Neue Ziele für “unsere” Terroristen: Adé Kobane, Hallo Mekka und Rom

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Köpfungsinszenierung in Libyen

Die Europäer wollen erst jetzt so richtig bemerkt haben, dass der islamistische Terror vor ihrer Haustür steht. Dabei ist er die Folge jahrzehntelanger Dummheiten in der Außen- und Identitätspolitik, großteils hausgemachter. Die Terroristen sind – frei nach Roosevelt – Bastarde, aber unsere Bastarde. Diese Wahrheit wäre ein guter Ausgangspunkt für einen Neuanfang.

Im Wirtschaftsleben existiert eine Formel, mit der Außenstehenden mitgeteilt wird, dass eine Person in gehobener Position aufhört eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen: die Person habe sich entschlossen, “zu neuen Ufern aufzubrechen” oder alternativ: “sich neuen Herausforderungen zu stellen”. Moderne Unternehmen sagen manchmal Challenges dazu.

Der Leser der Botschaft kann sich dann aussuchen, ob die Person ihre bisherige Funktion satt oder ob sie umgekehrt einen Tritt in den Arsch bekommen hat. Gewiss ist nur, dass keine der beiden Seiten Auskünfte über die näheren Umstände dieser beruflichen Trennung geben möchte (wobei nicht einmal sicher ist, dass die Person nicht im Unternehmen bleibt).

Diese Phase scheinen gerade die für unser System tätigen Terror-Dienstleister Al Kaida und ISIS/Daesh zu durchlaufen.

Abu Bakr al-Baghdadi ist auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Er will Filialen in Mekka und Rom aufsperren. Und er ist wahrscheinlich gezwungen, sein bisheriges Kerngeschäft im Irak und Syrien zu redimensionieren oder gar aufzulassen.

Immer mehr auch westlichen Kommentatoren fällt auf, dass der Islamische Staat konkrete Vorbereitungen trifft, den Sturm auf die Heiligen Stätten des Islam zu beginnen. Und weil der Geschäftszweck der Firma ein universalistischer ist, wird man auch auf Rom, die Hauptstadt der Christenheit marschieren. Das hat sich mittlerweile sogar bis in die mittleren Ränge der Niederlassung in Libyen durchgesprochen.

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Das erneute Rebranding von ISIS/IL zu IS ist nur ein kleines Zeichen. Man will ein Weltkonzern werden.

Im Irak und in der Levante selbst, glaubt ein Mitbewerber, hat die ISIS ihre Karten ausgereizt: “Das Spiel ist aus.”

game_over_nasrallahNun kann es durchaus sein, dass dieser Mensch eine rosarote Brille auf hat und auch, dass er potenziellen Kunden sein eigenes Produkt aufschwatzen möchte. Man kann ihm aber keinesfalls nachsagen, dass er keine Ahnung von der Branche hätte, über die er spricht. Im Gegenteil: Wenn Außenstehende die religiös-ideologische Denke des sunnitischen Islamismus nachempfinden können, sind es Leute wie Nasrallah.

Der Hisbollah-Chef, ein schiitischer Koran-Gelehrter, ist krankhaft misstrauisch und will dem Westen und den Israelis nicht so recht abnehmen, dass diese nichts mit dem sunnitischen Extrem-Terror zu tun haben. Er denkt, dass die Konkurrenz-Firma Daesh von eben diesen Interessen ins Leben gerufen wurde, und dass diese dort die stillen, letztlich aber bestimmenden Gesellschafter sind.

Bei ihm daheim, im Libanon, gibt es noch viele, die die Amerikaner für vertrauenswürdig halten. Sie treten dafür ein, erst später, gemeinsam mit der weltgrößten Supermacht loszuschlagen. Denen antwortet der schlaue Nasrallah: “Wieso sollten wir auf die Amerikaner warten ? Im Irak und in Syrien haben sie mit dem Zurückschlagen auch nicht auf die USA gewartet. Die IS-Kämpfer sind die Terroristen und wir als Feinde der Terroristen müssen überall hingehen, wo wir sie schlagen können. Das muss jeder auch im Westen verstehen” why_waitWenn man zu beurteilen sucht, wer dem Islamischen Staat bisher geschadet hat, kann man nicht viel sehen, was die bisher 3.222 Luftschläge der US-geführten Anti-ISIS-Allianz echt bewirkt haben. Dann könnte man glatt auf die Idee kommen, dass die US-geführte Allianz seit acht Monaten mit Wattebäuschchen um sich wirft. Oder eben, dass sie Daesh gar nicht ernsthaft beschädigen will und nur darauf wartet, Luftangriffe gegen die syrischen Regierungstruppen zu fliegen.

