Auch die Linke beklagt, dass der Medien-Mainstream News manipuliert, verdreht oder ausblendet wie ihm beliebt und prangert in einem neu erschienenen Buch negative Extremwerte v. a. in der Außenpolitik-Coverage an. Gleichzeitig werden die ideologisch bedingten eigenen blinden Flecken ignoriert. Kölner Silvester – was? Kampagnisiererei gegen Trump – wo? Verleumdungen gegen Pegida und AfD – wie bitte?
So eine Haltung geht natürlich auf Kosten der eigenen “politisch-moralischen Position” – doch vielleicht wollen die Käufer des soeben erschienen Taschenbuchs ohnedies nur in den Narrativen bestätigt werden, an denen die eigene ideelle Existenz hängt.
Etwa in der sich hartnäckig haltenden Erzählung, die deutsche Regierung sei bemüht, “so wenig wie möglich für den Klimaschutz zu tun” – was von naiven oder korrumpierten Mainstream-Journos dann als leidenschaftliches Engagement verkauft werde.
Hallo, geht’s noch?!
Wie wär’s, sich einmal mit den wesentlichen Zahlen und Fakten auseinanderzusetzen, die besagen, dass die EU nicht einmal mehr 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen ausstößt – dass sie zusammengenommen aber der größte Akteur ist, der sich in Paris zu Emissionskürzungen verpflichtet hat (natürlich zu Lasten “ihrer Bürger”).
Im Notfall könnte man ja einige Einträge in diesem Blog lesen oder sie am Ende gar nachrecherchieren.
Oder das Märchen, dass die Energiewende – ein klassisches Beispiel für Regierungspropaganda zu Mobilisierungszwecken – von den traditionellen Energiefirmen boykottiert werde, weshalb sie nicht die Erfolge bringe, die sie haben könnte.
Die Energiewwende kommt freilich nicht vom Fleck, weil ihre zentralen Versprechen gegen Naturgesetze verstoßen – oder etwas weniger dogmatisch ausgedrückt:
Weil es nichts nützen wird, auch im letzten Winkel Deutschlands ein Windrad aufzustellen, so lange es kein probates Mittel gibt, aus der gewonnenen Elektrizität verlässlichen Input für das Stromnetz zu machen.
Auch hier wäre es gut investierte Lebenszeit, sich wenigstens ein bisschen mit Größenordnungen und technischen Voraussetzungen der Energieverorgung auseinanderzusetzen statt den heutigen Jubelpersern (Beginnzeit eingestellt) …
grüner Energiefirmen nach dem Mund zu reden.
Übrigens warte ich schon die längste Zeit auf eine genauere Erklärung, was angesichts einer Staatsquote von 44 Prozent das Schimpfwort neoliberal bedeutet.
Aber – geschenkt!
Soll die Linke doch ihre Mythen pflegen (sie soll nur nicht erwarten, dabei ernst genommen zu werden)!
Davon abgesehen ist bei dem von Westend verlegten Sammelband einiges ernst zu nehmen:
- Beispielsweise der wiederholte Hinweis, dass der Kampfbegriff Lügenpresse mitnichten ein Nazi-Ausdruck ist, wie sich das sogenannte Publizistikexperten aus den Fingern gesogen haben – sondern dass der Begriff auch von Anti-Springer-Demonstranten anno 1968, ja sogar im 19. Jahrhundert schon verwendet worden ist;
- dass die Presselügen auch in der Berichterstattung über Russland/die Ukraine, die EU oder Syrien (den Mittleren Osten) zum Vorschein kommen;
- dass die Bezeichnung des Phänomens aber einen doppelten und dreifachen Boden hat – weil die Presselügen sehr oft “nur” aus Auslassungen und Verdrehungen bestehen; mit Fakten lügen, wie das eine vom Herausgeber interviewte Medienwissenschafterin ausdrückt;
- und weil immer wieder daran erinnert wird, was rechten Medienkritikern oft nicht (mehr) bewusst ist: dass Medien Eigentümer mit ökonomischen bzw. politischen Interessen haben und dass die Pressefreiheit eigentlich die Freiheit des Verlegers/Herausgebers ist – Stichworte: Tendenzschutz/Blattlinie. So genau will’s man’s rechts oft gar nicht wissen, weil sonst die Empörung über die Presstituierten zu verdampfen droht.
All das sind starke Seiten der von Jens Wernicke (“Rubikon”) herausgegebenen Texte.
Aber es würde die eigene Glaubwürdigkeit ungemein fördern, würde wenigstens einmal die krass einseitige, ja schmierantische Art erwähnt, mit der die klassischen Medien über Pegida und/oder AfD berichtet haben (und das heute noch tun) – schließlich kann das Hr. Kepplinger ja auch.
Ehrlich wäre es auch das Faktum auszusprechen, dass der Großteil der Migranten gar keine Flüchtlinge sind und dass die hiesigen “Solidargemeinschaften” die Kosten für diese Wanderbewegungen tragen werden müssen;
oder einzugestehen, dass die laufende “Berichterstattung” über den neuen US-Präsidenten eher einem Propagandafeldzug gleicht, wobei die letzten Reste noch verbliebenen Nutzervertrauens verspielt werden.
Die zweifellos “linke” Propagandaschau kann derlei ja auch.
Auch von ihrer Warte lässt sich berichten, dass “das ZDF mit gezielter Propaganda fortgesetzt gegen Trump agitiert” oder dass nach Charlottesville eine “Medienkampagne aus Desinformation und Lügen” stattgefunden hat.
Wer aus Donald Trump einen ebenso dummen wie lächerlichen, letztlich aber chancenlosen Cartoon-Bösewicht macht, darf sich nicht wundern, wenn er an einem “9. November” aufwacht und ein Wahlergebnis berichten muss, das auf Basis der eigenen Coverage gar nicht zustandekommen hätte dürfen.
Passiert das nicht, liegt es nahe, dass hier der Leninismus des Jahres 2017 am Werk ist, der nur so lange die offiziösen Lügen beklagt, wie man selbst noch nicht in der Position ist offiziös zu lügen.
Jens Wernicke, Lügen die Medien? Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung. 2017
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