Zwei Tage nach einem weithin als “entlarvend” empfundenen Interview über die Öl-Statistik wurde dieser in einem hinter einer Bezahlschranke veborgenen Blog eine weitere Maske vom Gesicht gerissen, sodass man versucht ist, die im Interview angerissenen Themen als “bloß halbe Wahrheit” anzusehen. Freilich stellt sich die Frage, ob jetzt damit Schluss ist, oder ob es bisher unbekannte “weitere Zwiebelschichten der Statistik-Lüge” gibt. Vielleicht stellt sich das Interview letztlich nur als “ein Drittel der Wahrheit” heraus.
Vorbemerkung: Die Verwendung der Grafiken von srsroccoreport.com wurde von deren Ersteller ausdrücklich genehmigt. Noch einmal herzlichen Dank.
Die Rede ist zunächst von dem auch hier eingebetteten Gespräch, das Nate Hagens mit Art Berman geführt hat (“The Great Simplification”, auch auf YT).
In diesem Interview – aber auch in einem Blog-Beitrag Bermans – wird klar, dass die “All Liquids”-Statistik, die ständig als Synonym für die (angebliche Erhöhung der) Ölproduktion herhalten muss, wesentliche Komponenten enthält, die nichts mit ebendieser zu tun haben,
- sondern mit Erdgas,
- Äthanol aus Mais,
- oder auch nur mit den “physikalischen Eigenschaften” des zu Treibstoffen raffinierten Ausgangsmaterials.
Die in der All Liquids-Statistik als definitorisches Öl erfassten Natural Gas (Plant) Liquids vulgo NGL sowie Corn ethanol haben freilich einen geringeren Brennwert
und/ andere Verwendungen als “echtes Erdöl” (wie auch die meisten in Raffinerien produzierten Treibstoffe, die refinery gains verursachen).
Hagens spielt als “intelligenter Interviewer” hier übrigens eine Rolle, von der sich professionelle Mainstream-Journos eine dicke Scheibe abschneiden könnten.
In dieser “Mythenstürmerei”, die fast einem “Limited Hangout” gleich sah, blieb aber die statistische Kategorie von “Crude and Condensate” quasi unbeschädigt.
Im Fadenkreuz befanden sich lediglich die nicht (oder wenig) Erdöl-relevanten Bestandteile von “Total Liquids”, die Berman in einem seiner Charts als “Non petroleum production” bezeichnet und die weltweit in etwa 20 Prozent von “All Liquids” ausmachen (40% in den USA).
Der Rest ist, wie gesagt, “c & c”.
Der Laie ist nun geneigt, “Crude and Condensates” mit “konventionelles, gutes altes Erdöl” zu übersetzen,
von dem er vielleicht sonst weiß, dass es pro Jahr relativ geringe, nicht höher als einstellige natürliche Erschöpfungsraten aufweist.
Das ist freilich nur zum Teil richtig und an dieser Stelle kommt Steve St. Angelo ins Bild.
Bereinigtes “c & c”
St. Angelo startet seine Argumentation mit einem selbst gemachten Chart, das in etwa Bermans “Figure 10″ – siehe hier - entspricht.
Dieser Chart erscheint zuerst in etwa bei Minute 6:20 in St. Angelos “GLOBAL OIL PRODUCTION ACCOUNTING HIDING THE BIG PROBLEM: Why Growing Oil Production Isn’t What It Seems”.
Er vergleicht den Stand von “c & c” vom November 2018 mit jenem von September 2022 und macht klar, dass die (bis vor kurzem) letzt verfügbaren Werte von “c & c” noch drei Millionen Barrel niedriger sind als jene am (bisherigen) “All Liquids-Peak” Ende 2018.
Besagte Grafik sieht so aus:
Knapp drei Minuten später folgt eine weitere Grafik, die in diesem Blog bereits “über dem Falz” zu sehen ist und die, von diesem Blogger “bearbeitet”, noch einmal gebracht wird:
Es handelt sich um die “Aufdröselung” der Kategorie “c & c”, die dadurch möglich wird, dass die EIA die Daten der US-Shale Oil-Produktion veröffentlicht und die kanadische Provinz Alberta jene der Erzeugung von Ölsanden.
Beide der beiden abgeschiedenen “Items”, das leichte Shale Oil und die extrem schweren Athabasca-Ölsande
- gehören zu “c & c”,
- obwohl sie “nicht-konventionelles Öl” sind.
Die gesamte Kategorie “c & c” hat also vom (bisherigen) Peak Ende 2018 bis vor kurzem knapp 3 Millionen Barrel pro Tag verloren (blau eingeringelte Zahlen) – was cum grano salis den vorangegangenen Befunden entspricht.
Der nicht separierte Teil von “c & c” hat dagegen von seinem Peak 2016 bis zuletzt 5 Mio. Barrel verloren, nämlich von 74,3 auf 69.3 Millionen Barrel (rot eingeringelte Zahlen).
St.Angelo hat damit die beiden Wachstumsfaktoren aus “c & c” herausgerechnet, durch die bis zum Einbruch 2020 auch diese Kategorie stetig zulegen konnte
(der bei weitem größte Einzelfaktor ist natürlich Shale Oil).
Beim so bereinigten “c & c” bleibt eine seit 2005 bestehende holprige Hochebene übrig, für die frühe Peakoilistas den Begriff “undulating plateau” prägten.
Wie St. Angelo in seinen Postings mehrfach erläutert hat, beträgt der “natürliche decline” von Schieferölquellen im ersten Jahr aber mehr als 40 Prozent, was sich mit einem von St. Angelo frequentierten Bezahldienst herausfinden lässt.
Heute wächst in den USA die Bruttomenge von gefördertem Shale Oil noch, deren Wachstum geht aber deutlich zurück.
Es muss aber trotzdem immer schneller gebohrt werden. um die enormen Erschöpfungsraten wett zu machen (was das “Red Queen Syndrome” genannt wird).
Das Ende dieses irrsinnigen Galopps steht für den Blogger von srsroccoreport.com spätestens 2025 bevor – dann werde die Shale Oil-Produktion den Rückwärtsgang einlegen und ebeno rasch wieder von der Bildfläche verschwinden wie sie aufgetaucht sei
(blöderweise macht sie mittlerweile 70 Prozent der US-Ölproduktion aus).
Steves letzter Chart sieht folgendermaßen aus:
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