Daniel, der Pul(l)itzer-Preisträger, hat einen neuen Yergin off gepullt. Der Mann, der vor 28 Jahren die autoritative Erdöl-Saga geschrieben hat, ist sich treu geblieben: Der schwarze Saft, sagt er, werde so bald nicht von der Bildfläche verschwinden, sei Gott sei Dank aber eh im Überfluss da. Diesem Hauptbefund hängt er ein paar modische Puzzlesteine zu CO2 und selbst fahrenden Autos an – und fertig ist der 500-Seiten-Wälzer. Derlei sei eine unentschlossene Haltung, moniert ein rezensierender Klimakatastrophen-Liebhaber. Yergin habe zu wenig kohärent geframt, und das Ergebnis sei “eine Geschichte ohne Zentrum”, eine “Roadmap für die… (nona)… Katastrophe”.
Der Besprecher in der New York Times, spätestens seit den Tagen Judith Millers immer mal wieder Fake News-Schleuder, ist mit Yergin absolut nicht zufrieden,
hauptsächlich weil es dieser an Eifer für die größte Zeitungsente des 21. Jahrhunderts gebrechen lässt;
dass es nämlich primär oder ausschließlich an den Industriestaaten läge, die bevorstehende Klimakatastrophe durch geringeren CO2-Ausstoß zu verhindern.
Der besprochene Autor-Prophet erweist der auf internationalen Konferenzen vereinbarten Klima-Konsenswahrheit zwar immer wieder die Ehre,
aber die Jahrzehnte lange Beschäftigung mit Zahlen, Daten und Fakten lässt sich doch nicht so einfach beiseite schieben und mit einer Pippi Langstrumpf-Weltsicht ersetzen (“Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt”).
Natürlich ist Yergin z.B. klar, dass die Emissionen der USA und der EU zusammen genommen nur mehr gut 20 Prozent der weltweit zirka 38 Gt. CO2 ausmachen (und besagtes Narrativ daher nicht stimmen kann)
- wovon ca. 30 – 40% im amerikanischen und europäischen “Transportsektor” entstehen (v.a.am Land: in PkW, LkW und Bussen – siehe EIA, Eurostat, EDGAR etc.
und dass daher der Anteil von Benzin und Diesel dies- und jenseits des Atlantik durchgerechnet gerade noch 7% des globalen CO2-Ausstoßes beträgt.
Zu den länderweisen Kohlendioxid-Emissionen 2019 siehe EDGAR 2020:
Unkritisch nachplappern tut Yergin das populäre CO2-G’schichterl trotzdem; obgleich – und da hat die NYT schon recht – ohne besondere Überzeugungskraft.
Greta “Pippi” Thunberg ist Yergins Sache zwar offenkundig nicht.
doch der Daniel denkt sich halt, wenn so viele Staaten & Medien den Unsinn ventilieren, dann wird’s über kurz oder lang schon Realität werden,
genau wie bei “peak demand”, wenn die Politicos per Gesetz den Betrieb von Verbrennungsmotoren einfach verbieten
oder wenn gar eine gefakte Seuche durch’s Land zieht, die den Leuten die Lust am Auto-Kaufen vergällt – siehe hier und hier – dann fällt die Nachfrage.
Last Minute Party-Prahler
Dabei ist Daniel ein Cornucopian wie er im Büchl steht, der Peak Oil schon immer für gequirlte Sch. gehalten hat.
Warum er, darauf aufbauend, wohlwollend über die Zumutung berichtet, die Konsumenten sollten freiwillig auf teurere und technisch unterlegene Batterie-Autos umsteigen,
bleibt wohl ewig das Geheimnis des Autors.
Yergin ist – und das gefällt dem Onkel in der Times sicher auch nicht – ein freaking Fracking-Fanboy,
der mit seinem neuen Buch just zu jenem Zeitpunkt auf den Tisch haut, wenn die Shale-Party sich g’rad dem Ende nähert
und das einst zum Wunder beförderte Strohfeuer wieder verschwindet wie der Gestank des Leibhaftigen
(siehe den jüngsten Rückgang der Förderung auf Monatsbasis, “wieder schwindende Netto-Öl-Exporte”, beispielsweise hier).
Drum erzählt unser Autor seine Erfolgsgeschichte mit dem Unhappy End auch auf eine Art und Weise, als hätte ein Virus der Branche den entscheidenden Dämpfer verpasst (wirklich blöd aber auch) .
Das ist im Wesentlichen diesselbe Ausrede, die für den Kredit induzierten slump in allen anderen Branchen auch herhalten muss.
Dem Energie-Konsulenten scheint irgendwie entgangen zu sein, dass Investoren dem “cash burning” zwar eine Weile bereitwillig zuschauen,
dass aber Schluss mit lustig ist, sobald die Aussicht Geld zu verdienen, ständig in immer weitere Ferne rückt.
Am Ende des ersten Teils wird jedenfalls treuherzig versichert, dass Shale
inzwischen als überragende Ressource etabliert ist, wie immer die weitere ‘Flugbahn’ (trajectory) verläuft”.
Mag ja sein, dass Fracking und Horizontal Drilling neue Technologien darstellen und dass die ursprünglichen Wildcatter im Barnett an ihre Mission glaubten
- aber das heißt noch lange nicht, dass es heute noch passende source rocks gibt, nicht einmal in den USA (der Monterey Shale lässt grüßen).
Außerhalb der USA schaut’s noch düsterer aus, wie das USGS laufend fest stellt, oder auch eine Ende 2016 erschienene chinesische Studie.
Die billigt die besten Chancen auf Tight Oil Westsibirien und Argentinien zu und jene auf schweres Öl dem Arabischen Becken.
Dieser Blogger ist KEIN PROPHET, der in die Zukunft schauen kann, er hält es aber für (bestenfalls) naiv, auf der Basis des heutigen Wissens eine Fortschreibung der “US-Erfolgsstory” der vergangenen zehn Jahre zu erwarten.
Es würde ihn wundern, wenn von den durch den Boom zusätzlich entstandenen 8 mbd in 15 Jahren überhaupt noch was da ist…
Aber wer weiß – vielleicht wird die Industrie ausgerechnet von Peak Oil vorläufig gerettet,
oder Washington DC klaubt die Scherben auf und finanziert die Förderung mit Steuermitteln oder Phantom-Ressourçen der Federal Reserve.
Es ist ja unbestritten, dass mit Fracking dichter, flüssiger oder gasförmiger Brennstoff gewonnen werden kann, der für eine Menge Anwendungen taugt,
z.B. für Polizeiautos oder Raketen-Treibstoffe…
Daniel Yergin, The New Map: Energy, Climate, and the Clash of Nations.2020
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