Die Süd-Druschba, durch die geschätzt die Hälfte der österreichischen Erdöllieferungen fließt, ist seit vergangenem Donnerstag unterbrochen und aus dem Wiener Politik-Pfuhl ist dazu kein Mucks zu vernehmen – ebensowenig in der hiesigen Journaille, der ansonsten keine Lappalie zu gering ist nicht thematisiert zu werden. Wenn dieser Zustand anhält, brauchen wir Ösis nicht auf den Winter zu warten “bis alle Hölle los bricht”. Interessanterweise scheint einzig ein viel geschmähter Diktatoren-Popanz aus einem Nachbarland Vorsorge für eine solche Situation getroffen zu haben. NB: MOL und Slovnaft zahlen.
Das Ereignis selbst ist von unzähligen falschen, irreführend unvollständigen und anderweitig vernebelnden Informationen umgeben,
sodass in die deutschsprachige Öffentlichkeit bis heute höchstens durchgesickert ist, dass nur Ungarn, die Slowakei und Tschechien von einer solchen Unterbrechung betroffen seien
- nicht aber Deutschland und Österreich.
Das ist meines Wissens falsch.
Wenn ich mich richtig erinnere, bekommen (Ost)Österreich und Süddeutschland große Teile ihrer Treibstoffe sehr wohl über die Druschba, allerdings über den Umweg Kroatien-Triest.
Von Triest, wohin z.B. auch Öl aus dem Golf per Schiff transportiert wird, wird Erdöl über die Transalpine Pipeline (TAL) in süddeutsche Raffinerien sowie nach Wien-Schwechat geleitet.
Dort wird das Rohöl zu Treibstoffen, mit denen z.B. Waren in lokale Supermärkte transportiert werden.
Die Unterbrechung betrifft übrigens auch kasachisches Öl (Österreich!), das von Sanktionen gegen Russland nicht einmal indirekt tangiert ist – theoretisch.
Die Unterbrechung kam angeblich aber deswegen zustande, weil der russische Druschba-Betreiber wg.der Sanktionen keine Durchleitungsgebühren an die Ukraine mehr zahlt (zahlen konnte).
Nun kann ich von hier aus nicht beurteilen, ob das seitens der Ukraine oder Russlands eine Ausrede ist;
seitens der Ukraine, weil man (weiter) maximalen Druck auf die EU ausüben will oder seitens Russlands, weil man in Wahrheit nur mehr bedingt lieferfähig ist – sowohl bei Öl als auch bei Gas (wie dieser Blogger schon länger vermutet).
Angeblich hat sich Budapest von der EU die Zusicherung geben lassen, dass Ungarn (via Kroatien) auch über russische Schiffe versorgt werden kann, “sollte mit der Süd-Druschba etwas passieren”
NB, 10.8. 2022, 17.15 Uhr: “Armageddon” lt. RIA erneut vertagt. MOL und Slovnaft sollen der Ukraine jetzt die Durchleitungsgebühren erstatten, was unter dem ansonsten mehrdeutig schillernden Sanktionsregime eindeutig zulässig ist.
Ob bzw. was die Deutschen und die OMV auch zahlen, schreibt RIA nicht. Mal sehen ob und, wenn ja, wo die nächsten “Probleme” auftreten.
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