Asylkrise: Wien tut, als könne es Krebs mit Aspirin bekämpfen

grundproblem_syrien_prozent_3Die österreichische Regierung, die von Asylkritikern und Guten Menschen für einen Falken gehalten wird, versucht mit seit Jahrzehnten angesammeltem juristischen Gepäck voranzukommen: Innovative Gesetzesauslegung & Gegengeschäfte müssten reichen. Das Kalkül ginge aber nicht einmal dann auf, könnte man das Grundproblem auf Syrien beschränken. Nachbemerkung zur hiesigen “verlorenen Generation”.

In diesem Fall hätte die Türkei nämlich noch 2,4 Millionen Syrer auf Lager, von denen sich viele eine Ansiedlung in Mitteleuropa gut vorstellen können (hängt davon ab, wie schnell im Land Frieden kommt und ob es in einem am Boden zerstörten Staat überhaupt eine anstrebenswerte Lebensperspektive geben kann – so wie in Deutschland 1945, nicht wahr).

Wahrscheinlicher ist, dass Erdo-Deal und Durchwurstel-Gutachten - siehe hier und hier - vielleicht noch drei, vier Monate Zeit verschaffen und die gängigen Macheloikes mit den Daten vielleicht noch einmal so viel.

Dann ist aber “Sense” (es sei denn, Kommission und EZB erlauben, alles mit Schulden zu finanzieren, dann geht’s noch ein bisschen).

Lockende Sozialparadiese

So seltsam das klingt, haben Schweden & Österreicher auf der einen Seite und Deutsche auf der anderen unterschiedliche Flüchtlings-Probleme.

S & Ö leiden daran, dass eine ungebremste Einwanderung in den nächsten zwei bis fünf Jahren ihre auf Erwerbsarbeit aufgebauten Solidar-und Sozialsysteme in die Luft sprengen wird – was in der Bundesrepublik noch nicht ganz so krass aussieht.

Dafür sind Freund Piefke ein paar Hunderttausend Einreisende abhanden gekommen und das kann in ein Sicherheitsproblem ausarten, das noch viel krasser ist. Wenn die Verursacher/Zulasser des zuerst geschilderten Problems Glück haben, explodiert das zweite Problem früher und deckt zu, dass das erste überhaupt jemals existent war   ;-)    .

Schwer zu sagen, was das unangenehmere Leiden ist, aber wenn ich persönlich eine Wahl zwischen dem deutschen und österreichischen Asylproblem treffen müsste, würde ich mich für das englische oder französische entscheiden.

Die Regierungen dieser Nationen waren beim Anrichten des blutigen Chaos im Mittleren Osten die wohl verlässlichsten Zureicher unseres Welthegemons. Frankreich und England müssen daher den geringsten blowback aus ihrer Politik hinnehmen, ist doch logisch  :mrgreen:   . 

Folgend eine Tabelle, in der die Asylanträge 2015 auf die Einwohnerzahl bezogen werden.

Attraktivste Asylländer 2015
 Anträge  Einwohner (Mio.)  EW/Antrag
 Schweden  162.550  9,7  60
 Österreich  88.912  8,6  96,5
 Finnland  32.345  5,5  169,2
 Deutschland  476.620  81,2  170,4
 Italien  84.085  60,8  723
 Frankreich  75.760*)  66,4  876,7
 UK  39.000  64,9  1663,5

Quelle: BAMF Asylstatistik 2/16, Eurostat *) Dezemberzahlen aus anderem Daten-Bestand

Die Tabelle zeigte keine Ausnahmeerscheinungen wie beispielsweise Ungarn und Griechenland, die Sonderfälle sind, die die Problemdarstellung unnötig verkomplizieren würden.

Die Ungarn sind sowieso fein raus, weil die hatten vorteilhaft viele Asylanträge, mehr als die Schweden, aber praktisch keine verbleibenden Flüchtlinge, weil alle weitergewandert sind, freiwillig.

