Schreiben über “die Krise”: Unter Blinden ist der Einäugige König

cover_endspiel_resizedNorbert Häring, ein hartnäckiger Kämpfer gegen Bargeldabschaffung und pro-tyrannische Coronoia, hat vor einer Woche ein Buch über das “Endspiel des Kapitalismus” veröffentlicht, das die Vorgänge um die Pseudo-Seuche als (versuchte) Machtübernahme großer Konzerne interpretiert. Härings Analyse hat viele Vorzüge. Sie weist – wohl nicht zufällig – Ähnlichkeiten mit jener von Ernst Wolff auf. Zwei heikle Fragen bleiben aber: Ist das Beschriebene wirklich Kapitalismus? Und: Haben die “Putschisten” nicht nur den Willen, sondern auch die energetischen Möglichkeiten, ihre High Tech-Despotie längerfristig aufrecht zu erhalten?

Unter der Überschrift “Corona und die Vorrechte des Kapitals” startet Häring mit der (von den Zentralbanken betriebenen) Asset Price Inflation auf dem Aktienmarkt sowie der extrem ungleichen Entwicklung im Einzelhandel (“Amazon” vs. kleiner lokaler Handel in den Innenstädten).

Hauptnutznießer der Corona-Krise seien zunächst US-amerikanische und chinesische IT-Konzerne sowie in zweiter Linie  große Unternehmen anderer Branchen (speziell jedoch diverse “Private Equity-Behemoths” und andere Finanzfirmen).

Der Autor identifiziert das Weltwirtschaftsforum als internationale Koordinationsstelle für diese Interessen

(zu dessen Jahrestagungen unser sich demokratisch nennendes Polit-Gesindel übrigens seit Jahr und Tag pilgert).

Mittlerweile habe sich die WEF-Unternehmenslobby über beständiges “Networking” und viel Geld die UNO und deren Unterorganisationen unterworfen,

die Häring – unausgesprochen – als (einigermaßen) authentische Stimme der Völker ansieht (- Generalsekretär Guterres als “Vorturner” auf WEF-Veranstaltungen – “Ausverkauf der UN” etc.).

Unter der Ägide des WEF und diverser vorgeblich philanthropischer Stiftungen & Vereine (“Rockefeller-”, “Bill & Melinda Gates-Stiftung” etc.) werde die bisher als Standard geltende “nationalstaatliche” Demokratie und deren Kooperation über die Vereinten Nationen

zu einer ernsthafter Rechenschaftspflichten entkleideten internationalistischen Gubernanz/”governance” umfunktioniert,

für die zwar angemessenere, bessere, schnellere usw. “Problemlösungen” in Anspruch genommen würden, die real aber ausschließlich den Interessen der Plutokratie diene.

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Der den Wettbewerb vermeidende, “analoge Spätkapitalismus” sei aber zunehmend nicht mehr imstande, bisher gewohnte, reibungslose Prozesse/Funktionen für die ausgebeuteten Massen     :mrgreen:   aufrecht zu erhalten,

Das gelinge auch nicht mehr durch anschwellendes “Gelddrucken” vulgo QE, das Häring  (neben dem jahrzehntelang laufenden Verfall der Zinsen) für die Explosion der “Vermögenswerte” verantwortlich macht

(was ja nicht ernsthaft zu bestreiten ist;

Der “Endspiel”-Verfasser würdigt den IMHO entscheidenden Anteil der Asset Inflation für die aufklaffende “Einkommens-/Vermögensschere” aber nicht gebührend

- vemutlich, weil dies seine “antikapitalistische Perspektive” in Mitleidenschaft ziehen würde. Diese verlangt ja danach, dass “der Kapitalismus” höchstselbst und nicht eine quasistaatliche Institution  die “sozialen Gegensätze zuspitzt”).

Der Kapitalismus, der anno 2021 die gewohnten “geordneten demokratischen Abläufe” nicht mehr garantieren könne, schlage in einen Neofeudalismus um,

der – analytisch ziemlich schlampig – mit dem Niederhalten der Vielen durch wenige supermächtige Machthaber assoziiert wird.

