(Ehemalige) Anons haben eine Einladung zum Großen Erwachen herausgebracht – einen Reader über QAnon, eine über ein digitales Brett sprechende anonyme Stimme aus dem inneren Kreis um den 48. US-Präsidenten. An diesem oft in Fragen sprechenden Kommentator scheiden sich die Geister: Während die Journaille ihn als Konkurrenten und falschen Propheten wahrnimmt, ist er für seine Fans ein unverzichtbarer politischer Wegweiser.
Zwei Kapitel des Buches beschäftigen sich mit der Authentizität von Q, der im Lauf der eineinhalb Jahre seiner Existenz nicht nur erkenntnisfördernde digitale Tropfen (“QDrops”) und Brotkrumen (“crumbs”) hat fallen lassen, sondern auch “QProofs”
- Beweise, dass Q der ist, der er zu sein behauptet – oder besser: das, was ihm von seinem Publikum zugeschrieben wird (es ist trotz aller gewollten Mehrdeutigkeit jedenfalls klar, dass Q kein außenstehender Hochstapler ist).
Weiter geht’s mit einem Kapitel über die Macht der Meme und einem über die Charakterrollen in der Tragikomödie, die sich in den ersten zwei Jahren der Präsidentschaft Trumps abgespielt hat.
In Human Compromise: The Currency of the Powerful wird ein Leitmotiv vieler Trump-Anhänger angesprochen, die nur darauf warten, dass der politische Augiasstall, zu dem die Staaten geworden sind, endlich ausgemistet wird (“draining the swamp”):
Hier geht es um Menschenhandel, sexuellen Missbrauch, Pädophilie und satanische Kulte, in denen sich politische und mediale Eliten sowie diverse Promis in den vergangenen 50 Jahren geradezu gewälzt haben sollen.
Ein Kern dieses Meta-Narrativs ist der angebliche Missbrauchsskandal rund um die Clinton Foundation, die Katastrophenhilfe auf einer Karibik-Insel zum Handel mit Kindern benutzt haben soll (was sie natürlich dementiert).
Diese Stiftung gilt Q & Co. als Inbegriff von Korruption und Vermengung von politischem Amt und finanziellem Eigeninteresse.
Es folgt ein Abschnitt über laut Q falsche MAGA-Anhänger, in die patriotische Bewegung eingeschleuste Doppelagenten, die eigentlich “für die Bösen/Blackhats” arbeiteten – beispielsweise der ebenso vom Mainstream verteufelte Alex Jones und der diesem zugeordnete Jerome Corsi, der Q als KI-Phänomen bezeichnet hat (beide frühere Verbündete).
Die Q-Bewegung will nichts weniger als die Welt vor Satan und seinen Jüngern retten.
Sie gliedert sich in eine Pyramide von versierten Decodern/Rechercheuren, die an der Spitze stehen und reicht hinunter bis zu einfachen Fans an der Basis.
Wer eine erste Orientierung für die Welt von Q sucht, kann sich beispielsweise durch diese Q-Map klicken, die die Player und deren Bewertung durch den digitalen Guru zeigt. Auf der einen Seite stehen die Patrioten, die gegen die ganz Bösen (“evil”) und deren Fußvolk auf der anderen Seite kämpfen, die Verräter und schwachen Spielfiguren (“Bauern” im Schachspiel) – “traitors/pawns”.
All das ist, könnte man sagen, ein manichäisches Weltbild – weswegen es oft als kindisch verspottet wird (die ersten Kritiker sind Linke, die selbst einer naiven polit-moralischen Zweiteilung der Welt huldigen).
Aus dem Blickwinkel eines vom Militär entwickelten Programms, das Q vielleicht ist, hat solch Dichotomie rein gar nichts Irrationales. Es ist die vertraute und obligatorische Einteilung der Welt in Freund und Feind, die spätestens in der Schlacht erfolgen muss.
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Die Spottdrossel-Medien, die Q anfänglich ignoriert haben, sind heute mit diversen Kampfbegriffen (“Verschwörungstheorie”, “geisteskrank”) schnell zur Hand.
Die Journaille täuscht sich aber in mehrfacher Hinsicht.
Sie geht beispielsweise davon aus, dass militärische Informations-Operationen ausschließlich mit Lügen und Desinformation arbeiten. Das ist nachweislich falsch.
Liberale Journos können sich aber auch “nicht vorstellen”, dass die von ihnen meist leidenschaftlich unterstützte, im November 2016 Trump unterlegene demokratische Spitzenkandidatin tatsächlich rechtlich relevanten Dreck am Stecken haben könnte.
Die gleiche “Fantasielosigkeit” gilt für die traditionellen Informanten des Mainstreams in der Verwaltung, die 2017 f. die Amtsübernahme eines legitim gewählten Präsidenten verhindern wollten – was auch als Hochverrat oder Aufruhr bezeichnet werden kann, mit langen Haftstrafen oder gar dem Tod bedrohte Kapitalverbrechen.
Die Mainstream-Journos scheinen ebenso wie viele ihrer beamteten Freunderl der Auffassung zu sein, dass ihnen “rein rechtlich nichts passieren” könne.
Auch das freilich ist eine Fehleinschätzung, die sich aus den vergangenen 50 Jahren selektiver Justiz (und “Medienjustiz”) ergibt, die heute als normal angesehen wird:
die “volle Härte des Gesetzes” galt und gilt demnach für delinquente Konservative – “Augenzudrücken und Milde” dagegen für ihre progressivistischen Gegenstücke, siehe zuletzt z.B. Paul Manafort.
Dass das Pendel diesbezüglich gerade zurück schwingt, ist offensichtlich und ich würde mich – wäre ich Comey oder McCabe - auch nicht drauf verlassen, dass die Schweigemauer der beamteten Anti-Trumper halten wird.
Auch derlei wird sich in Zukunft zu einem QProof (oder Disproof) entwickeln – ob nämlich hochrangige demokratoide DOJ/FBI-Figuren tatsächlich “umgedreht” worden sind und in künftigen Prozessen als Belastungszeugen auftreten (von Loretta Lynch über Bruce Ohr bis zu James Baker).
Ich würde auch nicht drauf wetten, dass Sex mit Kindern, Missbrauch und Vergewaltigungen nicht dazu verwendet worden sind, Politiker zu erpressen und “auf Linie zu halten”. Derlei ist eine Jahrhunderte alte, “bewährte” Machtpraxis.
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