Seitenverkehrtes Spiegelbild sind die Griechen, die zwar kaum Anträge vorweisen können, dafür aber 50.000 ungebetene Gäste im Haus haben. Die wollen zwar nicht bleiben, können aber nicht weiter. A blöde G’schicht.

***

Während der nächsten Wochen und Monate wird man sehen, ob unsere mitteleuropäische Asylkrise eher was mit

  • dem konkreten Krieg in Syrien oder einer
  • massenhaften Völkerwanderung ins reiche Europa zu tun hat.

Für meine Person glaube ich, dass es eine Mischung aus allen drei Faktoren ist. Erdo erpresst zwar die Europäer, kann das aber nur tun, weil sich im Süden seines Landes viele Hunderttausend verzweifelte Vertriebene befinden, die fast alles tun würden um aus den Lagern herauszukommen.

Gleichzeitig haben wir aber eine mittelöstliche Variante jenes Heerlagers der Heiligen vor uns, das ein französischer Schriftsteller schon vor mehr als 40 Jahren vorweggenommen hat.

Einwanderer aus Afghanistan

Solches geht schon aus der Aufmachergrafik hervor, die zeigt, dass im vergangenen Jahr knapp drei Viertel der Asylwerber in Österreich gar nicht aus der Arabischen Republik gekommen sind (wahrscheinlich stammen noch mehr selbst deklarierte Syrer gar nicht von dort).

Im toten Winkel der syrischen Vertriebenen wandern wenig ausgebildete, dafür junge afghanische Männer ein, und zwar eher ins hiesige Sozialsystem denn in den Arbeitsmarkt (bzw. man importiert sie bewusst).

Schon eine kurze Analyse der 9.300 Unbegleiteten Minderjährigen (UM), die 2015 einen Asylantrag gestellt haben, zeigt, dass es sich dabei nicht um Waisenkinder aus dem syrischen Bürgerkrieg handelt (wie sie von der Tränendrüsendrückkolonne verkauft werden).

Die UM sind zu 83 Prozent älter als 14 und zu 10 Prozent gar nicht mehr minderjährig (wie die Behörde entgegen den Eigenangaben der Antragsteller glaubt; die festgestellte Volljährigkeit kann sich allerdings auch auf ältere Verfahren beziehen. Das Innenministerium behauptet, keine Statistiken über die Verdachtshäufigkeit zu führen. :-D  ). 

unbegleitete_minderjährige_prozent_5

Zu 68 Prozent kommen sie (nach Eigenangaben) aus Afghanistan und nur zu 12,5 Prozent aus Syrien.

Herkunft_UM_prozent4

Das ist im günstigeren Fall eine wirtschaftlich motivierte Immigration aus dem Land am Hindukusch.

Im ungünstigeren Fall handelt es sich um einen verdeckten Dschihad des Schwerts aus einer Weltgegend, die seit Jahrzehnten unter Einsatz vieler Milliarden wahhabitisch-deobandisch indoktriniert wird. 

Die standardmäßige Erwiderung, dass es sich bei den einen halt um Afghanen und den anderen um Pakistani handle, ist übrigens lächerlich. Es geht oft um daselbe ethnos, dessen Angehörige in derselben Großregion wohnen, dieselbe Sprache sprechen und dieselbe Religion praktizieren.

Genauso unsinnig wäre es zu glauben, man könne diese Jugendlichen leicht verstehen lernen, über ihre Altersgenossen hierzulande; die afghanischen Teenager stammen aus einem Land, in dem seit 35 Jahren Krieg/Bürgerkrieg geführt wird.

***

Die Kosten unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge sind schon in der Grundversorgung fünf Mal so hoch wie von Erwachsenen (95 Euro Tagsatz), die wirklichen Aufwendungen beginnen aber erst danach.

Solange der anerkannte Asylant/Schutzsuchende nicht als Lehrling oder Arbeitskraft produziert, ist sein Beitrag zur Wertschöpfung nur ein indirekter – als Rohstoff für die edukative Asylindustrie, vom Regelschulwesen bis zu den Erwachsenenbildungsorganisationen.

