Auf der wieder eröffneten Balkanroute sind allein im August 7.000 nach Mitteleuropa geschleust worden. Etwa die Hälfte suchte gleich um Asyl in Österreich an – im Endeffekt werden es wohl viel mehr. Drehscheiben der amtlichen Schlepper sind Bulgarien, Serbien sowie das Land des bösen Buben aus Ungarn. Die geheime Story des Wiener Flüchtlingsgipfels . NB zu den mysteriösen EASY-Registrierungen in Deutschland.
Auf dem am 13. Juni wieder in Betrieb genommenen neuen, alten Wanderweg lässt Serbien derzeit täglich 200 Flüchtlinge vor, die dann über Ungarn weiter ziehen dürfen.
Von den 6.900 Migranten, die im vergangenen Monat bei den Serben vorbeigekommen sind, haben etwa 47 Prozent in Österreich um Asyl angesucht. Der Rest ist vorerst in Ungarn und Serbien verblieben bzw. wurde nach Deutschland weiter gereicht.
Im Folgenden eine auf Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats basierende Tabelle, die zeigt,
- wo die Balkanroute-neu verläuft (die Hälfte der an diesem Pfad liegenden Staaten verweigert jede Einreise) sowie
- dass das Geschehen ein gemanagter Vorgang ist, der mit Unterstützung/Duldung der bulgarischen, serbischen, ungarischen, österreichischen und deutschen Behörden stattfindet. Also auch mit Hilfe Viktor Orbans, des Lieblings-Prügelknaben unserer guten westlichen Presse.
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Zuerst einmal ein Blick auf die UNHCR-Zahlen zu den geschätzten Ankünften.
Die Tabelle beruht auf den jüngsten erhältlichen Werten, denen von Anfang des Monats bis zum 21. September.
Die Daten können z.B. auf der Mittelmeerseite des Hochkommissariats, hier heruntergeladen werden. Die letzte, markierte Spalte zeigt die arrivals in Österreich. Die zentrale Zwischenetappe liegt in Serbien, wo seit dem 13. Juni täglich 300, seit dem 8. August nur mehr 200 Flüchtlinge weiter geleitet werden.
Diese Migranten kommen via Bulgarien, weil Mazedonien niemanden mehr ins Land lässt (Spalte E).
Auch Kroatien (Spalte G) und Slowenien (Spalte I) haben völlig dicht gemacht. Die frühere Balkanroute, über die z.B. im Herbst 2015 Hunderttausende gezogen sind, verlief auch über Mazedonien und Kroatien bzw. Slowenien.
Das Schlupfloch nach Mitteleuropa bleibt Ungarn, dessen Zahlen freilich mit Vorsicht zu genießen sind. Die Ungarn müssten, wenn sie nach den Regeln spielen und alle erfassen würden, viel mehr Registrierungen haben, denn die monatlich 3.000 bis 4.000 Ankünfte/Asylwerber in Österreich können nur über das Land der Magyaren gekommen sein.
Anhand von Google Maps etwa hier lässt sich der Wanderweg folgendermaßen eingrenzen: Von der Türkei kommend wandern die Migranten entweder über Hellas oder gleich direkt über die Grenze nach Bulgarien, von wo sie über Grenzübergänge im Westen nach Serbien gelangen. Von dort geht’s weiter nach Norden, nach Ungarn und Österreich.
Im Kopf ist zu behalten, dass der hier dargestellte Zeitraum nur drei Wochen beträgt und daher nicht mit den Zahlen eines ganzen Monats in einen Topf geworfen werden darf. Ich habe diese Periode aus Aktualitätsgünden ausgewählt, denn die estimated arrivals für den ganzen September liegen naturgemäß noch nicht vor.
Der besseren Übersichtlichkeit halber eine selbst gebaute Tabelle mit den kumulierten UNHCR-Zahlen von 1. bis 21. September 2016.
