Die Stromausfälle im US-Bundesstaat Texas von vor zwei Wochen beinhalten eine interessante Lektion für Elektrizitätsnetze der ganzen Welt, speziell aber in Deutschland: Zuviel intermittenter Strom aus “Erneuerbaren” erhöht das Risiko von Black- und Brownouts. Wie in jüngeren Büchern beschrieben, ist unterbrechungsfreie Elektrizität aus unserer heutigen “Weltzivilisation” nicht wegzudenken.
Wie bekannt, ist im Gefolge der texanischen Stromausfälle von Mitte Februar eine lebhafte Diskussion mit einschlägigem Framing ausgebrochen
und dieser Blogger schließt sich heute den akribisch recherchierten, verdienstvollen Analyen Steve St. Angelos an (siehe hier und hier, Achtung “Paywall”!).
St. Angelo argumentiert auf Basis von Daten von Ercot sowie drei anderen regionalen Stromverteilern
- dass die Erstursache der texanischen Blackouts sehr wohl ein Kollaps der Windstrom-Erzeugung gewesen sei (vermutlich wg. eingefrorener Rotoren),
- der zunächst von eilig hochgefahrenen Gas-Turbinen aufgefangen werden konnte.
- Ein Zusammenbruch der Windstrom-Produktion habe vergleichbar aber auch bei SWPP (Arkansas), MISO (Upper Midwest) und NYISO (New York) stattgefunden, wo es freilich nicht zu Blackouts gekommen ist – und zwar, weil die Vergleichsnetze noch über ca. 50% nicht-intermittenten, Grundlast-fähigen Strom verfügten (Kohle und Atom bei S〈W〉PP und MISO sowie Atom & Wasserkraft in New York).
- Ercot verfüge inzwischen nur mehr über ein Drittel base load-Strom und habe in den vergangenen fünf Jahren den Windstrom-Anteil von 11 auf 23 Prozent hoch gefahren – was das Netz destabilisiert habe. Die Vorkommnisse seien ein Vorgeschmack dessen, was sich künftig in allen US-Stromnetzen abspielen werde, die sich durch die Bank in eben diese Richtung bewegten (auch viele europäische!).
- Was St. Angelo weniger beleuchtet, ist der Umstand, dass der texanische power grid failure aus zwei Teilen bestand und in der zweiten Phase auch die Stromerzeugung in Gaskraftwerken zurück ging (um etwa 20 Prozent, nachdem sie vorher um über 200% gestiegen war). Vermutlich sind mit ein paar Tagen Verzögerung auch einige Gasleitungen eingefroren. Am 15. und 16. Februar haben deswegen jeweils etwa 500 MWh gefehlt. Das und die fehlende Anbindung an andere US-Netze sind Versäumnisse, die sehr wohl “hausgemacht texanisch” sind.
- St. Angelos speziell für Deutschland relevante Kernbotschaft lautet: Zu viele (“neue”) Erneuerbare werden das Netz zum Kippen bringen. Deutschland hat 2020 bereits mehr als 50 Prozent seines Stroms mit “Eneuerbaren Energien” erzeugt (inklusive Wasserkraft und Biomasse). Das ist zwar rekordverdächtig, aber auch rekordgefährlich, wie (echte) Fachleute immer wieder warnen. Wie über Eurostat und PBL recherchierbar, entsprechen die THG-Emissionen der deutschen Stromerzeugung ziemlich genau einem Drittel des dortigen GHG-Ausstoßes (2018, exkl. “LULUC”) und 0,57% aller Treibhausgase weltweit (inkl. Erdgas und schlampiger Erneuerbaren–Rechnung – “embodied energy”).
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Robert Bryce hat die Elektrizität in Anspielung auf Adam Smith “Wealth of Nations” genannt. Sein gleichzeitig “kornukopisches” und politisch wenig korrektes letztes Buch wurde hier vor acht Monaten besprochen.
In seinem Elektrischen Jahrhundert beschreibt John B. Williams das 20. Säkulum als eines des Stroms (so wie das 19. Jahrhundert jenes der Dampfkraft war).
Mehr noch als z.B. der Interne Verbrennungsmotor hätten die Wunder des Stroms die vergangenen 100 Jahre geprägt
- etwas, was noch in den Jugendjahren meiner Großeltern eine unerhörte Innovation mit unabsehbaren gesellschaftlichen Folgen war.
Weiter, nämlich bis ins 18. Jahrhundert, holt Craig R. Roach aus. Sein Simply Electrifying ist eine 400-seitige Geschichte einer Technologie, die die Welt veränderte.
Dezidiert kritisch und aus der Warte angeblicher oder wirklicher Opfer dieser Technologie sieht Arthur Firstenberg dagegen das Thema.
In seinem “Unsichtbaren Regenbogen” interprtetiert er, was den oben genannten Autoren als Inbegriff technischen Fortschritts gilt, als katastrophale Unheilsgeschichte für Mensch & Umwelt.
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