Täterschutz und Multikulti – Nachtrag zum Silvester von Köln

Unsere Politiker und Medienleute streben eine Gesellschaft an, in der Bürger beiderlei Geschlechts die Straßenseite wechseln, wenn sie Gefährder auf sich zukommen sehen und v.a. Frauen sich hüten, nächtens auf die Straße zu gehen. Das mag nicht das Primärziel sein, wird aber billigend in Kauf genommen. Für Politiker und Medien hat in der Causa Silvestermob Köln der Täterschutz Vorrang. Denn Täterschutz bedeutet hier auch: Schutz für die Ideologie des Multikulturalismus und die vermeintlich liberale Politik der Offenen Tür.

Die Gewalt vor dem Kölner Dom ist – gemessen an ihrer Potenzialität - eigentlich nur die Spitze des Eisbergs. Sie eignet sich jedoch als Indikator. Sie sagt eine Menge über den regierenden Medial-Politischen Komplex aus, und die Cliquen, aus denen sich dieser zusammensetzt.

Die beiden Hauptgruppen haben erst mit einer Verzögerung von drei Tagen reagiert. Unter dem Druck einer jungen Öffentlichkeit im Internet und nicht-kontrollierter englischsprachiger Mainstream-Berichte wurde klar, dass es diesfalls weder ausreichen würde, die Sache zu ignorieren noch die Schuld auf Nazis und sonstiges Pack zu schieben. Eine Rolle hat auch gespielt, dass die Lügenpresse es nicht geschafft hat, die Regionalmedien ruhig zu stellen.

Einige Politicos flüchteten sich daraufhin in eine Rhetorik der Entschiedenheit (“völlig inakzeptabel”, “volle Härte”, “neue Dimension organisierter Kriminalität”) andere bedienten sich diverser petitiones principii, einer speziellen Form des Zirkelschlusses.

Die vielleicht schönste Wortschöpfung gelang Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit dem Begriff “Schweigespirale”, der seine Andeutung begleitete, die Kölner Polizei habe die Geschehnisse tagelang aus eigenem Antrieb unter der Tuchent gehalten (folgerichtig musste der Kölner Polizeipräsident zurück treten - unter der Last des Vorwurfs, er habe die ausländische Herkunft der Grabscher und Randalierer verschwiegen; Albers ist der klassische Fall eines schuldigen Sündenbocks).

Besonderen Unterhaltungswert hatten aber auch Politikerinnen wie die Kölner OB, die – im Versuch divergierende Aufträge unter einen Hut zu kriegen -, gut gemeinte Tipps gab, die eigentlich common senseaus frauenpolitischer Sicht aber Teufelszeug par excellence waren (“Verhaltenskodex”).

Chefredakteure und Kommentatoren im Mainstream mussten dagegen so tun, als hätten sie erst am 4. Jänner erfahren, worüber in Dutzenden Foren seit dem Neujahrstag diskutiert wurde.

Gott sei Dank publizierte die Bild erst jetzt den erschütternden Bericht eines leitenden Polizeibeamten, den man als Vorwand verwenden konnte, die Vorgänge jetzt doch ernst zu nehmen.

Der Preis, den die deutsche Journaille dafür entrichten mussten, war hoch. Der Erschütternde Bericht bot zwar die Chance, aus dem nicht mehr haltbaren Einfach Ignorieren-Modus auszusteigen, zwang aber dazu, den Report ausführlich zu thematisieren (umso mehr als unsolidarische Medienmusterknaben auch hier vorpreschen und auf populistische Art alles ausschöpfen und ausschlachten mussten      :mrgreen:    ).

Daher mussten auch Spiegel & Co. den offenkundig fremdenfeindlichen Verfasser ernst nehmen und zu Wort kommen lassen: “einige tausend meist männliche Personen mit Migrationshintergrund”, “Ihr könnt mir nix, ich hole mir morgen einen neuen Aufenthaltstitel”, “Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln, Frau Merkel hat mich eingeladen”, etc.

Wie gut, mögen sich einige Journos da gedacht haben, dass die neue Oberbürgermeisterin schon vorab umissverständlich klargestellt hat, dass es in der Causa Köln keinen Hinweis auf Flüchtlinge gibt (und außerdem, ihr Bullen, leben wir in einem Rechtsstaat und ihr müsst erst einmal nachweisen, wer konkret gegrabscht und vergewaltigt hat).

