In einem Udo Jürgens-Medley einer ZDF-Schlagersendung wurde jüngst aus einem vermeintlich inkorrekten “Mohrenkopf” ein politisch unbedenklicher “Schokokuss”, was a) Udo-Fans erregte und b) den Blätterwald zum Aufrauschen brachte. So lächerlich der Anlassfall anmutet, stellt sich schon die Frage, (ob) wer bestimmt, welche Wörter verwendet werden “dürfen”. Aber wenn man schon in 50 Jahre alte Texte eingreift, sollte wenigstens die “Argumentation” stimmen.
Das ist hier anscheinend nicht der Fall.
Der (die) Text-Eingreifer(innen), wahrscheinlich von der Sprachpolizei eines deutschen öffentlich-rechtlichen Senders, scheinen irrtümlicherweise davon auszugehen,
dass “Mohrenkopf” immer mit dem zum “Schokokuss” umgetauften früheren “Negerkuss” identisch ist
(in Österreich heißt diese Süßigkeit “Schwedenbombe” – hallo Stockholm, ist das nicht diskriminierend?)
Diese Meinung ist lexikalisch prinzipiell möglich, aber nur ein Sprachgebrauch unter mehreren.
Der (ursprüngliche) Text von “Aber bitte mit Sahne” macht dessenungeachtet klar, dass “der Librettist” des Gassenhauers etwas Kuchen- oder Tortenartiges im Aug’ gehabt haben muss
- wohl die oben fotografierte Biskuitbäckerei.
Eine schon lange verstorbene Großmutter dieses Bloggers machte wunderbare (und geile) Mohrenköpfe, “aber welche mit Sahne” (also Schlagobers) statt mit Pudding wie oben.
“Dr. Google” fasst die Sachlage der unterschiedlichen Arten gleichen Namens folgendermaßen zusammen (Screenshot selbst “bearbeitet”):
Es gibt darüber hinaus auch mehrere Subspezies der kuchenartigen Mehlspeise Mohrenköpfe.
Meines Wissens sind die kuchenartigen Mohrenköpfe bisher nicht umbenannt worden.
Sie werden nur nicht mehr gemacht, nicht einmal mit Pudding.
Bild: Brücke-Osteuropa, CC0, via Wikimedia Commons
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