Syrien: Hoax und Gegen-Hoax

Die USA haben, unter freundlicher Mitwirkung der “Betroffenen”, einen symbolischen Schlag gegen einen syrischen Militärflughafen unternommen, was die Kriegshetzer im Kongress zu freudiger Zustimmung und die fake news-Journaille zu anerkennendem Schulterklopfen veranlasste (manche versuchten eher, Salz in Wunden zu reiben). Die Verwirrung ist groß, auch bei vielen, die sich bisher taktisch mit Kritik zurückgehalten haben. Dabei ist der Spielplan klar. Wer immer sich das ausgedacht hat beantwortete den Giftgas-Hoax von vor ein paar Tagen mit einem Gegen-Hoax.

Dieser war freilich so schleissig inszeniert, dass selbst militärische Laien erkennen konnten, dass dieser Narrativ unmöglich stimmen kann; beginnend bei Einschlaglöchern wie von Handgranaten (und nicht wie von Tomahawks) und endend bei der Wiederaufnahme des militärischen business as usual wenige Stunden nach dem “Raketenschlag”.

Aber es ist nicht leicht, Fakten & Indizien anzuerkennen, wenn man skin in the game und schon vor Monaten gemeint hat, dass der ursprüngliche Anti-Establishment-Trump vom Establishment kirre gemacht worden sei.

Und dass man es jetzt mit einem bösen Pro-Establishment-Trump zu tun habe, der die schlechte Angewohnheit der USA, das Völkerrecht zu brechen fortsetze.

An dieser Stelle verdient der blitzgescheite prorussische Blogger Saker eine Erwähnung, der in einem früheren Leben Militäranalyst war – der also “vom Fach ist”.

Der Saker war der vielleicht Erste, der die Entlassung Flynns als Zeichen dafür interpretierte, dass der tiefe Staat in den USA Trump kastriert und umgedreht habe.

Der Saker hat nach dem Raketenschlag gegen Al-Schairat aber auch diesen Eintrag geschrieben, zu seiner Ehre sei’s gesagt.

Dabei kommt er durch Auswertung der ihm vorliegenden Informationen zum Schluss, dass die ganze Aktion ein Fake und die Attacke gar nicht echt war – obwohl Trump für ihn jetzt auf der dunklen Seite spielt (auf die Idee, dass die Geschichte mit Russen und Syrern koordiniert sein könnte, scheint er nicht zu kommen).

Am Schluss – und quasi um seine Leser zu besänftigen – schreibt der Saker noch, dass der Angriff US-Recht, das Völkerrecht und die UN-Charta verletzt habe.

Wie wahr.

So lasst uns denn hoffen und beten, dass der POTUS auch künftig, wenn er Völkerrecht verletzt, seine Ziele vorwarnen lässt. Das ist zumindest ein guter Ansatz.

So ein Vorgehen lässt sich nicht wirklich mit dem (auch) völkerrechtswidrigen Krieg gegen Serbien im Jahr 1999 vergleichen – und nicht einmal mit Reagans Luftschlag gegen libysche Militäreinrichtungen im Jahr 1986.

Der air strike von 1986 war nämlich echt und verursachte einen ernsthaften Schaden.

Al-Schairat war dagegen ein Fake, das keinen besonderen Schaden verursachte.

Es war der Versuch, den Desinformanten von Khan Shaykhun auf Augenhöhe zu begegnen.

Es gibt nämlich überwältigende Gründe zu bezweifeln, dass Damaskus dafür verantwortlich war – beispielsweise, weil Assad rebus sic stantibus kein Interesse haben konnte, sich politisch-moralisch derart angreifbar zu machen.

Oder weil Kameramänner nicht so einfach durch frische Giftgastote latschen können ohne Schaden zu nehmen.

PS: Es gibt eine hier vertretene Version der Geschehnisse, die einerseits davon ausgeht, dass die Ereignisse inszeniert waren, die aber geltend macht, dass beide “Konfliktparteien” entschlossen seien, einen (falschen) Weltkrieg draus zu fabrizieren.

Das klingt abenteuerlich, liegt aber im Bereich des Möglichen. Ich glaub’s erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe.

Unabhängiger Journalist

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