Zwitscherei & Spottdrossel

Der irre Elon Musk, bis vor kurzem noch auf der Suche nach bleibenden Werten, hat sich große Verdienste um die Menschheit erworben. Die Rede ist nicht von Tesla, SpaceX oder Neuralink im Allgemeinen und schon gar nicht, wo anwendbar, von deren Börsewerten (was auch nur mehr bedingt von Interesse sein dürfte). Nein, Musk hat dem nominellen Souverän der USA Einblick in das reale politische System seines Landes gegeben – nur ausschnittsweise, aber imnmerhin: Das war, zumindest seit dem Church-Komitee ’75, ein Novum. In Twittergate werden “Fortschritte” sichtbar, die die intelligence community im Management der demokratischen Republik gemacht hat.

Die Anfänge des besagten geheimdienstlichen Demokratie-Managements, die bis in die Ära Eisenhower – oder noch weiter – zurück reichen, stellen bis heute ein Skandalon dar

- in eben jenem Milieu, wo seit 2017 tapfer auf die Seite geblickt wurde, wenn die, nein: unsere Schlapphüte gegen das verhasste Trumpeltier vorgingen (©  Mephistopheles aus Datschiburg).

Leider litt und leidet die “progressistische Elite”, zu der Journos, “Gelehrte” und sogar akademisch gebildetes Prekariat gehören, an einer Heuchel-Krankheit in fortgeschrittenem Stadium, frei nach dem Motto:

Was bei Allen Dulles noch antidemokratisch und Unrecht war, kann man DNI-Direktor James Clapper und FBI-Chef Comey gleichen Vornamens durchgehen lasssen, weil es ja gegen das böse Trumpeltier ging.”

Nun soll man Vergleiche nicht überstrapazieren

und dieser Blogger sieht klare Unterschiede zwischen der Operation Mockingbird und der in den Twitter Files sichtbar werdenden demokratisch-geheimdienstlichen Dauermassage des früheren Twitter-Managements:

  • Zum Beispiel ist der Auslandsgeheimdienst CIA nicht das FBI , das ja auch Spionageabwehr betreiben darf, woraus der Anspruch bezogen wurde, gegen den Residenten im Weißen Haus zu Felde ziehen zu dürfen/”müssen”  (“russische Desinformation”).
  • Man kann auch nicht von einer “Unterwanderung” oder “systematischen Korrumpierung” sprechen wie im historischen Vergleichsfall, als echte, Journos mit Karotte & Peitsche so lange “Mores gelehrt” wurde bis sie einlenkten. Stattdessen heuerten nun abgehende, kurz danach “ehemalige FBI-Mitarbeiter” im Dutzend bei Twitter an und arbeiteten dort im Management.    :mrgreen:
  • Weiters sprechen die speziell von Shellenberger aufgearbeiteten Vorgänge gegen allzu vereinfachende Thesen vom Outsourçing von staatlicher Zensur in private Unternehmen, die nicht an das First Amendment gebunden sind. Twitter hat intern tmmerhin diskutiert, ist letztlich aber der  FBI-Dauermassage erlegen und
  • vielleicht am wichtigsten: die angeblichen Nachfahren der damaligen Ingroup wurden zur Outgroup des heutigen Sicherheitsstaats und umgekehrt. Zumindest ist das auf beiden Seiten empfundenermaßen so. Ich will dieses “Fass” hier nicht aufmachen, habe aber meine Zweifel, ob (echte) Kapitol-Stürmer mit bemalten Gesichtern & Fellmützen Enkerl des militärisch-industriellen Komplexes der 1950er sind. Es fällt mir auch schwer, in den gelackten Repräsentanten des heutigen Tiefen Staats die Gesichter der Anti-Vietnamkriegs-Demonstranten aus den 1960ern zu erblicken. Aber lassen wir das.

Zusammenfassend könnte man meinen:

“Tempora mutantur, nos et mutantur in illis“,

wie der Lateiner gesagt hätte.

Professioneller und näherungsweise verfassungskonformer ist das geheimdienstliche Demokratie-Management in den USA jedenfalls geworden.

Unabhängiger Journalist

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