Um das bevorstehende Ende der Erdgasversorgung Westeuropas ist ein regelrechtes Dickicht aus Lügen, Missverständnissen und Fake News enstanden. Ignoranz bei Journos und “Hobby-Auskennern” hat zu dessen Entstehung ebenso beigetragen wie absichtsvolle Misinformation oder gezieltes Schweigen “professioneller Auskenner”.Zwei Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Vorbemerkung: Dieser Blogger hat sich in seinem früheren Berufsleben immer wieder mit dem Thema Erdgas beschäftigt
- aber erst vor gut drei Monaten begonnen sich näher damit auseinander zu setzen.
Auf dieser Basis erlaube ich mir folgende Urteile.
Ich behaupte nicht alles zu wissen oder fehlerfrei zu sein,bin aber, wie ich meine, informiert genug um ständig wieder gekäuten BS zu erkennen.
Eine immer wieder auftauchende landläufige Vorstellung, die auch von Politicos und einigen “Experten” gepusht bzw. toleriert wird, ist die von der kontinuierlichen Erdgasversorgung durch die Russen
- was z.B. auch der österreichische Industriellenpräsident ins Treffen führt, der am Schwarzenbergplatz in Wien Dutzende Fachleute beschäftigt, die ihn eigentlich aufklären müssten. Putin, der Gashahn-Abdreher, beflügelt aber auch die populäre Fantasie.
Die Wahrheit ist, dass die Befüllung der Speicher/der Gasverbrauch zutiefst saisonale Geschichten sind, wie mehr als zehn Jahre AGSI-Daten oder auch die Grafik überhalb des “Falzes” zeigen
(siehe grüne “Injections-Linie”).
Die hartnäckige Story ist insofern mysteriös, weil es sich letztlich gleich bleibt, ob zwischen Lieferanten und Verbrauchern ein “Puffer” eingezogen ist.
Es handelt sich “nur” um eine Frage der Zeit.
Das G’schichterl könnte eine harmlose “kommunikationstechnische Erklärung” haben (“Keep it short and simple”) – aber auch eine wesentlich problematischere.
Der zweite Punkt betrifft das allgegenwärtige Beschwichtigungs-Narrativ, das gewissermaßen in allen Formen und Farben daher kommt.
Am ärgsten ist wohl, wenn hohe Amtsträger der Republik oder Experten, die ihr ganzes Berufsleben in der Branche verbracht haben, frontal lügen
und beispielsweise behaupten, dass die aktuellen Füllstände in Mitteleuropa dem Durchschnitt der vergangenen Jahre entsprächen.
Normalerweise wird subtiler gelogen, beispielsweise mithilfe von gedrechselten Formulierungen oder gezielten Weglassungen.
Die Euro-/Rubel-Bezahlgeschichte ist auch etwas, das die Journaille im Westen zuächst (wohl bewusst) missverstanden hat. Der russische Präsident hat flexibles Agieren für die Übergangszeit angekündigt, das Prinzip der Bezahlung in Rubel stand aber nie zur Debatte.
Das freilich ist eine hohe Hürde, die Mitglieder der Sanktionsgemeinschaft nur schwer überspringen werden können.
Die Russen machen geltend, dass unter heutigen Sanktions-Umständen Devisen für sie nutzlos seien
- und dieses ihr Argument hat duchaus einen nachvollziehbaren “wahren Kern”.
Es könnte freilich auch ins Treffen geführt worden sein um zu verbergen, dass Moskau am Ende seiner Lieferfähigkeit angelangt ist
- zumindest beim gegenwärtigen Stand der Technologie sowie nur begrenzt verfügbarer (echter) Kapitalressourçen.
Grafik: Screenshot Webseite AGSI
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