“Wissenschaftlich” – Ansichten eines Eine-Welt-Aristokraten

Ein paar Sätze aus einem längeren, in englischer Sprache gehaltenen Mail, dessen Absender zwar nicht via Bürgerkarte verifiziert, aber einigermaßen gut zu verorten ist. Elliott ist in seinen 30ern, ein junger Familienvater, den nicht die beruflichen und monetären Sorgen vieler Altersgenossen plagen. Insofern ist er mit seiner abgeschirmten Lebensweise zufrieden. Er weiß, dass die daraus entstehende Perspektive etwas Singuläres ist. Sie mag Nachteile haben – aber eben auch große Vorteile.

Einer davon ist der Blick von außen sowie ein sozusagen dissidentes Wissen, das ihm außerhalb der Blase, in der er lebt, zum Schaden gereichen könnte.

Elliott ist ein großer Freund von Rationalität & wissenschaftlicher Methode, eine Haltung, die er sich an einer englischen Elite-Universität zugelegt hat.

Seltsamerweise vertritt er die Ansicht, dass er dort das Volk kennen gelernt habe.   :mrgreen:

Politisch hasst er das bürokratische Monster Europäische Union ebensosehr wie den Nationalstaat, inklusive sonstiger Versuche Zurück zum Stamm zu gelangen. Für Seinesgleichen ist die Bühne des 21. Jahrhunderts die Welt (auf der klarerweise das von ihm und Seinesgleichen vorgegebene Schauspiel aufgeführt werden muss).

Grenzen haben für ihn daher etwas Anrüchiges (wobei er scheinbar nicht die Umzäunung des Anwesens meint, wo er wohnt). Sein Begriff von Grenze ist etwas sehr Abstraktes und umfasst viele Bedeutungen, auch die Grenze zwischen den Geschlechtern.

Es gibt keine “evolutionsbiologische” Begründung von Geschlechterdimorphismus mehr. Genetik & Co. haben uns in eine Situation versetzt, in der die Spezies Mensch nicht mehr auf geschlechtliche Fortpflanzung angewiesen – und wo das unter einem wissenschaftlich-eugenischen Blickwinkel nicht einmal mehr wünschenswert ist.

Heterosexualität, die in Fortpflanzung mündet, ist wie Russisches Roulette.”

Die historischen Nazis mit der Leitvorstellung von einer staatlich gelenkten, an pure breed ausgerichteten Zuchtwahl, seien heute hoffnungslos retro, meint Elliott. Genetik und Reproduktionsmedizin machten erstmals tatsächlich einen neuen Menschen möglich, gegebenfalls mit anorganischen Ergänzungen.

Der technische Fortschritt mache diesbezüglich fast alles möglich, die Frage sei nur, welche Ziele und Varianten verfolgt würden. Das laufe auf “politische Entscheidungen” hinaus (freilich nicht demokratisch-politische).

Elliott ist – wie ich das ausdrücke – ein Kollektivist. Er glaubt, dass die Gesellschaft Vorrang vor dem Individuum hat – wobei er sich nicht zu diesen Individuen zählt.

Sein ordnungspolitischer Leitgedanke ist der Bienen-/Insektenstaat und die “Individuen”, die er meint, sind die Arbeitsbienen, nicht fortpflanzungsfähige weibliche Tiere. Die politische Ordnung, die ihm vorzuschweben scheint, ist die harmonische Diktatur des Systems Bienenstock, eines Welt-Bienenstocks in diesem Fall.

Unabhängiger Journalist

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