Rachel Maddow. Journalistin bei MSNBC, erzählt ihrem Publikum dessen Lieblingsgeschichte – die Grusel-Story von John D. Rockefellers Nachfahren. Die, behauptet die Dame, hätten es bis heute geschafft, the whole freaking planet zu ruinieren. Wie viele traditionelle Sagen hat auch Rachels Erzählung einen wahren Kern. Der Rest freilich ist pure Mythologie für einschlägig ideologisiertes Publikum. Die Kalte Krieger-Tante lässt jedenfalls kein progressives Klischee ungenutzt vorbeiziehen.
Das beginnt schon bei ihrem Titel, “Blowout”.
Das ist ein Fachbegriff aus der Branche, der ein unkontrolliertes Entweichen (meist) von Öl aus einem Bohrloch bezeichnet, einen gusher, wie manchmal gesagt wird.
Das mag in Einzelfällen bis heute vorkommen. aber man darf davon ausgehen, dass das Phänomen für die Zeit vor 120 Jahren charakteristischer war als für heute – nicht nur wegen der Technik.
2019 geht es eher drum, neues Öl unter Salzstöcken oder aus Tausenden Metern unter dem Meeresboden hervorzukitzeln, unter Einsatz von High Tech in Exploration und Förderung – siehe dazu u.a. hier.
Das scheint schwer in die Köpfe von Leuten zu gehen, die in der Welt von vor 100 Jahren leben.
Wo Maddow richtig liegt
Mit der Feststellung, dass die Branche mächtig ist und Soziopathen & Kleptokraten anzieht wie Motten das Licht, hat Maddow recht – in westlichen Vorstandsbüros ebenso wie in afrikanischen & lateinamerikanischen Präsidentenpalästen.
Demokratie, das ist wahr, genießt bei den Herrschaften der Ölbranche keine Priorität.
Das ist bis heute so, denn wer Dinge bereitstellen kann, nach denen andere “gieren”, ist in einer Machtposition und wird diese oft missbrauchen bzw. wenigstens auf die Zustimmung einer Mehrheit pfeifen.
In den vergangenen 100 Jahren hat es zweifellos auch einen Resource Curse gegeben, wie Maddow schreibt.
Die Frage ist nur, ob es diesen in Zukunft weiterhin so geben wird (Venezuela unter Chavez und Maduro ist übrigens ein gutes Beispiel für traditionellen Ressourcenfluch).
Selbst in der Analyse ihres Ober-Schurken hat Maddow in einigen Aspekten recht
- man kann das Putin-Regime aber besser als eine Art ideellen Gesamtkapitalisten begreifen, der die russischen robber barons, die nach dem Fall des Kommunismus entstanden sind, einer staatlichen Ordnung unterworfen hat.
Was die Autorin lautstark beschweigt, ist, dass der nach 2000 entstehende Petrostaat den ansonsten so scharf kritisierten westlichen Öl-Soziopathen den Zugang zu den russischen Bodenschätzen versagt hat, zumindest einen weitgehend “ungeregelten”.
Wie würde diese Madame einen vergleichbaren Versuch bezeichnen, der sich in den USA abspielen würde? Resource grab? Tax evasion? Organized crime?
Tödliche Energieressourcen
Unser Rachelchen ist im Übrigen recht schnell bei der Hand andere als unfähig zu bezeichnen
- was im Prinzip ihr gutes Recht ist.
Aber wenn ich 12 Jahre alte Steuerdokumente mit Trara präsentieren und die in ihnen abgebildete Steuerleistung von ca. 25 Prozent noch als Anklagepunkt framen täte, würde ich bezüglich Inkompetenz eher das Maul halten.
In der Hauptsache freilich geht es hier um die Gesamt-Beurteilung fossiler Energieträger, speziell des Erdöls.
In diesem Zusammenhang zeichnet die Großhändllerin in progressiven Memen das Bild einer Branche, die deswegen so reich und mächtig geworden ist, weil sie Machthaber auf der ganzen Welt bestochen hat.
Das geht so weit, dass pauschal behauptet wird, die amerikanischen Ölfirmen
(stunted) developing countries on almost every continent and (propped up) authoritarian thieves and killers all along the number line from Obiang to Putin.“
- geschenkt, was die “Diebe” betrifft (obwohl man z.B. gerne belegt bekommen hätte, wie der Wladimir von angelsächsischem Big Oil in den Sattel gehoben worden ist).
Der zentrale Punkt ist die absurde Unterstellung, dass Erdöl die ökonomische Entwicklung wenig industrialisierter Staaten behindere.
Das mag vorübergehend und unter bestimmten Bedingungen auch der Fall (gewesen) sein – “Ressourcenfluch” -, aber als generelle Aussage ist so etwas Mist.
Erdöl ist mitsamt dazugehörigen Technologien der dichteste und am vielseitigsten verwendbare Energieträger der gesamten Menschheitsgeschichte und wird eben deswegen weltweit begehrt (mit Ausnahme von Greta & den wohlstandsverwahrlosten Kids).
Das ist auch die Basis von Macht & Machtmissbrauch der Ölbranche (die heute – “upstream”, also bei Exploration, Förderung und mehr noch bei den Reserven – mehrheitlich in der Hand von “nicht-westlichen Staatskonzernen” ist).
Supermajors wie Exxon oder BP haben 2014 überhaupt nur mehr ca. sechs Prozent der Welterzeugung produziert – siehe hier.
All das scheint Märchenerzählerin Rachel nicht bekannt zu sein, weswegen man sich mit derlei Hirngespinsten auch nicht befassen sollte.
Das Leben ist zu kurz dafür.
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