Der israelische Militärhistoriker Martin van Creveld hat in Wien die deutsche Übersetzung seiner Pussycats vorgestellt. Es befasst sich mit der Frage, warum “westliche Armeen” seit 100 Jahren in der “Dritten Welt” jeden militärischen Konflikt verlören bzw. warum “der Westen” sich auch daheim nicht mehr verteidigen könne. Seine Antworten verstoßen gegen viel, was als politisch korrekt empfunden wird.
“Wir Weicheier” ist soeben bei Ares erschienen, einem Ableger des konservativen Grazer Stocker-Verlags, dessen Geschäftsführer bei der Buchvorstellung im Fernandihof Einleitendes sprach. Es ist z.B. auch hier erhältlich.
Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass – mit Ausnahme des Irak-Kriegs – der Westen (oder ein Verbündeter) in praktisch jedem Fall besiegt wurde (“record of failure”) – ein Befund, der weitgehend richtig ist, (bis jetzt) aber nur auf Schlachtfeldern in nicht-westlichen Ländern.
Verantwortlich dafür, dass Nationen, die 400 Jahre lang “die Welt kolonisiert” haben, nun ihre Prügelknaben sind, ist für van Creveld:
- Unterwerfung bzw. Infantilisierung der Jungen, denen die Gesellschaft nicht erlaube erwachsen zu werden,
- gezieltes Unschädlichmachen der westlichen Armeen (eigentlich defanging, das “Ziehen der Reißzähne”); hier geht es um die “Demilitarisierung des Militärs” und z.B. das Verschwinden von Uniformen aus dem Straßenbild;
- die Feminisierung der Truppe (über die Van Creveld bereits in seinem Männerrechts-Buch “The Priviledged Sex” geschrieben hat);
- die Konstruktion der Posttraumatischen Stress-Störung (PTSD) als quasi verpflichtende “Berufskrankheit” von Soldaten nach einem Kampfeinsatz; sowie die
- Delegitimierung des Kriegs und eine absolute Priorisierung der Staatsbürger-Rechte gegenüber allen Pflichten. Eine nicht-gewaltsame Welt, meint van Creveld, sei so realitätsfern wie eine absolut keusche Person.
Das bittere Resultat sei (entsprechend dem Originaltext), dass sich Hannibal bereits in Rom und nicht erst ante portas befinde.
Europäer wie Henryk Broder, Thilo Sarrazin oder Michel Houellebecq hätten praktisch bereits aufgegeben. Eine “Rettung” liege zwar noch im Bereich des Möglichen, erfordere aber viel mehr als mehr als gesteigerte Militrausgaben.
- Zuerst dürfe man die Nachkommen nicht mehr bis weit ins Erwachsenenalter “wie Babys behandeln” (“Kinderpschologen bis 25″) oder auch das Militär erniedrigen;
- Frauen beim Militär seien ok – nicht aber in den Kampfverbänden.
- Und schließlich müssten die westlichen Gesellschaften Krieg per se wiederum als manchmal notwendiges Übel sehen – und nicht als etwas absolut Böses, das unter keinen Umständen zu rechtfertigen sei.
Martin van Creveld, Pussycats. Why the Rest Keeps Beating The West and What Can Be Done About It. 2016
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