Kurden, Hisbollah, Assad-Truppen und Iraker haben den Terroristen bisher sehr wohl ernsthaft zugesetzt. Im Gegensatz zur Allianz der humanitären Bombenwerfer können sie von sich behaupten, glaubwürdige Feinde der Terrororganisation zu sein.

Es sieht so aus, als sei ihnen derzeit das Kriegsglück besonders hold. Sie sind so optimistisch, dass sie zu glauben begonnen haben, dass Kalif Ibrahim seine erste Filiale nur zufällig in ihrer Nachbarschaft aufgemacht hat. Das sieht man daran, dass Nasrallah ausruft: “Daesh hat gar nichts in Palästina und Jerusalem zu tun ! (…) Ihr letztes Ziel ist Mekka und Medina !” ultimate_goalDort sitzen, wie bekannt, aber schon die reichen Sunni-Brüder, die vom ersten Tag weg den Konkurrenz-Laden vor levantinischen Haustüre finanziert haben. Sheik Nasrallah spricht es nicht ausdrücklich aus, weil sich das für einen frommen Menschen nicht ziemt – aber es ist ihm anzumerken, dass er es den Brüdern vom Golf richtig vergönnt, die Daesh selbst auch einmal am Hals zu haben..

Dass die libysche Tochter tatsächlich bis nach Rom expandieren wird, scheint Nasrallah nicht ganz zu glauben, aber er verkneift sich ein Urteil darüber. Es scheint ihm egal zu sein. Das ist die Sache der verrückten Terroristen und der lateinischen Christen, die sich das selbst eingebrockt haben. Die werden schon wissen, was sie tun – glaubt er.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Dieser Mann ist für Westeuropäer kein Sympathieträger. Vergleicht man ihn aber mit den Dschihadis, gibt er das Urbild gesunden Menschenverstandes ab.

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Nastallah schreibt Israel konsequent unter Anführungszeichen und segnet Gott und den Propheten so oft, dass sich diese davon schon belästigt fühlen müssen. Es ist auch kein Wunder, wenn ihn das israelische Militär spätestens seit 2006 als jemanden ansieht, mit dem nicht gut Kirschen essen ist.

Das heißt aber nicht, dass er auf den Kopf gefallen ist.

Wie viele andere Moslems steht Nasrallah im Ruf, für konspirative Erklärungen anfällig zu sein. Man könnte auch formulieren: Er hat die G’schichterln, die die westlichen Medien so gern erzählen, schon zu einem Zeitpunkt nicht mehr geglaubt, als bei uns der Begriff Lügenpresse noch unbekannt war.

Unabhängig von Nasrallah gibt es nun zahlreiche Umstände, die nahelegen, dass Frankenstein tatsächlich von „uns“ selbst, von der Achse des Guten abstammt und in unserem Auftrag und auf unsere Rechnung agiert. Wir – das heißt hier: die USA, Israel, die Golfaraber, die NATO und die EU.

