Ein Sozi-Mythos über das Gold

Besitzrecht_dowry_2
Quelle: ORF.at

Ideologie-Keiler, die sich als Medienleute verkleidet haben, erzählen einem gutgläubigen Publikum “Fakten” aus einer traditionellen Welt – dass der Goldpreis für den Tod neu geborenerer Mädchen in Indien verantwortlich wäre. Basis des Propaganda-Texts ist eine hinter einer Bezahlschranke verborgene Studie, die – wie oft der Fall - Korrelation mit Kausalität zu verwechseln scheint. Dumm-Journos stricken daraus ein Märchen, das sich um ihr ideologisches Hauptanliegen rankt: dass Eigentum (“Besitzrecht”) die Wurzel allen Übels sei.

“In the absence of the gold standard, there is no way to protect savings from confiscation through inflation. There is no safe store of value. If there were, the government would have to make its holding illegal, as was done in the case of gold (…) The financial policy of the welfare state requires that there be no way for the owners of wealth to protect themselves.” Alan Greenspan, 1966

Viel kann dieser Blogger über die Studie von Sonia Bhalotra, Abhishek Chakravart und Selim Gulesci nicht sagen, weil er sie nicht in der Hand hat.

Nach der Darstellung der Mainstream-Journaille werden die Veränderungen des Goldpreises zwischen 1972 und 2005 untersucht und diese mit der Sterblichkeit weiblicher Babys in Zusammenhang gebracht.

Angeblich gibt es eine positive Korrelation der zwei Faktoren – was zeigen soll, dass ein steigender Goldpreis zu einer höheren Sterblichkeit (bzw. schlechteren Ernährung) der Säuglinge führt.

Das haben die Autoren offenbar mit den Mitgift-Usançen des Subkontinents erklärt, die dazu führen sollen, dass ein steigender Goldpreis zur Verteuerung des dowry 15 Jahre später und zur Vernachlässigung der Töchter jetzt führe.

Dabei scheint man sich eines Trugschlusses zu bedienen, der bereits in der Klima-Debatte einen “durchschlagenden Erfolg” hatte – dass nämlich die Steigerung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre um 0,01 Prozent (von 280 auf 400 ppm) für katastrophale Klimaverwerfungen verantwortlich sei.

Kampf gegen die Gold-Sparer

Das freilich ist eine eigene Geschichte – aber wie ein einschlägig tätiger Bekannter dieses Bloggers einmal grinsend bemerkte:

Sag mir, was rauskommen soll, und ich schreibe Dir das Programm dafür. Es ist wahrscheinlich nicht schwierig, Storchennester auf den Rauchfängen mit dem Kinderreichtum der darunter wohnenden Familien zusammenzubringen.”

Die Studie scheint tatsächlich vom zeitgenössisch-feministischen Unmut über die staatlich verbotene lokale (Un)Sitte arrrangierter Hochzeiten und hoher Brautgelder motiviert.

Das ist ein wahrlich weites Feld, das drei bis fünf gesonderte Einträge vertragen würde.

Aus der Sicht dieses Bloggers nur so viel: Die indische Mittelschicht spart traditionellerweise in physischem Gold, was staatliche Behörden, die sich diese Ersparnisse unter den Nagel reißen wollen, erzürnt.

Seit Jahrzehnten bekämpft man die “Unsitte des Goldsparens” mit zahlreichen Peitschen ( = Verboten) – aber auch Karotten dürfen nicht fehlen: regulatorische Anreize die “Notgroschen” in Papier umzuwandeln, das sich leichter inflationieren lässt.

Das zugrunde liegende räuberisch-umverteilende Anliegen wird nun mit einer Kritik vermengt, die auch für ein “liberales”, nicht-sozialistisches Publikum nachvollziehbar ist:

der Kritik an traditionellen Einschränkungen der persönlichen Freiheit junger Leute – z.B. der Freiheit zu ehelichen, wen er oder sie heiraten möchten.

Das wird in einer sozusagen maßgeschneiderten Vox-Story erläutert.

In diesem offenkundig fiktionalen Text wird das G’schichterl eines in den USA lebenden indischstämmigen Programmierer-Ehepaars erzählt, das sich entscheiden muss,

  • mit 40 Jahren in Pension zu gehen oder
  • einen hohen Brautpreis für die in Indien verbliebene Schwester (Schwägerin) zu finanzieren (natürlich wird zu guter Letzt keine Mitgift bezahlt, was auch im Sinn der verhinderten Braut ist).

Am Ende des in der Ich-Form geschriebenen Rührstücks steht über die Autorin:

Kavya Sukumar is an engineer with the Vox Media storytelling studio.”

Mit anderen Worten: Sukumar ist professionelle G’schichtldruckerin der Storytelling-Einheit einer Gesellschaft, die beansprucht “die Zukunft von Journalismus und Entertainment zu formen”.

Unabhängiger Journalist

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.