Die großen Zentralbanken haben die Welt in eine beispiellose Everything Bubble geführt - miteinander abgestimmt, aber verdeckt. Die aktuelle Blasenbläserei begann schon vor zehn Jahren, als “Reaktion auf die Krise”. So richtig nett wurde es erst 2012/2013, mit dem QE 3 der Fed und dem Amoklauf der BoJ. Die EZB ist erst seit 2015 in großem Stil am Gelddrucken (- aber Mensch, sind die gut !). Das ist auch der Grund, warum Trump nicht für die Kursgewinne in den USA verantwortlich ist. NB zu Ewalds Klage über die “US-Währungsmanipulation”. NB II zu den deutschen Exporteuren.
Klarerweise klopft sich der POTUS selbst ausgiebig auf die Brust, schließlich hat er nur wenige, die ihm – öffentlich – auf die Schulter klopfen.
Trump glaubt wahrscheinlich selbst “zu 100 Prozent”, dass die Aktien wegen ihm gestiegen sind.
Interessant aber, dass Leute, die es auf Basis ihres intellektuellen Werdegangs eigentlich besser wissen (müssten), ein offenes Ohr für diesen durchsichtigen Pitch haben., wahrscheinlich weil sie Trump noch immer für einen freemarketeer halten.
Zum Beispiel Stefan Molyneux in seinem jüngsten YT-Video “The Truth about the Stock Market Crisis”, siehe hier:
Nun muss man Molyneux zubilligen, dass er als Gegner von “Verschwörungstheorien” (= meist nicht beweisbaren, “konträren Erklärungsansätzen”) es nicht offen ausspricht, aber unmissverständlich nahelegt:
der Einbruch am US-Aktienmarkt von Anfang dieser Woche sei das Werk von Trump-Feinden gewesen, angeführt von der soeben aus dem Amt geschiedenen Fed-Chefin Janet Yellen.
Molyneux, der schon die ganze Zeit zu den ebenso ehrenwerten wie informierten Verteidigern des neuen US-Präsidenten gehört, führt die scheinbare wirtschaftliche Belebung in den USA einschließlich der neuen Aktienrekorde auf eine (Vor)Wirkung der neuen Administration zurück (Steuerreform, gestiegene Konsumentenzuversicht, etc).
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Nun wäre Stefan Molyneux nicht er selbst, würde er nicht versuchen, ein Thema aufzugreifen und dabei sozusagen im Zeitalter des Urschleims zu beginnen (sehr sympathisch).
Dabei wird hier eine bemerkenswerte Kurzdarstellung der Wirtschaftsgeschichte der vergangenen 10 Jahre geboten, die zeigt, woher das “Pulver” kommt, das (fast) alle “Märkte” derart in die Höhe getrieben hat – aus den virtuellen Druckerpressen der Notenbanken nämlich;
über lange Zeit der Fed, die M. als das bezeichnet, was sie ist – eine “sozialistische”, planwirtschaftlich arbeitende quasistaatliche Einrichtung zur Produktion von Staatsgeld.
Es ist eine gute Übersicht des jüngsten “Gelddruckens” der Fed seit 2008 und wird in einem eingeblendeten Chart geboten, in dem die Stufen des sogenannten “Quantitative Easing” (QE) gezeigt werden.
Ein springender Punkt in Molyneux Argumentation kommt nun bei Minute 28, siehe hier (Beginnzeit eingestellt):
Der neue Chart legt die Bilanzsumme der Fed und den Kursstand des Dow Jones übereinander – und heraus kommt eine Kurve, die zeigt, dass das Gelddrucken der FED und die Börsenkurse von etwa 2009 bis 2014/15 korrelieren (höchstwahrscheinlich gibt es eine Kausalbeziehung).
Seit Beginn 2015, etwa mit dem Amtsantritt der gerade abgegangenen Fed-Chefin, hat die Fed “zum Gelddrucken aufgehört”, was durch eine fast waagrechte orange Kurve angezeigt wird (“Federal Reserve Assets”).
Der Dow Jones bewegt sich in dieser Zeit “seitwärts”, wenngleich mit einer leicht steigenden Tendenz. Etwa im Frühjahr 2016, ein halbes Jahr vor der Wahl Trumps, beginnt er wieder steil anzusteigen.
Dieser steile Anstieg setzt sich im ganzen Jahr 2017 fort (ungefähr bis zum “Blutbad” zu Beginn dieser Woche).