Man kann deren Werbeslogan geradezu hören, auch wenn er nicht ausgesprochen wird: Lasst uns in brains statt in bricks & mortar investieren ! Jeder Euro, der in die Bildung fließt, kommt fünf Mal wieder zurück !

Die Asylindustrie in ihren unterschiedlichen Ausprägungen spielt heute jedenfalls die Rolle der Bauwirtschaft, die früher erste Nutznießerin staatlicher Nachfragebelebungspolitik gewesen ist.

Das ist im wirklichen Leben zwar noch ein Stück verrückter als die bisherigen Kurbel-Projekte. Aber nach Keynesianischer Denkungsart muss auch das Verrückte funktionieren.

Schließlich hat sogar das Verbuddeln und Wiederausgraben von Banknoten einen Wohlfahrtseffekt  :-D  

“If the Treasury were to fill old bottles with banknotes, bury them at suitable depths in disused coalmines which are then filled up to the surface with town rubbish, and leave it to private enterprise on well-tried principles of laissez-faire to dig the notes up again (the right to do so being obtained, of course, by tendering for leases of the note-bearing territory), there need be no more unemployment and, with the help of the repercussions, the real income of the community, and its capital wealth also, would probably become a good deal greater than it actually is. It would, indeed, be more sensible to build houses and the like; but if there are political and practical difficulties in the way of this, the above would be better than nothing.” John Maynard Keynes, General Theory, Chapter 3

Was sind nun Krebs und Aspirin ?

Nun, der Krebs ist die Völkerwanderung, auf die ich oben hingewiesen habe. Dagegen mag es zwar kein wirklich langfristiges Allheilmittel geben, aber die Beseitigung von Anreizen, die zu ihr führen, ist schon ein großer Schritt.

Also zum Beispiel des Anspruchs auf Mindeststandards staatlicher Versorgung  sowie auf Gleichstelllung mit Anspruchsberechtigten der Gemeinschaft, in die der Asylant/Schutzbefohlene einwandert.

“Im großen Bild und cum grano salis” haben sie das nämlich – steht in Flüchtlingskonvention, Grundrechtecharta und EU-Richtlinien. Das haben wir bereits gewusst und das sagen jetzt auch die Professoren.

Das sind mächtige Migrationsanreize für Menschen, denen ihre Regierung womöglich nicht einmal eine Straße in’s Wohnviertel gebaut hat.

Und was ist das Aspirin ? Wenn sich ein Staat bestätigen lässt, dass er notfalls Asylverfahren verzögern darf oder dass er nicht verpflichtet ist, Familienbehilfe an die relativ kleine Gruppe der Schutzbefohlenen auszuzahlen.

Das ist, wie die Zahl der jährlich eingebrachten Anträge von 89.000 auf 37.500 zu senken und hinterrücks ein paar Zehntausend Syrer anzusiedeln, in- oder außerhalb der Resettlement-Statistik (2015 waren’s grad einmal 759 und da machen sich Steigerungen um ein paar tausend Prozent vielleicht nicht so gut). 

asylanträge_2012_2016_jahreszahlen_4

Nachbemerkung zur hiesigen “verlorenen Generation”, 1.4.2016, 13.20 Uhr : Vor gar nicht allzu langer Zeit war es unter den Politicos modern, sich öffentlichkeitswirksam Sorgen über die hiesige “verlorene Generation” Jugendlicher zu machen, die weder in die Schule gehen, noch einen Job haben. 75.000 sogenannte Neets (“Not in Education, Employment or Training”) soll es bei uns geben.

Teilweise geisterten absurde Vorstellungen herum, die eher darauf hindeuten, dass das primäre Interesse schon damals in der Auslastung des Staatlich-Sozialarbeiterischen Komplexes (SSK) bestand – wie zum Beispiel die Jugendlichen durch individuelles Coaching zum Wahrnehmen wichtiger Termine zu bringen.  Die Sorge ist jetzt weg, gottseidank gibt’s ja die Flüchtlinge.  

Unabhängiger Journalist

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