Art Berman, enfant terrible der US-Ölbranche, aber auch seines eigenen “fossilkritischen Milieus”, erwartet für die Sommermonate eine Ölpreis-Rally, die durch Angebotsknappheit verusacht werden soll. Er widerspricht damit den deflationistischen Ausblicken auch vieler (früherer) “Freunde” diametral. Hier und bei Vimeo ein Interview mit Adam Taggart von Peak Prosperity, das weder finanz- noch ölingenieursmäßig “technisch” ist.
Oil Price Spike Next Blow To Economy | Petroleum Expert Art Berman Issues Warning from Peak Prosperity on Vimeo.
“For those, who want to get off oil and natural gas and coal like yesterday or tomorrow at the very least, I really don’t think they understand, what that means for the global economy and economic growth. If we were to do that somehow, if we could just mandate it and it would be so, I don’t think there’s any doubt that the world standard of living would drop tremendously and that several billion people would have no means of earning a living which is a kind way of saying, they would die.”
Der Ölingenieur und aktuell freiberufliche Konsulent ist – wenigstens in Texas – ein “weißer Rabe”, ein peak oil guy, der zwar mit großer Sachkenntnis ausgestattet, aber unabhängig geblieben ist.
Analoges gilt für “Öl-Feinde und CO2-Ideologen”, die Berman spätestens seit den alten Oildrum-Tagen zuhören (siehe Zitat oben und das Ende dieses Eintrags).
Berman, der eine spezielle Methode kurzfristiger Preisvorhersage entwickelt hat (über Beobachtung von “Inventories”), ist wenigstens über die vergangenen fünf Jahre von niedrigen oder gar sinkenden Preisen ausgegangen.
Er hat vor einigen Monaten aber seine Meinung geändert.
Seither nimmt er in seine Präsentationen ein Zitat von John Maynard Keynes auf: “When the facts change, I change my mind. What do you do, sir?”
In einem kürzlich veröffentlichten halbstündigen Interview auf Chris Martensons und Adam Taggarts Blog fasst Art zusammen:
- Die (konventionelle) Produktionsbasis der US-Ölindustrie sei nun 25 Prozent geringer als vor dem Beginn des Shale Booms,
- während 2020 die Erzeugung nach dem “Corona-Schock” um annualisiert 43% eingebrochen sei – gegenüber einem nur halb so hohen decline beim Preisverfall 2014/15.
- Das werde im zweiten und dritten Quartal 2021 wohl zu einem supply crunch und entsprechenden Preissteigerungen führen – um “konservativ geschätzt” 30 Prozent,
- was die Betriebskosten des (analog) Produzierenden Sektors um vielleicht 20% erhöhen werde.
- Während Berman ein Glaubensbekenntnis zum “Menschen gemachten Klimawandel”ablegt und über die Reduktion seines persönlichen Fossilenergieverbrauchs in der Krise berichtet, rät er ziemlich unverhüllt zum Kauf von Ölaktien (“on a short term basis”) – was ungefähr so ist, als würde man streng gläubigen Moslems den Verzehr von Schweinefleisch nahe legen.
Nun spricht Berman ausschließlich über den Barrelpreis in US-Dollars
- aber dieser bedeutete auch eine Preiserhöhung in Euro, geht man von relativ konstanten Wechselkursen aus. Freilich würden höhere Dollar-Preise von einem stärkeren Euro abgefedert werden.
Inflation & Deflation unter Energie-Skeptikern
Bermans Vorhersage “fliegt auch der Perspektive ins Gesicht”, die mittlerweile unter “Energie-Skeptikern” tonangebend ist - der angeblich bevorstehende deflationäre Kollaps
(wenn auch mit unterschiedlichem Räsonnement – von Steve St. Angelos thermodynamischem Zusammenbruch bis Gail Tverbergs “Preisen, die zu niedrig für Produzenten und zu hoch für Konsumenten” sind.)
Man kann die deflationäre Wende als Reaktion auf das Trauma sehen, den die PO-Bewegung durch den Preis-Kollaps 2008/09 erlitten hat.
Seit das Fass jäh von 150 auf 30 Dollar abgestürzt ist, gilt die Ansicht, dass hohe Preise eine Mangelsituation anzeigen, als dubios.
Nicht so sehr im “Mainstream”
- dort werden niedrige Preise bis heute als Beleg dafür gewertet, “dass die Welt wieder einmal in Öl ertrinkt”.
Die meisten deflationistischen Peakoilistas 2.0 sehen darin ein Anzeichen für den rapiden Rückgang der Wirtschaft & Gesellschaft zur Verfügung stehenden “Nettoenergie”.
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