Klarerweise wäre der Versuch, die Täter zu Neujahr sofort dingfest zu machen ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen gewesen, selbst wenn die Polizei drei Mal mehr Leute zur Verfügung gehabt hätte.

Denn den unmittelbaren Täterschutz vor Ort besorgte die Masse Mann selbst: “Wurden Hilferufe von Geschädigten wahrgenommen wurde ein einschreiten der Kräfte durch herumstehende (Mitglieder?) z.B. durch verdichten des Personenringes/ Massenbildung daran gehindert an die Betreffenden (Geschädigte/Zeugen/Täter) zu gelangen.” (O-Ton Polizeibericht).

Der übergeordnete Täterschutz war dagegen, siehe oben, Aufgabe der Politicos. Die mussten diese Aufgabe schon deswegen übernehmen, weil sonst zu viele Staatsbürger naiv gefragt hätten, wie, zum Teufel, es zu einer solchen Zusammenballung von ein paar tausend Migrationshintergründlern hatte kommen können.

Die kurze Antwort auf diese naive Frage ist, dass unsere Politicos die multikulturelle Gesellschaft wollen und dass sie die Herausbildung dieser mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln fördern, schon seit Jahrzehnten.

Warum, ist eine interessante Diskussion, die zu keinem eindeutigen Ergebnis und tief in’s Land der Spekulation führt. Sicher ist nur, dass ein Teil von ihnen weiß, dass die Multikulti-Transformation nicht einfach das Wirken blinder historischer Kräfte widerspiegelt, sondern dass sie das Ergebnis politischen Handelns ist, des politischen Handelns ihrer eigenen Kaste.

Viele von ihnen huldigen einem Naiven Multikulturalismus. Einigen Politikern war aber schon immer bewusst, dass der angestrebte Endzustand nicht aus einem Chor von mit Nächstenliebe durchdrungenen Kumbaya-Sängern bestehen; und dass die Multikulti-Gesellschaft ein krasser Gegensatz zu jener Hätschelei sein würde, mit der heutige Mandatare ihre Lieblingsklienten pampern.

Es waren in jedem Fall aber sie selbst, die Politicos und nicht ihre Handlanger in den Apparaten, die Multikulti wollten und durchsetzten.

***

Die längere Antwort auf die arglose Frage des Staatsbürgers muss beinhalten, dass es unter den demokratischen Politikern auch eine Menge nicht-naive Leute gibt, die die problematischen Seiten einer inhomogenen Gesellschaft immer verstanden haben.

Ein Beispiel für diesen Typus ist der Altgrüne Daniel Cohn-Bendit, der vor fast 25 Jahren Folgendes schrieb:

Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und wenig solidarisch, sie ist von beträchtlichen sozialen Ungleichgewichten geprägt und kennt Wanderungsgewinner ebenso wie Modernisierungsverlierer; sie hat die Tendenz, in eine Vielfalt von Gruppen und Gemeinschaften auseinanderzustreben und ihren Zusammenhalt sowie die Verbindlichkeit ihrer Werte einzubüßen.”

Wenig lässt sich vorstellen, was der Ideologie, die die Grünen vor sich hertragen, mehr gegen den Strich geht als eine solche Botschaft – und doch ist es die Multikulti-Gesellschaft, die sie mit aller Kraft, mit jeder Faser ihres politischen Seins anstreben.

Fast scheint es, als könnten die Grünen – und ihre sozialdemokratischen Geschwister – mit hart, schnell, grausam und wenig solidarisch ganz gut leben, wenn es nur ethnisch und kulturell divers genug hergeht.

Sie werden bekommen, was ihr pensionierter Vordenker 1991 prophezeit hat (vielleicht ein bisschen anders).

Das schon deswegen, weil das derzeitige sogenannte Europäische Modell im Inneren und nach außen scheitern muss.

Nach innen, weil die ungezügelte Staatswirtschaft, der europäische Raubtier-Etatismus ein Patentrezept für den wirtschaftlichen Niedergang ist. Und nach außen, weil der energiearme Kontinent Überschüsse wird produzieren müssen, die man für den Import von Energie verwenden kann. Um diese Überschüsse herzustellen eignen sich die Jobs, die Parteien an ihre politischen Kostgänger verteilen, nur wenig.

Unabhängiger Journalist

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.