Das ist das Urbild von Härings neofeudalen Herren; den Galionsfiguren der High Tech-Firmen aus dem Silicon Valley, speziell des (einzig) pro-trumpistischen Akteurs, Peter Thiel.

Wo die aktuelle totalitäre Dynamik her kommt, sei jedenfalls klar, meint Häring in seinem Unterkapitel zur “Geopolitik des Endspiels” – nämlich aus den USA, von deren Digital-Fürsten aus Kalifornien,

die sich auf diese Art gegen die angeblich übermächtige AI-Konkurrenz aus der Volksrepublik verteidigen wollten

(die ihrerseits extrem rechtsstaats-feindlich ist – Thiel, Bezos & Co. wollten sich sozusagen über einen “Gegen-Totalitarismus” verteidigen).

Diese Akzentuierung spiegelt sich auch in der Thematisierung des mehr als zehn Jahre alten “Lock Step-Szenarios” der Rockefeller-Stiftung wider, die ja eindeutig “westlichen” bzw. “angelsächsischen” Ursprungs ist.

Ein Abschnitt über die Lock-Step-Variante eines solchen Planspiels aus dem Jahre 2010 schildert frappierende Ähnlichkeiten zwischen damaligen Übungsannahmen und der Wirklichkeit der heutigen Pseudo-Seuche

(wobei freilich drauf verzichtet wird zu erwähnen, dass die Pandemie des Planspiels 2010 gleich zu Beginn Dutzende Millionen Todesopfer fordert).

Das Ende des dritten Teils widmet Häring noch einmal dem “Great Reset” des WEF-Gründers und Transhumanisten Klaus Schwab, den er mit den vom Unsterblichkeitswahn besessenen Pharaonen vergleicht.

In Grusel-Klausis vergangenes Jahr erschienenem Buch gehe es zunächst darum

jegliche Transformation und jeglichen Neustart, der nicht von den Eliten selbst gewollt und vorangetrieben wird, zu neutralisieren oder umzulenken.(…) Mit einem Wort: Das Weltwirtschaftsforum hat den großen Neustart ausgerufen, um ihn zu verhindern.”

Im vierten und letzten Teil umreißt Häring einen solchen alternativen Reset, dem Schwabs neue Feudalherren eigentlich zuvor kommen hätten wollen

(Dem großen Neustart-Powwow der Milliardäre kommen wir damit sogar noch zuvor, denn dieses wurde letztlich auf unbestimmte Zeit verschoben.”).

Statt dem heutigen konkurrenzfeindlichen Kapitalismus solle es nach dem alternativen Reset eine auf Wettbewerb ausgerichtete Marktwirtschaft geben, eine “(echte) soziale” noch dazu,

in der die Unternehmen “soziale Institutionen” seien und die Gesellschaft eine “Symbiose selbstständiger, aber voneinander abhängiger Individuen”.

Als charakteristische Rechtsform dieser Ära schwebt dem Autor eine Gemeinwohl-Gesellschaft mit gebundenem (nicht verkäuflichem und ausschüttungsfähigem) Kapital vor, ähnlich einer heutigen Genossenschaft.

Das Geldwesen der geschilderten Gesellschaft solle “im Dienst der Bevölkerung” stehen, weswegen die Zentralbank politischer ( “demokratischer”) Kontrolle unterworfen sein müsse.

Wir dürfen uns darauf verlassen, dass genügend konservative Ökonomen und Politiker zur Stelle sein werden, die rechtzeitig vor der Gefahr einer Inflationsspirale warnen.”

Dieser vierte Abschnitt ist nach Meinung dieses Bloggers der illusionärste und in sich widersprüchlichste Teil des gesamten Häring-Buchs.

