Syrischer “Bürgerkrieg”, USA und Russen: Ein Senator redet Tacheles

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Senator Black: Screenshot: Youtube

Ein Senator aus Virginia spricht unverblümt aus, was im Prinzip jeder wissen kann: dass der syrische Bürgerkrieg ein von außen in dieses Land getragener Konflikt ist, der von USA, Gulfies und Türken am Leben gehalten wird. Man hört das halt nur selten aus dem Mund eines US-Konservativen. Wer sich auf das Interview einlässt, dem schwant, warum Obama und Putin nach ihrem Treffen steinerne Mienen zur Schau getragen haben. Eine  Zitaten-Auslese.

Der Interviewte ist der Republikaner Dick Black, der von seinen Politico-Kollegen veräppelt wird, weil er Assad brieflich gedankt hat, dass dieser in den von ihm kontrollierten Gebieten die christliche Minderheit beschützt. Assad, sagt Black, sei der wirkungsvollste (lokale) Feind der Dschihadis. Die Russen mit ihren Fighterjets würden künftig nicht wieder mit vollen Bombenschächten zurückkehren, “wie wir das machen”. Noch würden sie es verabsäumen, am Land die Nachschubwege der Islamisten in die Türkei abzuriegeln.

Hier ist das Originalinterview, das mit einem russischen Medium geführt wurde. Die passende Geschichte findet sich hier. Leute wie Black werden daheim nicht nur von linken, “liberalen” Medien ausgeblendet, sie lassen sich auch in den rechten wie Fox nicht finden.

Dank an Gregor, der auf das Interview aufmerksam gemacht hat. Die Übersetzung hab ich selbst gemacht.

“Saudiarabien und die Türkei  haben im vergangenen März eine sogenannte Eroberungsarmee geschaffen und haben dabei ISIS und Al Kaida in Syrien bzw. Al Nusra koordiniert. (…) Syrien hält noch die meisten Bevölkerungszentren (…), gleichzeitig rücken die Terroristen vor.”

“Jetzt kommt Russland (…) Ich bin froh, dass die Russen jetzt wirklich Leute hineinschicken, die ernsthaft kämpfen werden.”

“Im Norden kommt der ganze Nachschub für die Terroristen aus der Türkei…Wir (die USA) haben mit den Türken eine No fly Zone vereinbart (…) Diese Flugverbotszone ist dazu da, um die Nachschubwege aus der Türkei in die ISIS-Hauptstadt Raqqa offen zu halten (…) Die Türken haben eine große Show draus gemacht und gesagt: Wir sind nun Teil der Koalition gegen ISIS (…) Sie haben 300 Luftangriffe geflogen und nur ein Prozent hat sich gegen ISIS gerichtet. Alle anderen gingn gegen unsere kurdischen Alliierten.”

“Ich möchte nicht konkret über Obama sprechen. Aber beginnend mit 2011 hat die damalige Außenministerin Hillary Clinton eine Reihe von Handlungen gesetzt, um die säkulären Regierungen im Mittleren Osten zu stürzen und sie durch radikale islamische Regime zu ersetzen. (…)”

“Sie haben versucht, Ägypten umzustürzen (…) aber beim Umsturz in Libyen waren die USA erfolgreich. Libyen hat heute keine Regierung mehr. Es ist ein Land des Chaos und der Unordnung geworden.”

“Wir haben Libyen mit dem ausdrücklichen Ziel angegriffen, Waffen zu erbeuten, diese in die Türkei zu senden und über die Türken Dschihadis in Syrien zu bewaffnen. (…) Syrien war ein neutrales, nicht kriegführendes Land, das nie eine Offensive gegen ein anderes Land geführt hat.”

“Wir wissen, dass die Russen es errnst meinen – die kommen nicht, um mit ihren Jets auszufliegen und die Bomben wieder zurückzubringen, wie wir das machen. Unser Krieg dort ist eine riesige Täuschung (fakeness). Dagegen wissen wir dass, wenn die russischen Flugzeuge losfliegen, sie Bomben werfen werden.”

“In jedem Krieg wird die Hauptstadt des Feindes angegriffen. Im 2. Weltkrieg haben wir gegen Tokio und Berlin losgeschlagen. Das wird typischerweise halt so gemacht. Wir wissen seit Jahren, dass die Hauptstadt der ISIS Raqqa ist. In Raqqa funktioniert (heute) alles, nur ab und zu fällt irgendwo eine kleine Bombe, zu Showzwecken. Wir lassen zu, dass Raqqa ordnungsgemäß funktioniert. Ich glaube nicht, dass die Russen das auch tun werden. ” (…)

“Schauen wir einmal, was in Mossul passiert ist. Das war sehr mysteriös. Plötzlich haben die Offiziere der Reihe nach ihre Truppen verlassen und die Truppen sind geblieben und wurden abgemurkst. Dort gab es buchstäblich ganze Artilleriedivisionen mit modernstem amerikanischen Gerät.”

“Alles ist dort gelassen worden. Die USA haben auch nichts unternommen, um das Gerät zu evakuieren. Wir hätten sofort reagieren müssen. Eigentlich versteht sich das von selbst: Zerstöre alles, was dir möglich ist, damit ISIS keine Waffen bekommt.”

“Und dann ist da noch so eine eigentümliche Sache (…) ISIS hat eine halbe Milliarde Dollar in cash in Mossul erbeutet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Banken in Mossul normalerweise eine halbe Milliarde Dollar in cash halten.” (…)

“Ich denke, dass Geld und Waffen dort platziert wurden. Man wollte mit verdeckten Aktionen erreichen, dass sich die irakische Armee auflöst. Ich glaube, das war ein Mittel um ISIS zu unterstützen. Die ISIS hat die Waffen danach sofort nach Syrien verlegt.”

“Die US trainieren Dschihadi-Terroristen in der Türkei, Jordanien, Saudiarabien und Katar mit dem Ziel, in diesem Krieg mitzumischen.  Über die vergangenen vier Jahre haben wir versucht, die Regierung Assad zu stürzen und einen Quisling, eine Marionette zu finden, die in Damaskus nach unserer Pfeife tanzt. Wir haben haben aber keinen einzigen herzeigbaren Namen liefern können. Der einzige wiedererkennbare Name ist al Bagdadi, der Chef der ISIS.”

“Wir wissen, dass sich, wenn Assad geht, die syrische Regierung auflöst. Unmittelbar danach wird Al Kaida die Macht übernehmen, die Flagge Al Kaidas wird über Damaskus flattern. Binnen Monaten werden der Libanon und Jordanien fallen.”

“Von dieser Startvorrichtung aus wird ISIS eine historische Offensive gegen Europa beginnen. Wir können das bereits an all diesen Flüchtlingen sehen. Die sind nicht vom Himmel gefallen. Die Türkei treibt Flüchtlinge nach Europa – als Teil eines Kriegs der Zivilisationen. Diese Leute (die Flüchtlinge) stehen für die Unterminierung der westlichen Zivilisation und zum Vorantreiben des Dschihad zur Verfügung.”

***

Und wie framt  die deutsche Kanzlerin Merkel die Flüchtlinge, die sie sozusagen höchstpersönlich nach Deutschland eingeladen hat? Die EU (Deutschland) seien selber schuld – aber nicht, weil sie selbst und ihresgleichen den Bürgerkriegstreibern in Libyen die Stange gehalten hätten, sondern weil “die Europäische Union leider eine Vielzahl von (ISIS-)Kämpfern beigetragen hat”, “junge Menschen, die in unseren Ländern aufgewachsen sind”. Siehe hier, nach 2 Minuten 17.

Unabhängiger Journalist

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