Zornige Verschwörungstheoretiker

Go_Away_-_Flickr_-_Al_Jazeera_EnglishMedien und Religionsfunktiomäre beschwören die arabische Straße, wenn sie die Leute schrecken wollen, bebildert durch intellektuell gehandicapte junge Männer, die auf Demos Parolen wiederholen, die Einpeitscher ihnen vorsagen. Aber – wenn schon Angst, dann bitte eher vor jungen Männern in klimatisierten Büros. die short Bekennerfreude, aber long Systemwissen sind.     :mrgreen:

Wie es scheint, gibt es eine solche Gruppe, die dem folgt, was ich in meinem nicht mehr erhältlichen Buch über den hiesigen Staatsgold-Verschwindibus geschrieben habe.

Genauer gesagt, geht das, was diese Leute dazu und über benachbarte Themen zu wissen vermeinen, weit darüber hinaus.

Es beinhaltet Dinge, die selbst ich, der ich “viel für möglich halte”, als haarsträubend empfinde.

Interessanterweise sind diese Leute das genaue Gegenteil dessen, was in hippen akademischen Kreisen als typischer Verschwörungstheoretiker beschrieben wird, nämlich eine depravierte oder infantile Persönlichkeit mit großen kulturellen, kognitiven und/oder informationellen Defiziten.

Meine Verschwörungstheoretiker aus den klimatisierten Büros sind “gut erzogene” soziale high flyer, die auf hoch bezahlten Posten sitzen und die über ein abgeschlossenes Studium verfügen.

Ihnen ist meist auch bewusst, dass sie nicht die “Herren des Universums” sind, wie der amerikanische Romançier Tom Wolfe ihnen das vielleicht zuschreiben würde.

Diese meine Verschwörungstheoretiker – bis auf eine Ausnahme Männer -, wissen aus eigener Erfahrung, dass es so etwas wie Hierarchien, Unternehmenspolitik und Ausweglosigkeiten gibt.

Vielleicht haben sie gerade deswegen eine – wie ich es empfinde – zu große Toleranz gegenüber jenen Politicos und Politikmachern, die hier so oft angeprangert werden.

Mein Verbindungsmann zu dieser Gruppe begründete dieses Verhalten – sozusagen achselzuckend – folgendermaßen:

Das sind captives, Gefangene. Du kannst dich über sie aufregen, aber es ändert nichts daran, dass sie das Spiel mitspielen müssen, wenn sie ihre Existenz und die ihrer Familie nicht aufs Spiel setzen wollen.”

Besagte Gruppe glaubt nun z.B., den Poker-Bluff durchschaut zu haben, der derzeit auf den Edelmetallmärkten stattfindet.

Sie “will sehen” und tut das auf weitgehend legaler Basis.

Diese Leute agieren dabei nicht im Grammbereich wie z.B. ihre Ehefauen, Geliebten oder Vertrauten, sondern ein oder zwei Zehnerpotenzen drüber (wofür sie i.d.R. das know how haben).

Dennoch scheint allein der spill over-Effekt über die Angehörigen und Vertrauten groß genug zu sein, um die Endkundenmärkte für Physisches trockenzulegen.

Sukzessive Austrockung

Es ist dies ein Prozess, der sich über Monate oder gar Jahre hinzieht und der nicht mit einem Schlag sichtbar wird.

Derzeit kommt am “oberen Ende” des Bullionmarkts noch frisches Material von den Zentralbanken herein, das in Form von 2018er-Unzen oder kleineren, nicht datiertbaren Neuprägungen angeboten wird –

der bisher über das Gesamtsystem verbreitete Bodensatz alter Prägungen ist aber schon weitgehend verschwunden: keine Vrenelis, Sovereigns und Schilling-Philis mehr, jedenfalls nicht mehr in nennenswerten Mengen.

Wo derlei Sonder-Offerte “aufpoppen”, handelt es sich i.d.R. um Lockangebote, die nicht durch entsprechende physische Bestände gedeckt sind (“Stückzahl: begrenzt”).

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Die Information, dass im zurückliegenden Jahr die Nachfrage nach physischem Bullion auf den Endkundenmärkten insgesamt zurückgegegangen ist, scheint korrekt zu sein – was v.a. auf die tendenzielle Kriminalisierung von Tafelgeschäften und die rasche Einschränkung von Barzahlungsmöglichkeiten zurückzuführen sein dürfte (derzeitige Grenze in Ö.: 10.000 Euro).

Allerdings ist offenbar auch der erhoffte Rückfluss (“Recyclinggold”) ausgeblieben.

Die Lust der Leute, Omas Schmuck oder eigene Käufe aus den Zeiten des Bullenmarkts abzugeben um den Erlös in Bitcoin “investieren” zu können, scheint sich in Grenzen zu halten.

Manchmal gibt es ja doch Anlass zu Optimismus.

Bild: Fadi Benni of Al Jazeera English (Go Away) via Wikimedia Commons

Unabhängiger Journalist

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