Zum Tod Helmut Kohls: Als Kanzler Birne wie ein Diktator agierte

HelmutKohl
Kohl 2012

De mortuis nil nisi benesed veritas suprema lex: Der verstorbene Helmut Kohl mag seine Verdienste gehabt haben – der Weihrauch, der der gleichgeschalteten Presse entströmt, informiert darüber. Doch Kanzler Birnes Lebenswerk flößt nicht nur Respekt ein. Dieser große Europäer war der Frontmann, der Europas Völker – “seine”  Deutschen inklusive -,  mit dem Euro zwangsbeglückte. NB zur Pflichtvergessenheit des Mannes.

Wohl nicht zufällig erzählt der Telegraph, eine englische Zeitung, eine Anekdote aus dem Jahr 2002, als der relativ frisch pensionierte Politiker von einem Doktoratsstudenten auf die Euro-Einführung angesprochen wird. In dem Interview sagt Kohl (rückübersetzt):

Wenn ein Kanzler etwas durchdrücken möchte, muss er ein Machtmensch sein. Und wenn er klug ist, weiß er, wann  die Zeit reif ist. In einem Fall – dem Euro – war ich wie ein Diktator….Der Euro ist ein Synonym für Europa. Europa hat zum ersten Mal keine Kriege.”

Ich wusste, dass ich in Deutschland nie ein Referendum gewinnen könnte (…) Ein Referendum über die Einführung des Euro hätten wir verloren. Das ist klar. Ich hätte mit 30 zu 70 Prozent verloren.”

Kohl behauptet, seine Motivation sei gewesen, dass er über eine Gemeinschaftswährung einen innereuropäischen Krieg vermeiden habe wollen.

***

Man fragt sich, woher der Mann diese seine Gewissheit hat – aus einer unvoreingenommenen Geschichtsbetrachtung stammt sie wohl nicht.

Die Historie des Alten Kontinents kennt einen einzigen Einigungsversuch über die Etablierung einer gemeinsamen Währung – die Lateinische Münzunion.

Diese ging vor dem Ersten Weltkrieg den Weg alles Irdischen (kriegerisch gab es einige Versuche: Napoleon, Hitler).

Auslöser für das Scheitern der Münzunion war die inflationistische Währungspolitik Italiens und Griechenlands, die mehr Papiergeld druckten als dem Geist des Währungsvertrags entsprach (eine explizite Regelung fehlte).

Ist der Erste Weltkrieg etwa deswegen ausgebrochen?

Und ist das heutige Euro-Regime deswegen eine Friedensunion, weil es mit harter Hand Mildtätigkeit im Norden und Austerität und Deflation im Süden erzwingt?

Wohl kaum. Das ist, im Gegenteil, der Stoff, aus dem (Bürger)Kriege sind.

Und Präzedenzfälle für alle, die meinen, dass es nicht lohnt beim Volk groß nachzufragen.

Trotzdem: RiF, Helmut Kohl !

Bild: Konrad Adenauer Stiftung – Marie-Lisa Noltenius via Wikimedia Commons. [CC BY 2.0]

Nachbemerkung, 17. Juni 2017, 7.30 Uhr: Dieser große Einiger mit seinem angeblichen Friedensprojekt hätte zu politischen Lebzeiten gefälligst seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit erfüllen sollen.

Die Pflicht seines Amts wäre gewesen, im Rahmen seiner Ermächtigung dafür zu sorgen, dass ihm die Wähler in sein erträumtes Friedensreich auch folgen.

Dafür hätten Politiker wie er demokratische Mehrheitsbeschlüsse z.B. in Volksabstimmungen herbeiführen müssen.

So etwas wäre natürlich riskant gewesen und hätte Mühe verursacht.

Herrschaften wie Kohl scheinen aber zu glauben, sie hätten das Recht, sich aus ihrer Führungsaufgabe nur die Rosinen heraus zu picken, die lukrativsten und unkompliziertesten Teile.

Das gilt auch für das restliche Polit-Gesocks.

NB II, 17. Juni 2017, 12.30 Uhr: Gesocks will nicht Gesocks heißen und protestiert gegen angeblich unstatthafte “Einwürfe von außen”.

Sinnlos darauf auch nur einen Gedanken zu verschwenden, solang’ nicht glaubhaft versichert wird, dass man sich gegen Lob & Hudel aus dem Ausland ebenfalls wehrt.

Unabhängiger Journalist

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.