problem haben, wie sie z.B. im Burgenland sehen können, wo seit dem Ausscheiden der ÖVP aus der Landesregierung für schwärzliche Organisationen nicht einmal mehr ein paar Hunderter zur Finanzierung eines kalten Buffets da sind, oder genauer:
Das Geld wäre unter Umständen ja da, aber erst nach der Einbringung eines stempelmarkenpflichtigen Antrags, dem der Ausschuss der Regionen sowie der Rat der ständigen EU-Botschafter einhellig zustimmen müssen.
Es wäre wahrlich kein Honiglecken, unter solchen Umständen ein Geschäftsführer von Draußen vor der Tür zu sein.
Dem bösen Wolf und seinem perfiden Rudel ist jedenfalls zuzutrauen, dass sie sich, haben sie die Republik einmal an der Gurgel, auf den Amtsweg zurückziehen.Einfach so.
Das kann das Volk des Alpbacher Congresses nicht mehr verdrängen; jetzt, wo die Freiheitlichen in den Umfragen auf 35 Prozent kommen, während die ehemaligen Großparteien nur mehr 20% + auf die Waage bringen.
Das heißt: die FPÖ ist auf beiden Seiten handlungsfähig.
Während sich die landläufige Meinung mit der SPÖ einig ist, dass sich der böse Wolf und sein Rudel die ÖVP anlachen werden, ist das reale Bild weniger eindeutig.
Die Blauen mögen in Sachen Immigration mit Kurz und Sobotka mehr gemein haben als mit den Sozis - das gilt aber nicht für die Wirtschafts- und Sozialpolitik. Es ist wie Eichelburg immer sagt: die FPÖ ist wirtschaftspolitisch eine linke, nämlich etatistische, sozialdemokratoide Kraft.
Nicht von ungefähr ist ihr der politische Schutz jenes Wählerklientels zugefallen, das der SPÖ die Gefolgschaft aufgekündigt hat.Und im Inneren der Freiheitlichen gibt es eine Menge Leute, die lieber mit den Roten als den Schwarzen koalieren möchten.
Nachbemerkung, 25.8.2016: Ich wüsste nicht, welche innige Beziehung mich mit HC Strache oder der FPÖ verbindet (diese würde sich das genauso fragen). Aber ich erlaube mir doch festzustellen, dass die Blauen die einzige Parlamentspartei sind, die sich
- dem Kidnapping des republikanisch-demokratischen Nationalstaats versagt und die
- in der “Flüchtlingskrise” von Anfang an mit Hausverstand und (meist) auch Augenmaß agiert hat.
Sorry to say.
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