Die Wiener Regierung hat am Freitag ihre Cashback-Aktion für Steuerzahler präsentiert, die sie selbst die “größte Steuerreform der Geschichte” nennt. Die österreichische Presse vernahm diese Botschaft wohl, allein… ihr fehlte nicht einmal der Glaube. In der Folge ein paar der herzigsten Medienaufmacher.
Ganz, ganz ehrlich gesagt wäre die Steuerreform eh’ kein guter Anlass gewesen, hyperkritisch zu werden, denn die Regierung gibt immerhin ein Drittel der Steuern zurück, die ihr durch die kalte Progression zugefallen sind – und das ist immerhin was. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Die Salzburger Nachrichten bringen – wie die meisten anderen Bundesländerzeitungen – ein Foto aus der PK, das zeigt, was der Faymann für ein Angeber und wie verstört der Mitterlehner darüber ist.
Der Standard hat ein ähnliches Bild aus derselben Serie, auf dem der Fisch, den Faymann gefangen hat, noch viel größer geworden ist. Statt blöde in die Kamera zu stieren, grinst Mitterlehner jetzt mit verzogenen Mundwinkeln in sich hinein.
Für orf.at bestand die Kernbotschaft darin, dass besagtes Ding offiziell präsentiert worden sei und dass sich dieses sehen lassen könne (Um Himmelswillen, lieber nicht !).
Für die APA und eine Reihe anderer Medien war die Hauptaussage, dass es durch die Cashback-Aktion mehr Netto vom Brutto geben werde und das war eine unerwartete besondere Bombe.
Bekanntlich war der Brutto-Netto-Sager der Slogan der FDP in der Bundestagswahl 2009 und wie sich nachträglich herausstellte, hatten die deutschen Liberalen damit die Hoteliers gemeint. In der folgenden Wahl 2013 verfehlte die FDP erstmals seit 1949 den Einzug ins Parlament – und das gibt eigentlich auch für den südlichen Nachbarstaat Anlass zur Hoffnung.
Alle genannten Publikationen haben sich jedenfalls für die Endausscheidung des Teddybären in Plüsch qualifiziert. Wir gratulieren herzlich !
Der diesjährige Sonderpreis für knallharte Berichterstattung (“hard-hitting coverage”) geht an den Kurier für diesen Beitrag:
Man sieht, auch der Leitl fängt große Fische und ahnt, dass er gleich nach dem Foto Fäuste schwingend den Ballhausplatz gestürmt haben muss. Naja, vielleicht nicht ganz. Aber er hat im Präsidium des Wirtschaftsbunds gegen und im ÖVP-Parteivorstand für das Ding gestimmt. Wenn das mal kein Aufstand ist!
Wie auch immer – jetzt muss nachverhandelt werden, weil Leitls Basis (zu Recht) befürchtet, als einzige ernsthaft für die Finanzierung des Dings herangezogen zu werden (“Kampf gegen den Steuerbetrug”).
Das ist auch recht und billig so, weil die Wirtschaftskammer mit der größten Steuerreform der Geschichte regelrecht überrumpelt worden ist. Sie war praktisch nicht dabei, als das Ding verhandelt wurde – abgesehen von ihrem früheren Vizepräsidenten (Schelling) und ihrem früheren Generalsekretär (Mitterlehner).
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