Der israelische Präsident hat im Interview mit der “Bild ” gemeint, dass, wenn sein Staat falle, Europa “als nächstes dran” sei, was er vermutlich getan hat, um die europäisachen Vasallen-Affen, die eh schon halb hingesunken sind, endgültig in einen Krieg mit Persien (& Co.) zu ziehen. Sein Gedanke, dass Europa demnächst dran sei, ist so falsch nicht – wenn vmtl. auch aus andren als den von Isaac Herzog genannten Gründen (siehe unten). Der deutsche Interviewer-Darsteller, der immerhin den (bereits bekannten) Umstand einfließen ließ, dass Jordanien & Ägypten an der Abwehr der iranischen Geschoße beteiligt waren, unterbrach den betont säkulär und friedfertig auftretenden Präsi nicht bei dessen Krisenerzählung aus israelischer Sicht. Nachbemerkung.Das israelische Narrativ geht etwa so:
- “Der Iran hat angefangen”: Der Luftangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus, für den außer dem “Hausherrn” niemand anderer in Frage kommt als die Israelis selbst, war für Herzog nicht einmal eine Erwähnung wert und sein Befrager besaß offenbar auch nicht die Kapazität (oder “Traute”), das Thema auf zu bringen. Soweit sich dieser Blogger erinnern kann, genießen Konsulate einen besonderen Rechtsschutz, weswegen sie gern für Spionagezwecke verwendet werden – und weswegen ein militärischer Angriff auf ein solches als illegaler Gewaltakt gegen einen Staat gesehen werden kann.
- Der “Vergeltungsschlag”, den nach eigenem Bekunden die Iraner daraufhin vom Stapel gelassen haben, scheint eher symbolpolitisch gewesen zu sein. Er hat – wenigstens gemäß westlichen Medienberichten – zwar kaum etwas “bewirkt”, machte nach Meinung israelischer Spitzenpolitiker aber trotzdem scharfe Vergeltungsmaßnahmen erforderlich. Herzog behauptete sogar, die vergangenen beiden Wochen hätten “aufgedeckt”, dass das “Reich des Bösen” die internationale Stabilität bedrohe, wobei der gute Mann den Iran meinte.
- Der Beschuss dicht besiedelter Ballungsgebiete mit großkalibriger Munition wie im Gaza-Streifen scheint für solche Herrschaften nur insofern eine Rolle zu spielen, als damit angeblich oder wirklich die Infrastruktur der Hamas-Kämpfer getroffen wurde, die der Iran (wohl tatsächlich) mit Gewehren und Paragleitern versorgt.
Nun sollte man dem ersten Anschein nie übermäßig trauen
- und das gilt insbesondere für Politicos, die sich in Worten “friedfertig und verantwortungsbewusst” geben, gleichzeitig aber
- mit Kampfbegriffen wie “Imperium des Bösen” um sich werfen (vier Mal in nicht einmal 20 Minuten Interview);
- deren Militär, klar erkennbar, eine Eskalationsstrategie verfolgt und die “ganz allgemein”
- auf Basis von Doppelmoral argumentieren (Israel besitzt seit 30 bis 40 Jahren Atomwaffen).
- Nicht gerade vertrauenswürdig ist auch das israelische, teils abstruse Framing einer zweifellos bestehenden Krisensituation, die alle Anzeichen dafür trägt, dass diese vom “Sprecher” wesentlich mit gestaltet wurde.
Und ja, natürlich hat Herzog mit der (impliziten) Ansage recht, dass sich ‘Europa’ aktuell in einer höchst bedrohlichen Situation befinde
- freilich nicht wegen der in dem “Interview” vorgebrachten Gründe, sondern aufgrund einer Mischung aus einem “objektiven” Mangel an natürlichen Ressourçen sowie der “subjektiven” Inkompetenz bzw. Illuionsverhaftetheit seiner Führung.
Diese Themen wären Stoff für gleich ein paar Habilitationsschriften
- es soll hier nur auf den Umstand verwiesen werden, dass ‘Europa selbst praktisch keine Ölförderung hat, brutto aber täglich 14,4 Millionen Barrel einführen muss(te) – EI/BP, Statistical Review 2023, S. 27 -
(während nach wie vor etwa 70 Prozent der hier, von uns verbrauchten Primärenergie “fossilen Ursprungs” sind).
Aus der Golfregion dringt dabei nur wenig Erdöl nach ‘Europa’. Vor kurzem waren es etwa elf Prozent (das für die Herstellung von Diesel freilich besser geeignet ist als z.B. US-Schieferöl.)
Dass das Crude aus Saudiarabien und dem Irak nicht mehr durch den Bab el Mandeb kommen kann, will Herzog den Europäern einreden, sei Folge des iranischen Machtstrebens, das sich auch in den Aktionen der Huttis zeige.
Um nicht missverstanden zu werden: Bab el Mandeb und Suez-Kanal sind Teile eines super-komplexen “Problem-Puzzles”
- aber eben nur kleinereTeile und beileibe nicht der Angelpunkt des Ganzen.
Der Angelpunkt ist ein chronischer, laufend größer werdender Energiemangel, der durch falsche Poitik-Entscheidungen beschleunigt und verschärft werden kann.
Wenn Israel den Iran in die Enge treibt, kann dieser die Straße von Hormuz lahm legen und ein Drittel bis die Hälfte der weltweiten Erdölexporte unterbinden
- mit sofortigen Folgen für den “Petrodollar” und die Lebenshaltung Öl importierender Länder.
Und im Übrigen: So wie der “Interviewte” vor der Flagge mit dem David-Stern saß, gab Herzog gewissermaßen das Urbild eines säkulären Israeli ab – glatt rasiert, im Anzug und mit Krawatte und sogar ohne Jarmulke.
Aber auch dieser Eindruck kann täuschen.
Nicht jeder ultraorthodoxe Jude hat Schläfenlocken und trägt eine Fellmütze.
Nicht umsonst schreibt Sandrine Malarde in einem vor acht Jahren erschienenen Buch, dass beispielsweise Anhänger des Chabad-Lubawitsch manchmal ganz anders aussehen als der Laie erwarten würde.
Nachbemerkung, 26.4.2024,11.45 Uhr: Hab im “Eifer des Gefechts” vergessen, in meinem Eintrag einen ursprünglich intendierten wichtigen Punkt zu machen. Er dreht sich um die limitierte Rolle, die Erdöl aus der Golfregion für die Versorgung EU-Europas spielt,
es handelt sich nämlich um nur rund 18, 19 Prozent früher und elf Prozent aktuell, bzw. bis vor kurzem.
Bei all dem Gehampel, das jetzt von Herzog und den europäischen Vasallen-Affen rund um den Golf von Aden und die Huttis aufgeführt wird,
sollte man nicht vergessen, dass die Vasallen-Affen ein Jahr vorher “großzügig” auf die Belieferung Europas mit russischem Erdöl verzichtet haben,
was anteilsmäßig ungefähr das Doppelte dessen aus(ge)macht (hat), was die Huttis real oder imaginiert jetzt an hiesigen Erdöllieferungen aus der Golf-Region verhindern.
Dazu kommen natürlich Gas und Kohle, die unsereiner angeblich nicht mag – genausowenig wie Uran.
Dass dieses Narrativ ein ideologisches, letztlich blödsinniges G’schichterl ist, braucht wohl nicht extra betont zu werden.
Der Vollständigkeit halber: Vertipper, einen Satzbruch ausgebessert.
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.