Serbien | Ungarn | Österreich | |
4200 | 728 | 2232 |
Berücksichtigt man, dass sich in dieser Periode die Zahl der in Serbien weilenden Migranten um etwa 500 auf 4.900 erhöht hat (UNHCR Serbia Update, 19 – 21. Sept.), müssen auf diesem Weg etwa 700 Menschen in die BRD weitergereicht worden sein. Das ist bei monatlich 16.000 bis 18.000 dort registrierten Neuankömmlingen (“Easy-Datenbank”) wenig.
Der Großteil der in Deutschland Ankommenden scheint mittlerweile den Weg über Italien/Tirol zu nehmen.
Der endgültige Bestimmungsort der Migranten auf der Balkanroute scheint Österreich zu sein, wo die besten Sozialangebote locken.
Beim bisher gezeigten Bild handelt es sich um Flows bzw. einen momentanen Zwischenstand. Es darf angenommen werden, dass die in Ungarn sowie in Serbien zwischenzeitlich Untergebrachten größtenteils in Österreich aufkreuzen werden. Ungarn und Serbien sind offenbar so etwas wie ein Pufferspeicher in der Heiztechnik.
47 Prozent wollen Asyl in Alpenrepublik
Dieses Bild bestätigt sich bei einer Analyse der Augustzahlen, die zwar “weniger aktuell” sind, die aber den Vorteil haben, dass für diesen Monat bereits die österreichischen Asylantragszahlen vorliegen. Auch hier ist zu beachten, dass es sich um dynamische Zwischenresultate handelt und dass in Österreich registrierte Neuankömmlinge noch nicht zwingend einen Asylantrag gestellt haben (zugelassen wurden).
Aber die Tabelle ermöglicht eine grobe Orientierung. Bei 6.900 geschätzten Ankünften in Serbien gab es 4.246 arrivals sowie 3.271 Asylanträge in der Alpenrepublik. Zum Vergleich: in Ungarn “schätzte” das UNHCR 1.267 Ankünfte.
Das ergibt für Österreich zunächst eine Maßzahl von 47 Prozent, gemessen am inflow am Anfang der Pipeline (noch einmal: der “Durchsatz” durch Serbien müsste eigentlich auf die einen Monat später gestellten österreichischen Asylanträge bezogen werden, die aber noch nicht vorliegen). Die Quellen sind wieder das UN-Hochkommissariat sowie das österreichische Innenministerium.
Ank. Serb. | Ank. Ö. | Asylantrag Ö. | Antrag Ö./Ank. Serbien | |
6900 | 4246 | 3271 | 47,4% |
Die Asylantragszahlen aus Ungarn aus dem August liegen noch nicht vor – diese sind aber ohnedies nur wenig relevant.
Auch wenn viele tausend Migranten in Ungarn einen Antrag gestellt hätten, hätte der größte Teil von ihnen bereits in Griechenland oder Bulgarien zuerst “EU-Boden” betreten, was sie in den Augen der ungarischen Behörden zu Dublin-Fällen macht.
Will der österreichische Innenminister gemäß Dublin nach Ungarn zurückschieben, wird er gebeten, stattdessen mit Athen oder Sophia zu sprechen.
EU-Versagen, informelle Hilfe für Griechenland
Die Europäische Union versagt bei der im vergangenen Jahr zugesagten relocation von 160.000 Flüchtlingen aus Griechenland und Italien gerade auf spektakuläre Weise – was auch das Fernbleiben von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beim Wiener Flüchtlingsgipfel erklärt.
Hier ein Beispiel, was der handzahme Mainstream journalistisch aus dem Treffen der Balkan-Routen-Führer macht:
Eine vom UNHCR produzierte Relocation-Karte zeigt, dass erst drei Prozent der vor einem Jahr zugesagten 160.000 Umsiedlungen in EU-Länder stattgefunden haben und dass z.B. von 66.000 Griechenland in Aussicht getellten relocations erst 4.100 durchgeführt wurden – 4.100 binnen 12 Monaten (die Schuld dafür liegt beileibe nicht nur bei den bösen Višegrad-Staaten).
Da sind die regierungsamtlichen Schlepper von Sophia, Belgrad, Budapest und Wien den Griechen eine größere Hilfe.