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Positiv sei zunächst angemerkt, dass Häring viel von dem versteht und unverblümt thematisiert, was zahlreiche seiner Kollegen aus der Mainstream-Journaille nicht zu wissen vorgeben oder als irrelevant ignorieren

- etwa die lang gezogene, scheibchenweise Abtragung anonymer Zahlungsmittel, über die H. bereits zwei Bücher geschrieben hat – siehe hier und hier

oder die tatsächlich “feudalistischen”, oft sogar orwellianischen Implikationen der “Anti-Seuchen-Maßnahmen” (eine Standesgesellschaft auf Basis von Immunitäts-/Impfstatus hat im Buch dieses Bloggers wenigstens ein “neofeudales Charakteristikum”)

Häring widersteht auch dem Sirenengesang, mit dem der Begriff “universelles Grundeinkommen” Leute seiner ideologischen Provenienz betört. 

Wie Paul Schreyer oder Ernst Wolff schreibt der Mann über zahlreiche Dinge, die manch dummen Kerls und Mädels in den Redaktionsstuben irgendwie verschwörungstheoretisch vorkommen mögen, oft in Ermangelung belastbarer “Allgemeinbildung”.

Generell scheint Norbert Häring, und das sei ihm hoch angerechnet, keine Angst vor übler Nachrede mit Verleumdungs-Intentionen zu haben.

Dies gesagt habend, hat der gute Mann einen seltsamen Feudalismus-Begriff, zu dem in dieser Kotkin-Rezension bereits einiges gesagt wurde

- und wie für den “eher rechten” US-Urbanisten gilt heute auch für den “eher linken” Handelsblatt-Journo aus Deutschland:

Meinen Sie nicht eher ‘digitalfaschistisch’ als ‘neofeudalistisch’?”

Zunehmend sieht es danach aus, dass staatliche Faschos/Kommunisten in China sich eng mit “westlichen Konzerninteressen” abgestimmt und jene Laborkapazitäten z.B. in Wuhan zur Verfügung gestellt haben, die “daheim” nur mehr mit relativ hohem Risiko zu haben waren (“Verbot der GoF-Forschung”).

Freilich waren/sind die Faschos der Gegenwart nicht mehr hypernationalistisch wie ihre “Ahnen” im 20. Jahrhundert, sondern internationalistisch wie das Weltwirtschaftsforum und die CCP.

Ferner: Könnte es sein, dass Sie, Häring, gegen den Kontroll-Schmus, den Sie ansonsten anprangern, nichts einzuwänden hätten, wenn “ideologisch richtig gepolte” Leute an den Hebeln säßen? 

Und wie genau hat man sich die monetären Folgen Ihrer “aktiven Kreditpolitik” in einem System vorzustellen, das um eine “der Politik verpflichtete Zentralbank” gebaut ist?

(Unser Keynesianer vermeidet es, konkret in das Thema “Vollgeld” einzusteigen, es ist aber völlig klar, dass der von ihm bevorzugte Staat eine “aktive Kreditpolitik” veranlassen soll – natürlich ausschließlich “im Dienst der Bevölkerung”     :mrgreen:     )  

Und (nur der Vollständigkeit halber): Wie kommt man speziell als “Linker” dazu, den Erfolg der zweitgrößten “Finanz-Heuschrecke” der Welt auf deren genossenschaftsähnliche Struktur zurück zu führen, während ihre Finanzinvestor-Kollegen in der Rubrik profitgeile Großkapitalisten abgehandelt werden?

Sowie: Was hat uns der historisch fassbare relative Misserfolg z.B. von Produktionsgenossenschaften im Vergleich zu herkömmlichen Kapitalgesellschaften zu sagen?

Könnte es sein, dass sogar Einkaufsgenossenschaften für Endverbraucher, die eine doch viel einfachere Aufgabe haben als Produktionsgenossenschaften, sich nicht gegen herkömmliche Kapitalgesellschaften behaupten können – siehe Konsum Östertreich?

Und last but not least das ewige Ceterum Censeo dieses Blogs:

Woher, bitteschön, wollen die neufeudalen Herren die dichte Energie für ihre hochkomplexe Überwachungstechnologie her bekommen, mit denen sie die Bauern des Digitalzeitalters zu legen gedenken?

Unabhängiger Journalist

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