Venezuela: Ölmangel Problem Nr.1

512px-Orinoco_USGSDie USA wollen ein anderes Regime in Caracas, was sie mit Säbelrasseln und Sanktionen durchsetzen wollen. Aber das größte mittelfristige Problem des Maduro-Regimes (und seines präsumptiven Nachfolgers) ist der Erdölmangelso paradox das klingt; die Knappheit an verwend- und vermarktbaren “schwarzem Gold”. Die Medien verbreiten zwar das genaue Gegenteil – aber die Journaille ergeht sich wie immer in fake news und/oder ist heillos naiv.

In den Medien wird aus unterschiedlichen, hier nicht zu erörternden Motiven immer wieder darauf verwiesen, dass das südamerikanische Land die “größten Erdölreserven der Welt” habe.

Diese Behauptung ist eine Mischung aus Hoax, eigennütziger Lüge und internationalem Statistikschwindel.

Venezuela hat nur deswegen so riesige Reserven, weil man annimmt, dass das, was ab 2009 als proved reserves Eingang in die Statistiken fand, wirkliches Öl ist, das “unter normalen (Nicht-Sanktions-)Umständen” rentabel und energiebilanzmäßig positiv gefördert werden kann.

Das ist offenkundig nicht der Fall.

Schon lange vor den (“echten”) US-Sanktionen im Jänner 2019 hat sich dieser traurige Umstand bemerkbar gemacht.

Die historische Keimzelle der Ölindustrie südlich von Maracaibo ist jedenfalls schon lang erschöpft und auch bei den östlich liegenden, jüngeren Offshore-Vorkommen ist der Ofen bereits aus (z.B. “El Furrial”).

Und die medial gehypten angeblichen Mega-Ressourcen des Orinoco-Gürtels sind (beim heutigen Stand der Technik) weitgehend unbrauchbarer Dreck.

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Wohl wahr, im Nordteil des heutigen Chavez-Gürtels wird unter schwierigen Bedingungen extraschweres Erdöl gefördert, das in Ermangelung von Naphta kaum transportiert werden kann und das inzwischen die Pipelines hoffnungslos verstopft hat.

Dieses “Öl” hat selbst unter normalen Umständen einen geringen oder gar negativen Kostendeckungsgrad, monetär und energetisch.

Es muss weiter nördlich, in Küstennähe “upgegraded” um überhaupt marktfähig zu werden.

Die dortigen vier Raffinerien benötigen jede Menge Strom.

Sie wurden von den (“US-induzierten”?) apagónes im März stark in Mitleidenschaft gezogen (der venezolanische Öl-Output soll in diesem Monat um 50 Prozent gefallen sein – was sich, zumindest auf den ersten Blick, mit dem Exportzahlen schlägt, siehe hier.)

Die  Elektrizitätsversorgung mag heute das unmittelbarste Problem sein – es ist aber nicht das gravierendste, bei weitem nicht.

Das gravierendste Problem der venezolanischen Ölindustrie besteht darin, dass die Erzeugung in den “alten Feldern” bzw. von “leichteren Produkten”  kollabiert und nur zum Teil ersetzt werden kann  – durch neu erschlossene Vorkommen, die lediglich schwerere und saurere Fraktionen liefern.

Das ist eine quasi-naturgesetzliche Tragödie, für die weder Chavez noch Maduro noch endemische Korruption etwas können.

Man hätte die heutige Situation aber schon vor vielen Jahren voraussehen und proaktiv tätig werden können.

Grafik: USGS [Public domain] via Wikimedia Commons

Unabhängiger Journalist

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