Die nehmen den Hellenen derzeit 6.000 Flüchtlinge ab, aber pro Monat (Messpunkt Serbien). Die werden dann nach Österreich und Deutschland durchgereicht, aber besagte Südosteuropäer helfen immerhin bzw. sie gehen daheim politische Risken ein – “Reputationsrisiko Orban” ).
Diejenigen, die auf Kosten ihrer Bürger und Budgets wirklich in die Bresche springen sind freilich die beiden Ersterwähnten.
Invasion der Afghanen
Es gibt ein deutliches Indiz, dass es sich bei all dem nicht primär um Geflüchtete aus Syrien handelt, wie die Tränendrüsendrückbrigade in den Zeitungen immer behauptet.
Dieses Indiz ist der Umstand, dass die meist größte Gruppe von Flüchtlingen aus jungen, angeblich aus Afghanistan stammenden Männern besteht (je weiter südöstlich, desto größer ist ihr Anteil).
Das, obwohl wie hier und hier angerissen, ansonsten weit und breit keine größeren Konzentrationen von Flüchtlingen aus Afghanistan zu sehen sind. Die geographisch nächsten Massierungen von afghanischen Flüchtlingen befinden sich an der Ostgrenze des Iran, etwa 4.000 Kilometer Luftlinie von Mitteleuropa entfernt.
So haben in Österreich im laufenden Jahr 9.709 (angebliche) Afghanen, aber nur 6.427 (angebliche) Syrer einen Antrag gestellt – das sind 30,3 bzw. 20 Prozent aller Ansuchen.
Die Regierenden am Ballhausplatz und in der Herrengasse wissen das natürlich – ziehen es aber vor so zu tun als würden sie es nicht bemerken.
In der Frage der Zählweise zur im Jänner vereinbarten “Asyl-Obergrenze” hat sich inzwischen die Arithmetik des vormaligen ÖBB-Schlepperkönigs und heutigen österreichischen Bundeskanzlers Christian Kern durchgesetzt (abzüglich der fiktiven Dublin-Fälle).
In der jüngsten Asylstatistik des Innenministeriums findet sich auf Seite 3 folgende Passage (eigene Hervorhebung):
Mit Stichtag 31. August 2016 wurden unabhängig vom Asylantragsdatum 26.419 Personen zum Verfahren zugelassen. Von 32.036 Asylanträgen 2016 wurden bis zum Stichtag 17.919 zum Verfahren zugelassen. Dies bedeutet, dass in Österreich eine inhaltliche Prüfung durchgeführt wird und Österreich daher zur Führung des Asylverfahrens zuständig ist. Zudem wurden 2016 bisher auch 8.500 Verfahren zugelassen, in denen die Asylantragsstellung bereits 2015 erfolgte.”
Diese Zählweise müsste jedenfalls auch inklusive Balkan-Route neu ausreichen um bis Jahresende durchzukommen.
Wie sagte schon Stalin? Wichtig ist nicht, wie abgestimmt wird, sondern wer die Stimmen zählt (bzw. wie sie gezählt werden).
Screenshot Youtube.
Nachbemerkung, 25.9.2016, 21 Uhr: Ein Emailschreiber hat gemeint, dass die in Deutschland neu Registrierten über eine extralegale/verdeckte Luftbrücke aus der Türkei eingeflogen werden, in einer vom dortigen Polit-Kartell organisierten Aktion. Ich kann dazu nichts sagen, außer dass das möglich ist, dass es aber Desinformation auf allen Seiten gibt.
Es ist aber richtig: Mir erschließt sich auch nicht, woher heute 16.000 bis 18.000 monatliche EASY-Registrierungen kommen sollen, nicht einmal diese relativ geringe Zahl – zu den Daten siehe z.B. hier die Grafik in der Mitte der Seite.
Wenn von der Balkan-Route neu höchstens ein paar Hundert oder Tausend nach Deutschland schwappen und auch der Brenner einigermaßen dicht ist – woher kommen dann diese neuen Registrierungen? Aus Tschechien, Polen oder Frankreich vielleicht?
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