Der Mythos der 0,2 Prozent

Er gehört zum Standard-Arsenal der Migrationsfreunde: der Hinweis, dass ja nur eine Million Flüchtlinge nach Europa gekommen sei, was gerade 0,2 Prozent der Bevölkerung der EU-Staaten ausmache, siehe z.B. hier  – somit eine offenbar vernachlässigbare Größe. Doch dieser Vergleich ist nicht angemessen. Warum bezieht man den Wert nicht gleich auf die OECD – dann wäre er geringer als 0,1 %!

Die Gegenüberstellung ist dem 1 Prozent an Sozialausgaben, das den Kosten für die Mindestsicherung  entsprechen soll, sehr ähnlich. Wie dort ist die Basis der Vergleicher rabulistisch, denn

  • die Flüchtlinge wollen nicht “in die EU”, sondern in eine Handvoll Staaten Mitteleuropas – und daher müssen die verwendeten 500 Millionen gleich einmal durch 5 geteilt werden (es mag ein paar Millionen – westliche – Mitteleuropäer mehr geben – aber auch ein paar Zehn- oder Hunderttausend Flüchtlinge mehr). Daher handelt es sich um ein ganzes Prozent der aufnehmenden Bevölkerung.
  • Besagte Million kam nicht im Lauf mehrerer, sondern 2015, binnen eines Jahres. Damit hat die Zuwanderung über Asylsucher nicht nur die Zahl der “Bruttogeburten” in den Aufnahmeländern übertroffen, nein, deren Zahl war z.B. in Österreich um etwa 25 Mal höher als die Zahl der Geburten abzüglich der dortigen Sterbefälle. Das lässt sich ohneweiters als beginnende Umvolkung beschreiben.
  • Derzeit zeichnet sich nicht ab, dass der Migrationsdruck Unqualifizierter auf Mitteleuropa nachlässt. Dort, wo das der Fall zu sein scheint (Deutschland), gleicht die Entwicklung eher der Ruhe vor dem Sturm. Über Italien rückt bereits das nächste Heerlager der Heiligen an.
  • Die Verringerung der Neuzugänge wird von der deutschen Asylbürokratie als “Verdauungspause” genutzt. Man erhöht die Schlagzahl für die Einbürgerung der Ankömmlinge in das Sozialsystem. So hat sich das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge/BAMF vorgenommen, im heurigen Jahr etwa 500.000 Sozialberechtigte neu zu erzeugen. In Österreich liegen die neuen Asylanträge noch immer um 29 Prozent über dem Wert des Vorjahres (BMI-Asylstatistik April), der im Gesamtjahr ja auf weniger als die Hälfte gedrückt werden soll.
  • Und schließlich geht es gar nicht um den oft bemühten “Platz”, also die Siedlungsdichte. Es geht darum, wie viele Zuzügler die ansässige Solidargemeinschaft aufnehmen will, was diese bereit ist, dafür auf sich zu nehmen und welche kulturelle Differenz sie toleriert. Die Kosten, die auf die hiesigen Beitragszahler durch die Zugänge ins Sozialsystem schon jetzt zukommen, sind auf der bestehenden gesetzlichen Basis nicht unwesentlich, siehe z.B. hier oder hier.

Unabhängiger Journalist

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