Es gibt Leute, die empfinden Mordlust gegen alle, die ihrer Meinung nach Schuld daran tragen, dass sie 500 Euro für 30 Quadratmeter Wohnraum blechen müssen – und trotz dieser gefährlichen Situation hat einer der Hauptverdächtigen für die Erzeugung von Preisblasen soeben “Hier!” geschrien – die Oesterreichische Nationalbank. Die ist in diesem Fall ausnahmsweise aber nicht schuldig - nicht im traditionellen Sinn. Ihre Verantwortung beschränkt sich darauf, die Sparer ins Betongold zu treiben.
“2 x 3 macht 4/ Widdewiddewitt und Drei macht Neune/Ich mach’ mir die Welt/Widdewidde wie sie mir gefällt (…).” Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf
“Wohnbaukredite stützen Kreditwachstum während der Krise” nennt die Oesterreichische Nationalbank ihre jüngste Aussendung und urteilt:
Insbesondere das Kreditwachstum privater Haushalte erwies sich aufgrund der anhaltenden Dynamik im Wohnbaubereich bei historisch geringen Zinssätzen als robust.”
Volle 3,5 Prozent soll das Wachstum der Wohnbaukredite im vergangenen Jahr ausgemacht haben. Einen solchen Wert sollte man nicht zu eng nehmen, denn es könnten auch 2,5 oder fünf Prozent gewesen sein, je nachdem, welchen Indikator und welche Angaben man heranzieht, siehe etwa hier.
Die Nationalbank hat inzwischen klargestellt, dass sie damit alle Wohnbaukredite (also auch die an die Bauträger) gemeint hat und dass das Wachstum dieser Haushaltskredite zwischen zwei und drei Prozent ausgemacht hat.
Das bedeutet im Wesentlichen die Fortschreibung jenes Bilds, das die OeNB schon in ihrem letzten Kreditbericht vom Juni 2015 gezeichnet hat, siehe hier, Seite 15:
Dieser Chart des OeNB-Kreditberichts zeigt jedenfalls, dass das normale Wachstum bei den Haushaltskrediten/Wohnraum vor 2008 zwischen 5 und 9 Prozent gelegen ist – und das bei europäischen Leitzinsen von zwei bis vier Prozent.
Das heutige angeblich “robuste Wachstum” wird auf das Sinken der Wohnungskreditzinsen um ganze 13 Basispunkte zurückgeführt - von 2,1 auf 2,0 Prozent.
Um dem Publikum zu demonstrieren, wie derlei bewerkstelligt wird, zeichnet die Bank hier folgende Infographik vom Transmissionsmechanismus:
Der Plot ihrer Story lautet: Zentralbank senkt die Leitzinsen → Geschäftsbanken verbilligen ihre Kreditzinsen → Haushalte fragen mehr Kredite nach.
Die Märchenerzähler von 1001 Nacht hätten eine riesige Freude dran.
Die bittere Wahrheit ist, dass das possierliche Transmissions-Tierchen seit etlichen Jahren tot ist. Anders ist nicht zu erklären, dass die Leitzinsen bereits seit 2009 bei null oder ein Prozent liegen und sich ein Wachstum, das diesen Namen verdient, trotzdem nicht einstellen will.
Dass das nicht das Ende der asset inflation bedeutet, weiß jeder, der hierzulande eine Wohnung neu mieten muss, oder der/die Eigentum erwerben will.
Wie aber ist dieses Phänomen zu erklären, wenn die Nettoneukredite nicht wirklich vom Fleck kommen – schon seit 2009 nicht mehr ? Nun, vielleicht ist es eine Blase aus Eigenkapital…
Foto: Sigismund von Dobschütz, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
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