  • Der amerikanische Ex-General Wesley Clark spricht hier offen das dahinter stehende machtpolitische Kalkül aus. Er meint, man habe ja schwerlich Stellenanzeigen für einen Krieg gegen die Hisbollah aufgeben können und deswegen die ISIS für die eigenen Zwecke hergerichtet. Das ist erfrischend ehrlich. Gleich werden wir sehen, dass dahinter ein von langer Hand geplanter Strategiewechsel steht.
  • Es gibt darüber hinaus Dinge, die so offenkundig sind, dass man sie leicht übersieht – zum Beispiel, dass sich Israel nicht einmal symbolisch an der Anti-ISIS-Koalition beteiligt und z.B. am Golan mit ISIS zusammenarbeitet – rein humanitär, versteht sich von selbst.ISIS ist wenigstens sein taktischer Verbündeter.
  • Ferner beschützt und begünstigt das NATO-Land Türkei die Dschihadis südlich seiner Grenze. Dass die Terroristen in der Türkei eine diplomatische Vertretung aufmachen, ist das nur das Tüpfelchen auf dem I. Was in der wirklichen Welt zählt – Ruhezonen für die Kämpfer und Nachschublinien für Essen und Waffen – kann man beispielsweise hier nachlesen. Das bietet die Türkei.
  • Die USA haben sich 2006/07 dafür entschieden, die Terroristen für ihre machtpolitischen Zwecke heranzuziehen, berichtete der Journalist Seymour Hersh damals fast in real time. Hersh nennt diesen Strategiewechsel Redirection. Im Großen Bild ist das auch nichts besonders Außergewöhnliches oder gar Unglaubwürdiges. Das ist Machtpolitik, die sich nicht um irgendwelche im Volk herumgeisternden naiven Vorstellungen schert. Schon die ursprüngliche Al Kaida hat – wie bekannt – erst durch die Hilfe der Amerikaner größere Bedeutung erlangt. Man rüstete sie auf, um damit die Sowjets aus Afghanistan zu vertreiben. Warum sollten Amerikaner und Israelis Al Kaida im Irak/ISIS nicht protegieren ? (An dieser Stelle könnte man sich übrigens fragen, wie wahrscheinlich es ist, dass tausende bewaffnete Kämpfer in der Vorbereitungsphase unbemerkt bleiben, danach quasi aus dem Nichts auftauchen und binnen ein paar Monaten eine Fläche von der Größe Großbritanniens erobern können.)
  • Weil das alles in ihrer Öffentlichkeit ziemlich schlecht „rüberkommen“ würde, versuchen die westlichen Staatskanzleien den Anschein zu erwecken, dass sie nur moderate Oppositionelle unterstützen, die nichts anderes wollen, als Assad gegen einen Demokraten auszutauschen. Diese Version glaubt man z.B. der europäischen Öffentlichkeit gefahrlos auftischen zu können. Dummerweise ist diese Art von Oppositionellen ziemlich spärlich gesät – wo es sie gibt, laufen sie immer wieder zu Tausenden zu den Dschihadisten über – wobei sie die geschenkten Dollars und modernen amerikanischen Waffen mitnehmen.
  • Moderate dieses Zuschnitts werden übrigens gerade von den USA und der Türkei mit Geräten ausgestattet, die es ermöglichen werden, Luftunterstützung von der Allianz anzufordern

radio – klarerweise gegen die ISIS. :mrgreen:

Diese Tarnung ist so schlecht, dass sie nicht einmal der Telegraph ernst nimmt, wo obiger Bericht erschienen ist. Gab’s da nicht vor vier Jahren eine ganz ähnliche Situation ?

reminder***

Nein, die “Verschwörung” ist eine “Theorie”, die die geschilderten Fakten und Umstände am besten erklärt. Die angeblich irrationalen Araber scheinen mehr Hausverstand zu haben als alle Außenpolitik-Journalisten des Mainstreams zusammengenommen.

Die bittere Wahrheit ist: Europa und seine Verbündeten haben eine Giftschlange am Busen genährt, die sie früher oder später beißen wird.

Der britische Sozialanthropologe Jeremy Keenan zeigt in seinem 2013 erschienenen Dying Sahara, dass jene Politik, die 2006 im Mittleren Osten entriert, in der Sahelzone bereits Jahre zuvor eingeführt wurde: die Fabrikation von sunnitisch-islamistischem Terror, im erwähnten Fall in Zusammenarbeit mit dem algerischen Geheimdienst.

Die terroristische Viper hat sich heute nicht nur ein paar hundert Kilometer nördlich von Mekka, sondern auch ein paar hundert Kilometer südlich von Rom eingenistet und scheint nun auf eine günstige Gelegenheit zu warten.

In dieser Situation tun die europäischen Politiker und Medien, als würde ihnen das alles erst jetzt bewusst. Sie beginnen vor den Gefahren zu warnen, die der künstlich geschaffene Terrorismus für die Union bringt.

Es sind dieselben Politiker, Geheimdienstler, Generäle und Journalisten, die – direkt oder indirekt – an der Züchtung Frankensteins beteiligt waren. Sie haben unter dem Vorwand idealistischer Ziele Beihilfe zu einer Politik des kontrollierten Chaos geleistet. Sie haben dadurch die Lebensinteressen fremder Völker, aber auch der ihnen anvertrauten Schutzbefohlenen verletzt.

Sie haben mit ihren Entscheidungen und Unterlassungen den islamistischen Terrorismus Marke ISIS erst ins Leben gerufen. Sie haben in der EU jene Beschlüsse gefällt, die die Durchführung künftiger Attentate erleichtern oder überhaupt ermöglichen werden. Sie haben den europäischen Völkern ihre Identität genommen und ihnen dabei den Gedanken an eine freiwillige Einigung verleidet. Schließlich waren sie es, die jene Medienberichte verfasst haben, die das Versagen der EUliten bemäntelt und entschuldigt haben.

In vielen Fällen sind diese Leute nicht den politischen Pflichten nachgekommen, die sie von Amts wegen hätten erfüllen müssen. Und die sogenannte Vierte Gewalt hat ihnen das durchgehen lassen.

Foto: Screenshot CBS/youtube

Unabhängiger Journalist

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