Draus zu schließen, dass Trump für die Aktien-Performance 2017 verantwortlich ist (Molyneux legt es nur nahe), ist kühn.
Der Hauptgrund dafür ist, dass es heute nicht mehr um das Gelddrucken einer einzigen Zentralbank geht, sondern dass die großen Zentralbanken untereinander abgestimmt Geld drucken (und dieses dann wahrscheinlich mittels Swaps, die nicht berichtet werden müssen, mit den Spießgesellen teilen).
An diesem Finanzkartell sind die Fed, die EZB, die Bank of England und die Bank of Japan beteiligt (wahrscheinlich auch die Chinesen).
Und wenn die eine aufhört zu “drucken” wie die Fed 2014/2015, müssen die anderen ran.
Wie beispielsweise die EZB, wie folgende kleine Tabelle zeigt. Sie vergleicht die Bilanzsumme des Eurosystems Ende 2014 mit den letztverfügbaren Zahlen vom 2. Februar 2018 (wöchentliches Statement).
Diese Bilanzsumme hat sich binnen drei Jahren auf 4,5 Billionen Euro mehr als verdoppelt – was zu ungefähr 90 Prozent auf die Position 7, die “Wertpapiere in Euro” zurückzuführen ist.
Das nennt man Gelddrucken. Das ist Draghis echte Bazooka – nicht sein “Whatever it takes” von 2012, das den Euro angeblich gerettet hat.
26.12.2014 | 2.2.2018 | Steigerung | |
Bilanzsumme | 2.150,2 | 4.491,1 | + 108,9% |
Wertpapiere in € | 587,5 | 2.685,3 | + 357,0% |
Da könnten sich selbst Greenspan und Bernanke noch was abschauen.
Die Japaner drucken sowieso seit 2013 ohne Rücksicht auf Verluste (und stetiger als Fed oder EZB), siehe zum Beispiel diesen Querschüsse-Eintrag.
Für eine Zusammenchau siehe die höchst nützliche jüngste Analyse von Yardeni Research.
Also, Stefan: Dein Engagement für eine korrekte Berichterstattung über Trump in Ehren – aber der Donald hat die Asset Bubbles wirklich nicht erfunden –
und es ist wahrscheinlich wenig intelligent, die Urheberschaft für die Kurse von Dow Jones & Co. für sich zu beanspruchen (was tut ein armer sales man nicht alles, um Eindruck zu schinden?).
Möglich, dass die Yellen das mit den überhöhten Kursen im Amt nie gesagt hätte. Richtig ist es trotzdem – schließlich war sie dran beteiligt (zuletzt vielleicht nur indirekt).
Wenn Du mich fragst, Stefan: das ist ein internationales System, ein weltumspannendes Finanzkartell, wenn du so willst.
Ein Finanzkartell, in dem auch eine zögerliche EZB ohne Wenn und Aber aus dem Fluzeug springt, “wenn es notwendig ist”.
Aber das weißt Du eigentlich ja eh.
Nachbemerkung, 8.2.2017, 19.15 Uhr: Nachdem offenkundig geworden ist, dass die Wechselkurse keinen freien Markt der Währungen widerspiegeln, übt sich die EZB in Person unseres Ewald in Schadensbegrenzung.
EZB-Ewald sagt, dass die USA den Wechselkurs des Dollar bewusst drückten.
Das ist nicht ganz falsch – der gute Mann “vergisst” nur zu erwähnen, dass die EZB ihnen dabei hilft.
Außerdem kann das Ganze nicht wirklich was mit Trump zu tun haben – Mnuchin hin oder her.
Geldpolitik macht die Fed und 12 Prozent Minus über den Zeitraum eines Jahres war nicht Mnuchin.
Trump hat “seinen” Mann in der Fed erst Anfang dieser Woche installiert.
Schätze, an der hier beschriebenen kontrollierten, kollektiv bewerkstelligten Dollarabwertung im vergangenen Jahr waren auf Seite der Amerikaner die lieben, noch von Obama eingesetzten Freunde Ewalds beteiligt (Trump soll’s recht sein).
Nachbemerkung, 8.2.2017, 21.45 Uhr: Die deutschen Exporteure, sagt man mir, finden das mit der Dollar-Manipulation unter mithilfe der EZB ganz und gar nicht witzig.
Frankfurt ist offenbar der Meinung, die nehmen die Unschuldsbeteuerungen der EZB ernster, wenn Ewald in der Wiener Zeitung behauptet, die Amerikaner seien’s allein gewesen, wohl der pöhse Trump.
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