Eine äußerst interessante Position nimmt der russische Präsident gegenüber den Panama Papers ein, nach denen einige persönliche Freunde Putins über offshore-Firmen große Vermögen kontrollieren sollen. Für Putin ist die jüngste organisierte Berichterstattung von der CIA gesteuert – er bestreitet die Echtheit der Dokumente aber nicht.
Einen Aufschrei erzeugte seine Aussage, dass die führende Panama-Leakerin, die Süddeutsche, der US-Bank Goldman Sachs gehöre - woraufhin die Deutschen mit Firmenregisterauszügen herumzuwedeln begannen.
Und tatsächlich: In der Datenbank steht, dass die SZ zu 81 Prozent der Südwestdeutschen Medienholding gehört !
Damit war der Moskowiter der Falschaussage überführt und es konnte über die Bedeutung der Recherchepanne spekuliert werden. Ein Journo meinte sogar, die Aussage sei auf Basis eines veralteten Wikipedia-Eintrags getroffen worden..
Auf die Idee, dass womöglich der reale Eigentümer der Medienholding gemeint sei, kam niemand. Auch einen unter Häuslbauern gängigen Ausdruck scheint man unter Journos nicht zu kennen; den Ausdruck, dass z.B. ein Einfamilienhaus wegen der vielen Schulden eigentlich schon der Bank gehöre.
Ich weiß ja auch nicht, wem die Süddeutsche “wirklich gehört” - ich weiß nur, dass ihr 2008 erfolgter Kauf zwischen 500 und 600 Millionen Euro gekostet hat und dass das Blatt danach noch etwas Kleingeld bekommen hat, um einen neuen Anfang zu ermöglichen – wie sich das gehört.
Derlei Summen werden üblicherweise durch Kredite aufgebracht, die umso drückender werden, je schlechter der ursprünglich geplante Neuanfang läuft. Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass es der Südwestdeutschen Medien Holding heute so toll geht.
Damit beende ich das Thema, über das ich nur wenige Informationen habe, schon wieder.
Wollte eigentlich nur einwerfen, dass die Frage der Eigentümerschaft vielschichtiger ist als im Firmenbuch steht und dass sich Leute wie Putin möglicherweise nicht mit formaljuristischen Details abgeben.
Viel interessanter ist, was Putin in seiner vierstündigen Fragestunde am Mittwoch zur gesamten Panama-Leaks-Geschichte zu sagen hatte.
Laut Guardian bestritt Putin die Authentizität der (nicht veröffentlichten), bei Mossack Fonseca entstandenen Dokumente nicht, argumentierte aber
- dass Auswahl und journalistische/juristische Behandlung auf einen amerikanischen Geheimdienst hindeuteten, was selbst für einen oberflächlichen Betrachter offenkundig sei (ist unbestreitbar so).
- Seine Freunde, sagte Putin leichthin, mögen “irgendwelche Geschäfte” gemacht haben, sein Name tauche aber nirgendwo in den Papieren auf. Die angeblich zentrale Person, ein Musiker, sei nur daran interessiert, antiquarische Instrumente zu horrenden Preisen zu erwerben.
Diese Erklärungen wären möglicherweise etwas dünn, wenn die echten Papiere wirklich veröffentlicht würden, aber das findet ja nicht statt.
An den Dokumenten ist jedenfalls nicht herumgedoktort worden, siehe Guardian-Bericht (eigene Hervorhebung):
“However strange it may seem, the information is correct,” he said. “I have the feeling that it was prepared not by journalists but by lawyers, given the way it is presented. And it doesn’t actually accuse anyone of anything, and that’s the whole point.”
Der Punkt für Putin ist:
Eigentlich wird niemand irgendeiner Sache beschuldigt, abgesehen davon, dass das von einem gegnerischen Geheimdienst geleitete “Investigativkosnortium” bösartige Spekulationen in das Material hineinträgt.
Hmmm…..
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