Asyldebatte: Die Journaille, eine feindliche Positionselite

Der journalistische Berufsstand hat einen langen Weg zurückgelegt. Er ist heute in vielerlei Hinsicht wieder dort angekommen, wo er vor zwei Jahrhunderten, bewaffnet mit dem pathetischen Ruf nach Meinungsfreiheit, begonnen hat: im Zeitalter der Zensur. Der Unterschied ist dennoch gravierend: Während sich die Blätter früher gegen die Bevormundung durch nicht-demokratische Regierung wehrten, zeichnen selbst ernannte Anständige heute Teilnehmer einer von ihnen nicht kontrollierten Öffentlichkeit als Nazis und Halbaffen

Viel gäbe es dazu zu sagen.

Am widerwärtigsten ist wohl der moralische Gestus, mit der die Presse den Verrat an ihrer historischen Mission rechtfertigt, einen Verrat, der sich inzwischen in ein geschäftspolitisches Anliegen verwandelt hat: Das Ausschalten jener Konkurrenten, die nicht ihren Zünften, nicht den Verlegerverbänden und Berufsgewerkschaften angehören. Sie tun das aus der Position der (Meinungs)Macht und spielen doch mit Hingabe die Rolle von Ohnmächtigen.

Der Auslöser, der unsere Lügenpresse dazu veranlasst, die letzten Verhüllungen fallen zu lassen, ist die Debatte um die Gewährung von politischem Asyl – durch Staaten, die formell noch immer demokratisch sind; die also dem Mehrheitswillen ihrer Staatsbürger unterliegen, cum grano salis (mehr war realistischerweise zu keinem Zeitpunkt zu erwarten).

Natürlich wird diese Debatte in besagten Zeitungen und Journalen weder offen noch fair, sondern höchst manipulativ geführt. Sie wird geframt, wie man das neudeutsch ausdrücken würde. Das passiert auf vielerlei Art und Weise.

Es beginnt damit, dass die heutigen Asylwerber pauschal zu Flüchtlingen erklärt werden. Die Schwindelei zieht sich über das Anstellen haarsträubender Vergleiche zu nicht vergleichbaren historisch-geographischen Situationen aus der unmittelbaren Nachbarschaft (“Ungarn-Aufstand”, “jugoslawischer Bürgerkrieg”) und führt zur – meist nur impliziten – Darstellung, der Schutz vor politischer Verfolgung oder gar die Migration über den halben Erdball stelle so etwas wie ein planetarisch geltendes Bürgerrecht dar.

Damit leisten die Medien, gelinde ausgedrückt, Beihilfe zu einem massenweisen Missbrauch eines eigentlich noblen Rechts (das freilich kein universelles Rechtsgut ist).

Zur Begründung werden absolute Moralvorstellungen herangezogen, Vorstellungen, die dem historischen Platz, an dem sich die Framer selbst befinden, in keiner Weise gerecht werden. Es sind auch keine radikal-idealistischen Positionen nach dem Muster des ursprünglich wohlhabenden Franz von Assissi, der für seine religiösen Ideen auf Wohlleben und väterliches Erbe verzichtete. Es handelt sich vielmehr um ein Gutsein auf Kosten und zu Lasten der Allgemeinheit. Die Schmieranten empfehlen, auf eine Weise zu agieren, die eine große Mehrheit der anderen als unzumutbar ablehnt.

Für solche angemaßte Moral ist man bereit, auch öffentlich und systematisch von Dingen abzurücken, die man taktisch bisher verteidigt hat – sagen wir einmal: das Selbstbestimmungsrecht des Volks. Natürlich haben die in Rede stehenden Leute solch demokratisches Privileg schon seit langem als populistisch diffamiert – anders wäre die ungehinderte und ungetrafte Entführung der Republik Österreich in ein (Noch-nicht)EU-Imperium nicht möglich gewesen.

Trotzdem: Neu ist die offene Medienhetze gegen Abweichler in Sachen Asylgewährung sowie die kaum mehr verhohlene Aufforderung, unangemessene Meinungsäußerungen behördlich zu unterbinden (nachdem man rechte Kritik – leztlich ohne besonderen Erfolg – aus den eigenen Foren eliminiert hat).

Was bis zum Tag X zu tun bleibt, ist die Nazifizierung von Dissens und die Veraffung sogenannter Wutbürger. Wer das für übertrieben hält, sollte sich die Druckversion dieses Kommentars in den SN ansehen, die einen skandalösen Cartoon enthält. Er zeigt ein vor dem Internet sitzendes, offenbar wütendes affenähnliches Wesen, das als Waffe über eine dicke Keule verfügt.

Solche Bilder stellen eine in dieser Form rezente Entwicklung dar. Es findet in letzter Konsequenz etwas statt, das man als das Absägen jenes Astes, bezeichnen muss, auf dem der Säger selbst sitzt. Die Journaille verbietet sich (und anderen) Fragestellungen, die für ein Staatswesen auf Basis eines selbstbestimmten Volks wesentlich sind – die nach Immigration und Recht auf Exklusion. Das macht den Weg ins politisch-ideologische Schoßhündchentum endgültig frei.

Ein solches Pläsierchen-Tierchen braucht schon heute niemand. In Zukunft, wenn offen nicht-demokratische Regierungen ans Ruder kommen, werden solche Schoßhündchen noch viel weniger gebraucht. Letztere werden bis dann ausreichend unter Beweis gestellt haben, dass sie keine Wachhunde ist.

Bis zu diesem Zeitpunkt, ich gebe es zu, stellen Zwergrattler-Vergleiche eine Verharmlosung dar. Die geschilderten Asphaltpirnhas können nämlich sowohl exponierten Einzelnen als auch der Allgemeinheit gefährlich werden – als Plattform für Denunzianten oder als politisch-moralische Richtschnur für herum irrende Politiker-Schäfchen. Viele von denen tendieren nämlich noch immer dazu, Ergüsse von Leitartiklern für Volkes Stimme zu halten.

Wie sich immer deutlicher herauskristallisiert, sind sie das nicht. Und besagte Journos sind nichts als eine “feindliche Elite”, eine der Selbstbestimmung der Bevölkerung feindllich gesinnte Positionselite. Sollte das österreichische Volk irgendwann einmal seine Souveränität geltend machen wollen, ist es schlecht beraten, unter diesen Figuren Verbündete zu suchen.

Unabhängiger Journalist

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.