“Das heißt aber gerade nicht, daß die multikulturelle Gesellschaft harmonisch wäre. In ihr ist vielmehr – erst recht dann, wenn sich wirklich fremde Kulturkreise begegnen – der Konflikt auf Dauer gestellt. Die multikulturelle Gesellschaft ist hart, schnell, grausam und wenig solidarisch, sie ist von beträchtlichen sozialen Ungleichgewichten geprägt und kennt Wanderungsgewinner ebenso wie Modernisierungsverlierer.” Daniel Cohn-Bendit, Thomas Schmid, 1991
Im Jahr 1991 schrieb der Daniel Cohn-Bendit zusammen mit seinem damaligen Mitarbeiter Thomas Schmid in der “Zeit” einen Artikel mit dem Titel “Wenn der Westen unwiderstehlich wird”.
Dieser ist Teil einer Trilogie, eine Art Zukunftsvision über die multikulturelle Gesellschaft – ein “Aufsatz”, von dem sich beiden Ideologen heute wohl wünschen, dass er nie veröffentlicht worden wäre.
In ihm wird versucht, die multikulturelle Gesellschaft einerseits als unausweichlich, sozusagen “historisch notwendig” darzustellen, andererseits wird sie aber einigermaßen realistisch gezeichnet – etwas, das den grünen Schülern des “roten Dany” bald abhandenkommen sollte (wenn sie öffentlich sprachen).
Der Deutsch-Franzose galt damals noch als “bunter Hund”.
Er war Multikulti-Dezernent in Frankfurt/Main und er kam wie sein Coautor aus der 68-er-Bewegung, “die gerade 50 wird”.
Nach ihren Studententagen wurden beide zunächst noch als als linksradikale “Spontis” eingeordnet.
Nach dem Ausflug in die Kommunalpolitik in den 1980er/1990ern wandelte sich der rote Dany zum Realo-Grünen und Bellizisten, der - rhetorisch fähig, wie er war (ist) – den NATO-Krieg gegen Serbien verteidigte.
Weiter ging’s als Abgeordneter im Europaparlament und “zentralistischer” Europa-Politiker, der z.B. 2012 mit einem “liberalen” Europa-Abgeordneten ein Manifest für den europäischen Bundesstaat verfasste.
Das machte ihn zum Liebkind auch unter vielen europaföderalistisch gesonnenen,”rechten Wirtschaftstreibenden”, die ihn hinter vorgehaltener Hand noch heute ihn höchsten Tönen preisen.
Inzwischen hat der alte Genosse aus SDS-Tagen erfolgreich den langen Marsch durch die journalistischen Institutionen absolviert, in denen er u.a. Chefredakteur einer konservativen Axel Apringer-Zeitung sowie später der ganzen Welt-Gruppe wurde.
Beobachter können in den so divergent scheinenden Lebensläufen unschwer jenes Bündnis erkennen, das die Gestalt wechselnde radikale Linke mit dem etablierten Polit-Gesindel eingegangen ist (das Dany & Thomas 1968 noch bekämpften bzw. zu bekämpfen vorgaben).
Ein Bündnis, das sich in Deutschland in der rot-grün-rosaroten GROKO manifestiert.
Dasselbe Bündnis, zeigt sich, wenn die deutsche Kanzlerin Angela M. mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron “Politik macht” – einer Figur, der Cohn-Bendit heute “in den A. kriecht”.
Diese zwei verbindet viel mehr als nur die Zuneigung zu Olympique de Marseille.
Bild: Wikimedia Commons SA 3.0
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