Kasperl-Journalismus in Österreich

Das Praktische an den beengten österreichischen Verhältnissen ist, dass Neues selten, dass die Variabilität selbst der Skandale beschränkt ist und Mutationen vorhersagbar sind. Das konnte der gelernte Österreicher denken, als er die aktuelle Schlagzeile Wirbel um Inserate in rechtslastigen Medien las (“die FPÖ macht weiter wie bisher, nur in blau”). Nach 10 Sek. musste er sich korrigieren: “Unsere Journos sind noch dämlicher als gedacht”.

Erwartet hatte man eigentlich das Lamento, dass neuerdings blaue Bundesministerien millionenschwere Inserate an politisch sympathisierende Medien vergeben hätten, wirkliche und eingebildete Sympathisanten.

Dies wäre einer dieser periodisch wiederholten Skandale gewesen, nur halt in anderer Besetzung.

Das gleiche Stück wurde über viele Jahre bereits unter rot-schwarz aufgeführt, wobei der Skandal darin bestand, dass v.a. rote Ministerien Anzeigen-Millionen an reichweitenstarke “Boulevard-Medien” vergeben haben, was die nicht-reichweitenstarken “Qualitätsmedien” unerhört fanden.

Eine Mischung aus Futterneid und Korruptionsskandal sozusagen.

Und jetzt, dachte der gelernte Österreicher nachdem er die Überschrift gelesen hatte, werden halt die blauen Ministerien Millionen an mit ihnen sympathisierende reichweitenstarke Zeitungen verfüttert haben und die selbst ernannten linken Qualitätsmedien pudeln sich auf, dass nicht sie zum Zug …. äh, ich meine: dass das Geld an rechtslastige Medien geflossen sei.

Voreilig gedacht, denn; Für einen solchen Skandal ist es nach vier Monaten Regierungszeit noch zu früh und die Bühne, auf der die Farçe gegeben wird, ist nicht der Bund, sondern das Land Oberösterreich.

In Linz hat der für Katastrophenschutz zuständige blaue Landesrat 2017 in zwei tatsächlich “eher rechten” Medien geworben.

Hier die ersten Sätze dieses von profil aufgedeckten Skandals, der – von der APA vermittelt – von etlichen Medien inklusive ORF nachgeplappert wurde (eigene Hervorhebung):

Laut einem Bericht des Magazins ‘profil’ soll Landesrat Elmar Podgorschek (FPÖ) um insgesamt 5.154 Euro in die rechtslastigen Medien ‘Info-Direkt’ und Wochenblick inseriert haben. Auch die Linz AG überwies laut ‘profil’ 2017 fast 7.000 Euro an Wochenblick.”

Unabhängiger Journalist

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