Euro-Energiekrise: Mysterien der Erdgas-Buchhaltung

Unerwartetes hat sich auch vergangene Woche im westeuropäischen Erdgas-System zugetragen: Deutschland schien (fast) das gesamte “Start-Handicap” der laufenden Heizsaison wett machen zu können – wegen des milden Winterwetters, wie der flüchtige Betrachter vermuten könnte; Doch die trügerische Verbesserung des deutschen “relativen Speicherstansds” kann sich auf Basis der Zu und Abflüsse nicht ausgehen. Ich wiederhole, was ich vor einer Woche gesagt habe: Hier wird massiv getrickst, vielleicht mithilfe österreichischer Behörden..AGSI_20_02_master_bearbeitetDieser Blogger weiß nicht, “wer hier welches Spiel spielt” und schlägt daher vor, umgehend zwei Hundertschaften unabhängiger und nicht erpressbarer Prüfer loszuschicken – eine nach Berlin und die andere nach Wien. NB: Problem “Daten-Abgrenzung”? NB2: Neufassung bis Fr. Nachmittag. NB3: Link Neufassung.

Der von diesem Blogger im Wochenabstand publizierte Überblick über die “relativen Speicherstände” des AGSI-Systems

erbringt für Deutschland aktuell einen Wert von minus zwei Prozent, was zum zweiten Mal in Folge eine (wenig glaubwürdige) massive Verbessserung besagter Kennzahl darstellt

(wobei in der vergangenen Woche  milderes Wetter und mehr Wind zweifellos eine gewisse Rolle gespielt haben – “Raumwärme” bzw. geringere Aktivität von “Schattenkraftwerken” für Windmühlen).

Aber dem Betrachter wird zugemutet zu glauben, Deutschland habe sich in den vergangenen 14 Tagen um 14 Prozentpunkte “verbessert” (während sich z.B. die Republik Österreich im gleichen Zeitraum geringfügig verschlechtert hat).

Die deutschen relativen Storage-Stände sollen nun dermaßen ins Positive gedreht haben, dass die letztjährigen Minderlieferugen bis zu Beginn der Heizsaison 21/22 in nur 14 Tagen fast völlig egalisiert worden sind.

Zur Erinnerung: Deutschland lag Anfang November 2021 um knapp 23 Prozent unter dem Vergleichstag des Vorjahres, zuletzt aber nur mehr zwei Prozent dahinter.

Eine Durchsicht der jeweiligen Ab- bzw. Zuflüsse während der vergangenen Woche ergibt folgendes Bild:

Minder-Verbrauch 2022(“netto” in GWh) Veränderung Storage
D  2857  + 3,5 pp
A  3084  + 1,9 pp

Zur Erläuterung:

Die in der 2. Spalte erfassten Minderverbräuche für 14. bis 20. Februar sind das Resultat zweier Subtraktionen:

  • Erstens der Entnahmen (“withdrawals”) vermehrt um die (eher kleinen) Zufuhren (“injections”) in diesem Zeitraum sowie
  • zweitens der Differenz dieser “Netto-Entnahmen”.

Das Ergebnis ist, dass es sowohl in Deutschland als auch in Österreich in der 7. KW 2022 ungefähr gleich hohe Netto-Minderentnahmen aus dem AGSI gegeben hat,

nämlich zirka 3.000 Gigawattstunden.

Das hat in Deutschland zu einer Verbesserung des “relativen Speicherstands” um 3,5 Prozentpunkte und in Österreich zu einer “Atempause” von lediglich 1,9 pp geführt

- obwohl die deutschen Speicher mehr als vier Mal mehr Gas beinhalten als die österreichischen.

Wenn, dann müssten ungefähr gleich große Minderentnahmen beim viel kleineren Speicher zu massiv höheren “Verbesserungen des relativen Speichertstands” führen.

Im “großen Bild” scheinen meine aktuellen “relativen Speicherstände” von D & A folgende Befuude zu suggerieren:

  • die Rückkehr zur “Normalität des Vorjahres” in Deutschland sowie
  • weiter tiefrote Zahlen bzw. Crashkurs in Österreich/Mitteleuropa.

Das kann so aber nicht stimmen.

Während unbestritten sei, dass die in Wien regulierten Gas-Speicher seit dem 1.11.2021 rund 10 Prozentpunkte mehr CH4 verloren haben als die deutschen,

ist die durch die Zahlen nahe gelegte Rückkehr zur Normalität beim großen Nachbarn im Norden wohl eher ein frommer Wunsch.

NB: Ein Leser dieses Blogs, der sich verdienstvollerweise eigenständig der Daten angenommen hat, sagt, dass die “Flussbilanz” der vergangenen Woche sehr wohl mit mit der Veränderung des deutschen “relativen Speicherstands” übereinstimmt und dass das etwas damit zu tun hat, welche Tage inkludiert wurden und welche nicht. Halte das für gut möglich, will es aber in den kommenden beiden Tagen, in denen ich keinen Zugriff auf den Blog habe, “nachhüpfen”. Melde mich, sobald das der Fall ist und ich ganz überzeugt bin. Danke an A.!

NB2, 25.2.2022, 9.45 Uhr: Es war Sonntag, der 13., den ich bei meiner Rechnung weggelassen habe (ohne böse Absicht, ehrlich), der den deutschen “Minderverbrauch” 2022 viel höher ausfallen ließ als in meinerTabelle vermerkt. Die Verbesserung des “relativen Speicherstandes” in Deutschland ist so viel plausibler und bei den absoluten Veränderungen des Storage gibt es sowieso kein Problem. Neufassung bis Mittag

NB3, 25.20.15.30 Uhr: Neufassung dieses fehlerhaften Beitragsd am 25. Februar hier.

Unabhängiger Journalist

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