Art Berman zum Stand der Öl-Dinge (und der Weltwirtschaft)

Art Berman ist ein unabhängiger US-amerikanischer Analyst, der in den jüngsten Bubble-Jahren “sein Geld am Markt verdienen musste”. Art hat sich meines Wissens dennoch nie nennenswert verbogen. In einer vor ein paar Tagen erschienenen Analyse, konstatiert Berman “Game over für Erdöl”- und man kann diskutieren, wie das gemeint ist (offenkundig ist der Weltölmarkt auf Dollar-Basis gemeint). Auf einer dokumentarischen Basis, die nur Profi-Analysten zugänglich ist, geht Berman davon aus, dass die “Corona-Krise” zu einem Rückgang der globalen Nachfrage von 20 – 25 Prozent führen wird (also ca, 20 Mio. Barrel/Tag) und dass sich die Produktion von US-Schieferöl in den nächsten zwei Monaten mehr als halbieren wird.

Natürlich sagt Berman das nicht mit Sicherheit voraus, denn ein solcher Aussagemodus geht

  • einem wissenschaftlich Arbeitenden prinzpiell gegen den Strich und
  • zweitens gibt es derzeit tatsächlich eine nur schmale Daten-Grundlage, auf denen sich Szenarien aller Art bauen ließen.

Aber es gibt eine ganze Reihe wohl informierter “best guesses” von Analysten-Kollegen, die oft im Sold von Banken stehen.

Berman nimmt und beurteilt diese & befreit sie, wo erforderlich, von jenem “Spin”, den die politische Linie des Hauses den jeweiligen Analysen verleiht. Er vermeidet es letztlich aber, Gewissheiten zu ventilieren, die er auf Basis der vorhandenen “harten Daten” noch gar nicht haben kann.

Er kennt jedoch

  • den “Markt” und seine Player,
  • weiß um die weltwirtschaftlich zentrale Rolle des “schwarzen Golds” und weiß auch
  • um die wesentlichen geophysikalischen Realitäten.

Er kennt das Thema sozusagen in- und auswendig.

Die Hauptergebnisse seiner Analyse (weitgehend bereinigt um die branchenüblichen cover-my-ass-Floskeln):

  • Die Weltnachfrage wird über das ganze Jahr 2020 gerechnet um 20 Millionen Barrel pro Tag einbrechen, eine V-förmige Erholung findet nicht statt.
  • Weil die Lager übervoll sind, werden Erzeuger ihre Fördereinrichtungen zunächst auf Eis legen (“shut ins”), was zu einem etwas zeitverzögerten, aber ebenso scharfen Rückgang des Angebots führen wird (Figure 1)
  • Nachdem die Schieferöl-Produktion in den USA seit dem (einem) Peak im März 2020 bereits um 15 – 20 Prozent gefallen ist, wird der Output bis Juni um ca. 60 Prozent auf unter 3 Mio. Barrel fallen (Figure 3, “Gedankenexperiment”) Gegenüber dem “normalen Pfad ohne Corona-Virus” wäre ein solcher Absturz eigentlich nur um ein Jahr “nach vorne verschoben”.
  • Im Mittel und auf Basis von 17 Analystenmeinungen wird das BIP der USA heuer um 30 – 35 Prozent abstürzen (Figure 5).

Das ist eine plausible, aber leider katastrophale Analyse.

Man kann Berman auch nicht nachsagen, er hänge irgendwelchen ökologistischen Flausen an. 

Der Mann weiß ganz gut über den dichtesten Brennstoff der Menschheitsgeschichte Bescheid und ist alles andere als ein ideologiegetriebener CO2-Warmist.

Drum erinnert Berman auch dran,

  • dass in einem Barrel Öl 4,5 Mannjahre menschlicher Arbeit stecken und
  • eben deswegen bezeichnet er Öl als “productivity multiplier”, ohne den unsere biophysikalische Produktion eher der des Mittelalters gleichen würde (wird).

Unabhängiger Journalist

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